Basketball Glücksgriff macht die TG Neuss Tigers froh

Neuss · Eigentlich hatte John F. Bruhnke geplant, nur mit einer Importspielerin in die Jubiläums-Saison der Turngemeinde in der 2. Bundesliga Nord zu gehen. Doch als die Anfrage der Kanadierin Jill Stratton (27) kam, sagte der neue Trainer der Neusser Basketballerinnen natürlich nicht Nein.

 Jill Stratton (am Ball) gehörte schon in Opladen zu den positiven Erscheinungen – sowohl auf dem Platz als auch daneben. In Neuss wurde die Kanadierin mit offenen Armen empfangen.

Jill Stratton (am Ball) gehörte schon in Opladen zu den positiven Erscheinungen – sowohl auf dem Platz als auch daneben. In Neuss wurde die Kanadierin mit offenen Armen empfangen.

Foto: Miserius

Seit knapp zwei Wochen bereiten sich die Basketballerinnen der TG Neuss auf ihre am 3. Oktober mit einem Heimspiel gegen Krofdorf beginnende zehnte Zweitliga-Saison vor. Mit dabei: Jill Stratton. Und das ist eine fette Überraschung, schließlich hatten die Tigers mit Blick auf ihren Nachwuchs in Rückkehrerin Briana Williams (Opladen) nur einen Profi aus Übersee verpflichten wollen. Von diesem Plan ist Trainer John F. Bruhnke freilich gar nicht abgerückt.

Denn das ist die Geschichte zum Coup: Die 27-Jährige, 2015 von der University of Toronto zunächst zum Wolfpack Wolfenbüttel in die 2. Liga gewechselt, hatte nach zwei starken Jahren in Opladen (2. Liga) und einem bei den Capitol Bascats Düsseldorf (Aufstieg in die Regionalliga) wieder Bock aufs Erstliga-Unterhaus. Also nahm sie über ihre ehemalige Teamkollegin Leonie Prudent (seit 2018 in Neuss) Kontakt zu den Tigers auf. Die vermochten ihr Glück kaum zu fassen. Denn zum einen gilt die Kanadierin, die gerade an der Hochschule in Köln ihren Master-Abschluss macht und nächstes Jahr wohl zurück in ihre Heimat kehrt, offiziell als Studentin – gut fürs schmale Budget der TG-Basketballerinnen –, zum anderen ist die 1,80 Meter große Allrounderin, die für Opladen im Schnitt 14,6 (Saison 2016/17) und 11,0 Punkte (17/18) auflegte, einfach eine Klassespielerin. Ihre alte Trainerin Birgit Kunel (Opladen) sagt: „Jill ist ein äußerst angenehmer und unkomplizierter Mensch, der auf alle zugeht, menschlich wie auch sportlich eine Bereicherung. Sie ist flexibel auf den Positionen 1 bis 3 einsetzbar und ein echter Teamplayer, obwohl sie selbst absolute Scorer-Qualitäten besitzt.“

In Neuss ist sie auch deshalb „mit offenen Armen empfangen worden“ (Bruhnke), weil neben der talentierten Larissa Felten (pausiert studienbedingt) wohl auch Leonie Prudent (eng mit Stratton befreundet) ausfällt. Die 30-Jährige, in der vergangenen Saison so etwas wie die Verteidigungsministerin der Tigers, hat in ihrem Job im Bereich „Human Resources“ bei der Lanxess AG in Köln den nächsten Karriereschritt gemacht und muss darum basketballerisch kürzertreten. Bruhnke: „Sie bleibt zwar bei uns, steht aber nur sehr eingeschränkt zur Verfügung.“

Neu im Kader, den im Vergleich zur Vorsaison nur die US-Profis Natalie Bastian und Dara Taylor verlassen haben, ist zudem Marja Wucherer (19). Die ehemalige U16-Nationalspielerin, Tochter des ehemaligen Erstligaspielers Nico Wucherer (sein Bruder Denis Wucherer wurde 2005 an der Seite von Dirk Nowitzki Vize-Europameister), sammelte in Würzburg schon Zweitliga-Erfahrung. Der 1,78 Meter große Shooting Guard nimmt zum Wintersemester ein Studium in Köln auf.

„Damit ist die Kaderplanung abgeschlossen“, sagt der Coach, der mit großer Freude registriert hat, dass routinierte und weiter unverzichtbare Kräfte wie Jana Heinrich (33), Britta Worms (31) und Franziska Worthmann (32) noch (mindestens) ein Jahr dranhängen wollen. „Alle lechzen danach, eine erfolgreichere Saison als im vergangenen Jahr zu spielen. Und ich hole mir den Rat der erfahreneren Spielerinnen gerne ein. Ich empfinde es als Herausforderung, mit so tollen Frauen zusammenarbeiten zu können. Sie fordern, dass man sie fordert.“

Dass die Mannschaft im Grunde unverändert geblieben ist, sieht er als Vorteil und lobt die von Abteilungsleiterin Angela Krings geleisteten Vorarbeiten: „Sie hat das Beet so gut bestellt, dass ich zusehen kann, wie die Saat aufgeht.“ Strenggenommen ist selbst Briana Williams kein wirklicher Neuzugang, hatte die 27-Jährige doch schon in der Saison 2017/18 das Trikot der Tigers getragen. Bruhnke: „Sie ist fit, immer positiv, fröhlich und erstaunlich schnell – einfach gut fürs Team.“

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