Sportlerwahl Aus der Trainerjacke zurück ins Trikot

Neuss · Fast zwei Jahre nach Ende ihrer Voltigier-Karriere feierte Antje Hill beim CHIO ein Aachen ein glanzvolles Comeback.

 Unverhofft kommt oft: Weil sich zwei Voltigiererinnen aus der S-Gruppe des RSV Grimlinghausen verletzten, feierte Antje Hill ihr Comeback auf dem Rücken von Arkansas. Weil die 26-Jährige dabei gleich beim CHIO in Aachen siegte, wählten sie die NGZ-Leser mit großem Vorsprung zur Sportlerin des Monats Juni.

Unverhofft kommt oft: Weil sich zwei Voltigiererinnen aus der S-Gruppe des RSV Grimlinghausen verletzten, feierte Antje Hill ihr Comeback auf dem Rücken von Arkansas. Weil die 26-Jährige dabei gleich beim CHIO in Aachen siegte, wählten sie die NGZ-Leser mit großem Vorsprung zur Sportlerin des Monats Juni.

Foto: Daniel Kaiser

Neuss . Antje Hill macht kein Geheimnis daraus: "Nach den Weltreiterspielen in Kentucky war bei mir die Luft raus." 2010 hatte sie auf dem Höhepunkt ihrer Einzel-Karriere die Silbermedaille gewonnen. Im Anschluss kämpfte sie sich mit dem Team durch die Saison 2011 und wurde Mannschafts-Europameisterin.

Dann zog die Psychologiestudentin einen Schlussstrich unter ihre herausragende Karriere und wechselte ins Traineramt der Neusser U18-Equipe. Zwei Jahre später ist die Neusser Mannschaft erneut für das kontinentale Championat qualifiziert. Doch aufgrund von zwei verletzungsbedingten Ausfällen (Kreuzbandriss bei Julia Dammer, Brustwirbelverletzung bei Antonia Fahle) herrschte bei Erfolgs-Trainerin Jessica Schmitz akuter Personalnotstand. Nur wenige Wochen vor dem CHIO in Aachen sprang Antje Hill ein und feierte in der Soers ihr vergoldetes Comeback.

In drei Wochen bestreitet die Ausnahme-Athletin nun – recht unverhofft – ihr sechstes Championat als Aktive. Es soll definitiv das letzte sein. Die Motivation jedoch ist so groß wie lange nicht mehr. "Die Pause hat mir sehr gut getan. Es fühlt sich wieder richtig gut an. Ich habe Lust auf das Voltigieren und es ist eine Ehre, noch einmal eine EM miterleben zu dürfen", sagt Hill in gewohnt bescheidener Manier.

Für ihre Rückkehr hat sie hart gearbeitet. In den Wochen vor Aachen habe sie im Training nach eigenen Angaben noch ein Sauerstoffzelt gebraucht. Dann flog sie in den lange geplanten Urlaub nach Kalifornien, wo sie ihren Freund in dessen Auslandssemester besuchte. Dort, sagt Hill, legte sie mit täglichen Laufeinheiten die wichtigen konditionellen Grundlagen. Mittlerweile sei alles "fast wie zu meinen besten Zeiten". Auch die Nervosität mache sich schon wieder breit, allerdings in positiver Form. "Ich mache mir selbst nicht mehr so großen Druck."

Ohnehin wird Antje Hill im österreichischen Ebreichsdorf kaum Zeit bleiben für ausschweifende Gedankengänge. Denn da sie auch ihre Funktion als Trainerin des Juniorteams wahrnehmen möchte, tritt sie in doppelter Funktion an, wechselt im Laufe der fünf Wettkampftage ständig zwischen Trikot und Trainerjacke. Vor allem in der Vorbereitung wird diese Doppelfunktion nun zu einer absoluten Herausforderung in puncto Zeitmanagement.

Hill pendelt derzeit fünfmal wöchentlich zwischen dem Neusser Nixhof und ihrer Wohnung in Bonn. Fünf bis sechs Stunden verbringt sie bei jedem Ausflug im Stall, um ihre Aufgaben in Senior- und Juniorteam abzudecken. "Ich möchte beiden Mannschaften gerecht werden", sagt die ehrgeizige und überaus trainingsfleißige Pferdeakrobatin. Die Motivation sei ihr Motor. "Auch das Feingefühl für das Pferd kommt allmählich wieder", beschreibt Hill, die in der vergangenen Woche ihr Psychologiestudium abgeschlossen hat und nun an ihrer Masterarbeit sitzt, die sie in der Woche nach der EM abgeben möchte. Dass Antje Hill auch dieses Projekt mit gewohntem Erfolg meistern wird, bezweifelt beim RSV niemand. Die junge Frau ist nicht nur auf dem Gebiet des Voltigierens eine herausragende Persönlichkeit – und auf jeden Fall eine würdige NGZ-Sportlerin des Monats.

Info Barbara Saur aus Neuss gewinnt den Trainingsgutschein über 50 Euro der medicoreha Neuss.

(daka)
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