Korschenbroich Bäckerei weicht Wohnheim
Korschenbroich · Seit Mittwoch herrscht große Betriebsamkeit auf dem Grundstück neben der Kirche St. Dionysius. Die alte Bäckerei wird abgerissen. Dort wird ein Wohnheim für psychisch Kranke errichtet. Investitionshöhe: 1,2 Millionen Euro.
Mit drei Monaten Zeitverzug rückte am Mittwoch die Aachener Abrissfirma "Esser, Coenen, Forsch" an der Hochstraße in Kleinenbroich an. Von der Rückfront frisst sich der Abrissbagger durch die unansehnliche Immobilie, die früher einen Lebensmittelladen und eine Bäckerei beheimatete und seit über zehn Jahren leer steht. Auf dem Gelände baut die Neusser Behindertenhilfe der Augustinus-Kliniken ein Wohnheim für psychisch Kranke. 16 Männer und Frauen sollen dort ab September 2011 ein neues Zuhause finden.
Für Wilfried Gaul (57), Geschäftsführer der Augustinus-Behindertenhilfe, geht jetzt alles Schlag auf Schlag: "Für den Abriss haben wir gut drei Wochen kalkuliert." Dass in diese Zeitspanne mit dem 5. September auch das Pfarrfest fallen wird, ist Gaul bewusst. "Wir werden alles versuchen, dass es möglichst wenige Störungen gibt." Wenn im vorderen Bereich die Keller verfüllt sind, soll der Grundstein für das zweieinhalbgeschossige Gebäude Anfang November gelegt werden. Die reine Bauzeit gibt Wilfried Gaul mit zwölf Monaten an: "Im Herbst 2011 soll alles für den Einzug fertig sein."
Zum Hintergrund: Das Wohnprojekt wird neben der Dionysius-Pfarrkirche errichtet. Geplant sind drei Wohngemeinschaften mit vier Bewohnern und zwei mit jeweils zweien. Ziel ist es, für den Einzelnen in diesen Wohngruppen so viel Selbständigkeit wie möglich zu schaffen. Betreut werden sollen sie von einem bis zu zwölf Fachkräften umfassenden Team, wobei Ansprechpartner rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Bei der Grundsteinlegung werden neben den Offiziellen auch die künftigen Bewohner zugegen sein. "Sie sollen sehen, wie ihr neues Zuhause entsteht", so Gaul. Für etliche Bewohner wird der Umzug nach Kleinenbroich eine Rückkehr in eine vertraute Umgebung werden. Gaul, der seit 1982 unterschiedliche Aufgaben — zunächst für die Alexianer-Brüder , später für die Alexius-Kliniken — erfüllt, ist ein Verfechter des neuen Konzeptes: Weg von der Konzentrierung der Wohngruppen rund um die Neusser Fachkliniken St. Josef und St. Alexis und hin zu betreuten Einheiten aufs Kreisgebiet verteilt.
Wichtig ist der Augustinus-Behindertenhilfe dabei, dass die Betroffenen in ihrem früheren Umfeld ein neues Zuhause finden. "Sie brauchen keine Krankenhauswelt mehr", betont Gaul. Allerdings hat sich bei ihnen eine chronifizierte Beeinträchtigung ergeben. Das ist der Grund dafür, dass sie in verschiedenen Lebensbereichen eine fachliche Unterstützung benötigen. Gauls Wunsch: "Wir wollen uns alle aktiv beim Pfarrfest 2011 einbringen." Dabei denkt er an Kaffee kochen oder Waffeln backen. Das wäre für ihn die beste Möglichkeit, sich ungezwungen kennenzulernen.
