Tennis Auf zum Denver Clan

Tennis · Patrick Haberland, geistig behinderter Sportler des TC Grün-Weiss Neuss, fliegt mit einem internationalen Team über den großen Teich, um in Colorado/USA an den "86. Tennis-Championships" (21. bis 29. Juli) teilzunehmen.

 Mit viel Gefühl am Ball: Patrick Haberland hat sich beim TC GW Neuss im Training so gut entwickelt, dass der 28-Jährige in der kommenden Saison in der regulären Medenrunde gegen Nichtbehinderte antreten kann.

Mit viel Gefühl am Ball: Patrick Haberland hat sich beim TC GW Neuss im Training so gut entwickelt, dass der 28-Jährige in der kommenden Saison in der regulären Medenrunde gegen Nichtbehinderte antreten kann.

Foto: L. Berns

Patrick Haberland hat in seinem Sportlerleben schon so einiges erlebt. Bei den "Special Olympics", den Sommerspielen für geistig behinderte Athleten, holte der Tennisspieler des TC Grün-Weiss Neuss 2010 an der Seite von Christoph Schmitz Gold im Doppel. Auch von den in München ausgetragenen "Special Olympics" auf nationaler Ebene brachte er Ende Mai ebenso wie seine Vereinskollegen André Appel, Theo Knuth, Thomas Peschkes und Boris Becker die Goldmedaille mit.

Doch nun wartet ein ganz besonderes Abenteuer auf den 28-Jährigen: Vom 21. bis 29. Juli finden in Denver die "86. Tennis-Championships" statt. Und Patrick Haberland ist dabei. Der Kleinenbroicher gehört zu einer von Philipp Augst zusammengestellten internationalen Truppe. Der Teamchef macht in der Schweiz den Job, den Hermann-Josef Müller (NTC Stadtwald) in Deutschland ausfüllt: er ist Sportkoordinator Tennis der Special-Olympics-Bewegung.

"Aber die Basisarbeit, die wird in den Vereinen geleistet", möchte Helmut Kloubertz, Vorsitzender des TC GW Neuss, festgehalten wissen. So ist Haberland Teil einer zurzeit 16-köpfigen Gruppe geistig behinderter Sportler, die bei Grün-Weiss seit 2005 intensiv betreut werden. Sie nennen sich selbst "Die Handicaps" und werden immer montags vom erfahrenen Trainer Eddi Twardokus angeleitet.

Das klappt so gut, dass Haberland demnächst in der Kreisliga gegen Nichtbehinderte um Spiel, Satz und Sieg kämpfen wird. Dass es dabei hin und wieder auch mal Prügel setzen könnte, kratzt den Olympiasieger nicht. "Ich kann gut verlieren, das macht mir nichts", sagt er und fügt erstaunlich abgeklärt hinzu: "Wenn du verlierst, musst du das zur Kenntnis nehmen, man kann immer was dazulernen."

Begonnen hatte er in Kleinenbroich mit Fußball, "doch seit zwölf Jahren ist Tennis mein absoluter Lieblingssport". Er sei körperlich fit, versichert er, "ich kann ganz locker drei, vier Stunden am Stück spielen". Nach seinen Stärken gefragt, kommt die Antwort prompt: "Mein Aufschlag, meine Rückhand, meine Vorhand — und meine Beinarbeit ist auch nicht schlecht ..."

Auf den Trip in die Heimat des Denver Clans freut er sich höllisch, zumal im Vorfeld sogar noch ein einwöchiges Trainingslager in der Schweiz auf dem Plan steht. Er fühle sich wie ein Halbprofi, "nur ohne Geld, aber dafür viel erfolgreicher".

(NGZ/rl)
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