Hoffnung schwindet Autogramme statt Asselauf

Jan Fitschen stand schon lange auf Hans-Peter Walthers Wunschzettel. Jetzt geht der Traum des Sportlichen Leiters in Erfüllung: Der Wattenscheider, vor drei Jahren in Göteborg sensationell Europameister über 10 000 Meter geworden, kommt am Sonntag zum Korschenbroicher City-Lauf. Der einzige Schönheitsfehler: Weil Fitschen seit fast einem Jahr ständig durch Verletzungen zurückgeworfen wurde, kann er sechs Tage vor seinem 32. Geburtstag nicht im "Lauf der Asse" starten.

 Der größte Moment im Läuferleben des Jan Fitschen war der Sieg bei den Europameisterschaften 2006 in Göteborg. Am Sonntag kommt er zum City-Lauf.

Der größte Moment im Läuferleben des Jan Fitschen war der Sieg bei den Europameisterschaften 2006 in Göteborg. Am Sonntag kommt er zum City-Lauf.

Foto: W. Birkenstock

"Er wird den Startschuss zum Familienlauf abgeben und anschließend fleißig Autogramme schreiben", sagt Hans-Peter Walther. Der Korschenbroicher Sportamtsleiter hat in den vergangenen Wochen mehrmals mit Jan Fitschen telefoniert. Beide einte dabei die Hoffnung, dass der Europameister von 2006 rechtzeitig zum Beginn der Saison fit wird, deren Höhepunkt die Leichtathletik-Weltmeisterschaft Mitte August in Berlin ist.

Doch die Hoffnung schwindet immer mehr: Auch im Trainingslager auf der Nordseeinsel Texel über Ostern hat Fitschen mehr auf dem Rennrad gesessen als ihm lieb war. "Für mich hat der 14. Aufenthalt auf unserer holländischen Insel ungewohnt viele Radkilometer bedeutet, bei denen ich aber zum Glück stets von anderen Läufern begleitet wurde, die ebenfalls alternativ trainiert haben. Dann waren aber auch wieder die ersten Laufversuche dabei, und nach einem erneuten Zwischentief, bin ich nun doch mit einem guten Gefühl nach Hause gefahren. Beim "Minidauerlauf" über 8 km in 4:10 min/km ging gar nichts, aber im Schildkrötenstyle, auf den ich zwei Tage später erneut umgestiegen bin, waren schon 7 km schmerzfrei drin. Uff, erneute Hoffnung . . . Nun also wieder jeden zweiten Tag ein bisschen weiter joggen und dann hat das ewige Radfahren und Aqua-Joggen hoffentlich bald ein Ende", schreibt er auf seiner Internetseite (www.janfitschen.de).

Vor einem Jahr sah die Welt des Jan Fitschen noch anders aus. Da lief er Anfang Mai im kalifornischen Palo Alto in 28:02,55 Minuten über die 10 000 Meter schneller als bei seinem Titelgewinn in Göteborg. "Ich war sicher, dass ich es in Peking ins Finale schaffen würde", wird Fitschen in der FAZ zitiert. Doch kurze Zeit später streikte die Achillessehne. Kaum war die Entzündung abgeklungen, folgte die nächste, diesmal an der Plantarsehne, die der Länge nach unter dem rechten Fuß verläuft.

Sie schmerzt noch immer. Fitschen hofft auf Besserung durch das Nervengift Botulinumtoxin A, kurz Botox genannt. Ein Arzt an der Charité in Berlin behandelt damit chronische Tennisellenbogen und setzt darauf, dass es auch seiner entzündeten Plantarsehne hilft. "Würde er nach der Injektion in den Fuß acht Wochen Pause machen, wäre die Entzündung mit Sicherheit weg - aber noch dazu jede Aussicht, bei den Weltmeisterschaften in Berlin starten zu können", zeigt die FAZ das Dilemma des Europameisters und zwanzigmaligen Deutschen Meisters auf.

"Klar hätte ich ihn lieber im Lauf der Asse an der Startlinie gesehen", sagt Hans-Peter Walther - zumal es im WM-Jahr ohnehin kaum deutsche Spitzenläufer gibt. Für das Laufspektakel am Sonntag hatte bis Montag jedenfalls noch keiner gemeldet, allen Bemühungen des Sportlichen Leiters zum Trotz. Deshalb griff er zu, als Jan Fitschen anbot, zu einer Autogrammstunde vorbeizukommen. "Wer weiß, wozu es gut ist", sagt Walther und denkt dabei perspektivisch: "Vielleicht gefällt es ihm bei uns so gut, dass er wiederkommt - dann aber als Starter im Lauf der Asse."

Alle Informationen rund um den 21. Korschenbroicher City-Lauf, Zeit- und Streckenplan des siebenstündigen Laufspektakels sowie Namen und Startnummern aller bis zum Meldeschluss angemeldeten Teilnehmer finden Sie am Freitag in der 24-seitigen NGZ-Beilage

(NGZ)
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