Basketball Griff in die Trickkiste sichert Sieg im Derby

Neuss · Als es in Opladen am Schluss noch mal eng wird, weist TG-Trainer Antoine Braibant seine Basketballerinnen an, „nicht zu verteidigen“.

 Natalie Bastian traf in Opladen hochprozentig. Mit 25 Punkten führte die kleine US-Amerikanerin die TG Neuss Tigers zum Sieg.

Natalie Bastian traf in Opladen hochprozentig. Mit 25 Punkten führte die kleine US-Amerikanerin die TG Neuss Tigers zum Sieg.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Noch am Tag nach dem vielleicht befreienden 69:66-Erfolg (Halbzeit 37:31) der TG Neuss Tigers im rheinischen Derby der 2. Basketball-Bundesliga Nord beim BBZ Opladen hatte Trainer Antoine Braibant Spaß – und zwar an seinem gelungenen Griff in die Trickkiste kurz vor Spielschluss. „Damit habe ich alle überrascht.“

Das Finale lief so: Als die für Opladen tätige Kanadierin Heather Lindsay 40 Sekunden vor dem Ende zum 66:65 für die Gastgeberinnen traf, schien den Tigers eine Partie noch aus den Händen zu gleiten, die sie zuvor mehr als 35 Minuten bestimmt hatten. Doch nach einer Auszeit taten zwei Neusserinnen genau das Richtige: Zunächst holte Natalie Bastian, die mit hohen Quoten (3/5 Dreier für 60 Prozent, 11/18 Würfe insgesamt für 61 Prozent) 25 Punkte erzielte, die Führung zurück (67:66), dann angelte sich Leonie Prudent nach einem Fehlwurf Lindsays den vom Ring zurückspringen Ball. Um die Zeit zu stoppen, schickte Briana Williams kurz darauf Dara Taylor per Foul an die Freiwurflinie. Die US-Amerikanerin in Diensten der Tigers blieb cool, bescherte ihrem Team mit nur noch 7,9 Sekunden auf der Spieluhr einen Drei-Punkte-Vorsprung (69:66). In der von seiner Kollegin Grit Schneider beantragten Auszeit wies Braibant seine Mädels ausdrücklich an, „nicht zu verteidigen“, um dem Gegner den Weg zu zwei leichten Punkten am Korb zu ermöglichen. „Denn auch dann hätten wir ja gewonnen.“ Was der Belgier mit diesem taktischen Kniff unbedingt vermeiden wollte, war ein erfolgreicher Versuch von jenseits der Drei-Punkte-Linie oder ein Drei-Punkte-Spiel (Korb mit Foul und Bonusfreiwurf) – Szenarien, die das Match in die Verlängerung geschickt hätten. Dass der irritierte Gegner gar nicht mehr traf, nahm Braibant mit diebischer Freude  zur Kenntnis. Allerdings zeigte er sich auch überrascht, „dass diese Vorgehensweise hier wohl noch nicht so bekannt ist.“

BBZ-Trainerin Grit Schneider interessierten derlei Finten freilich nicht die Bohne. Ihre Kritik war eher grundsätzlicher Natur: „Wir haben leider mit unsere schlechteste Leistung in dieser Saison gezeigt. Wenn ich dann sage, dass wir trotzdem hätten gewinnen müssen, dann sagt das schon einiges über das Gesamtniveau aus.” Zustimmung bei ihrem für die Tigers zuständigen Amtskollegen fand sie damit indes nicht. Braibant resümierte nämlich zufrieden: „Wir haben dieses Spiel verdient gewonnen – und zwar als Team.“ Belegt sah er diese Aussage durch den Spielberichtsbogen: Der führte neben Natalie Bastian in Jana Heinrich, Franziska Worthmann und Britta Worms (alle 10) noch drei weitere Tigers mit zweistelligem Punktwert auf. Zudem trafen alle acht eingesetzten Akteurinnen. Braibant: „Das  macht mich stolz.“

Darüber hinaus  bemerkte er selbstverständlich auch Dinge, die nicht statistisch erfasst werden, aber ebenfalls enorm wichtig sind. Etwa die aufopferungswillige Verteidigungsarbeit von Ronja Spießbach gegen die Ex-Neusserin Briana Williams, deren 22 Punkte (0/3 Dreier) am Ende ein Muster ohne Wert blieben. „Dieser Sieg“, stellte der Coach darum glücklich fest, „war auch wichtig für den Kopf.“ Den aus Sicht der Tigers überaus gelungenen Abend beendete der charmante Wallone mit einer verbalen Verbeugung vor seinen Schützlingen: „Good Job, Ladies.“

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