Lokalsport Auf zu Olympia!

Neuss · Wie vor vier Jahren in Sotschi nimmt die Neusser Bobfahrerin Lisette Thöne als Ersatz-Anschieberin an den Winterspielen in Pyeongchang teil.

Diese Frau reißt mit. Wer Lisette Thöne auf Instagram oder ihrem Twitter-Account folgt, sieht vor allem eines: Einen fröhlichen Menschen, dessen ansteckendem Optimismus auch schmerzhafte Rückschläge nichts anzuhaben vermögen. Und das Stehaufmännchen aus Neuss ist wieder obenauf, fliegt mit dem deutschen Bob-Team am 3. Februar nach Pyeongchang in Südkorea - vom 9. bis 25. Februar Austragungsort der XXIII. Olympischen Winterspiele.

Wie vor vier Jahren in Sotschi fällt ihr die (undankbare) Rolle der Ersatz-Anschieberin zu. Als Bob-Cheftrainer René Spies am Sonntag nach dem zur Olympia-Generalprobe erkorenen Weltcup am Königssee die Starter im Zweierbob der Damen offiziell machte, fehlte der Name der 29-Jährigen. In Pyeongchang bringt Annika Drazek (BSC Winterberg), die vielleicht weltbeste Anschieberin, den Bob von Stephanie Schneider (Oberbärenburg) in Schwung, fährt hinter Goldfavoritin Elena Meyers Taylor (USA) um einen Platz auf dem Podest. Lisa Buckwitz (SC Potsdam) sitzt im Schlitten von Mariama Jamanka (Oberhof) und Erline Nolte geht mit Anna Köhler (beide BSC Winterberg) ins Rennen.

Fällt Nolte, die sich seit Wochen mit einer hartnäckigen Erkältung herumplagt, aus, schlägt die Stunde von Lisette Thöne, die sich am vergangenen Mittwoch beim internen Anschubtest in Oberhof den letzten noch freien Olympia-Platz als Ersatz-Anschieberin gesichert hatte. Darauf nun mit aller Macht zu hoffen, ist freilich ganz und gar nicht ihr Ding. Denn sie weiß, wie sich das anfühlt, wenn der Körper streikt: "Bis September lief bei mir in dieser Saison alles rund, nach fünf Jahren war ich endlich mal wieder verletzungsfrei. Doch dann klebte mir ein bisschen das Krankheitspech am Schuh." So verpasste sie den Weltcup im kanadischen Whistler, "weil ich davor zwei Wochen das Bett gehütet hatte und absolut nicht zu 100 Prozent fit gewesen wäre."

Sie verzagte indes nicht, getreu ihrem Motto: "Kopf in den Sand stecken hilft nicht. Also zu alter Stärke finden und Attacke!" Lohn war der Einsatz am Wochenende in Königssee als Bremserin von Anna Köhler. "Darauf habe ich mich sehr gefreut nach all meiner gesundheitlichen Misere ..." So ganz optimal lief es für das Duo am Fuße des Watzmanns allerdings nicht. Während Stephanie Schneider mit Annika Drazek ihren dritten Sieg in diesem Winter einbrachte, dabei mit 5,1 Sekunden für einen Startrekord sorgte und mit zwei Laufbestzeiten Olympiasiegerin Kaillie Humphries (die Kanadierin holte sich dafür zum vierten Mal den Gesamtweltcup) auf Platz zwei verwies, blieb dem Team BSC Winterberg/ESC Erfurt zeitgleich mit den Österreicherinnen Katrin Beierl und Victoria Hahn nur der zwölfte Rang. Den kommentierte Lisette Thöne fast trotzig: "Ich hatte absoluten Spaß - mehr gibt es nicht hinzuzufügen."

Bis morgen bleibt das deutsche Olympia-Bobteam noch im bayerischen Schönau, bevor an den heimischen Stützpunkten Athletiktraining angesagt ist. Vielleicht findet die Wahl-Erfurterin vor dem Abflug am 3. Februar nach Südkorea dann auch wieder Zeit für ihre Hobbys Lesen, Nähen und Kochen. Auf ihrer Seite imgaram.com/@lisettethoene ist ihr aktuelles Experiment für ein ausgewogenes Abendessen zu finden: "Belugalinsen als Basis, gebratener Hokaidokürbis für den Geschmack, Trauben für die Süße, Ziegenfrischkäse für die Deftigkeit und Rote Beete für die Regeneration. Einfach geil!"

(NGZ)
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