Sportlerwahl Auf rasanter Torejagd mit angerissenem Kreuzband

Neuss · Der Fußballer drohte lange auszufallen. Doch er lehnte eine Operation ab und schoss den VdS Nievenheim mit starken 25 Treffern in die Oberliga Niederrhein.

 Das Tor immer fest im Blick: Wenn die Teamkollegen schon aufstecken, fängt Alexander Hauptmann erst richtig an.

Das Tor immer fest im Blick: Wenn die Teamkollegen schon aufstecken, fängt Alexander Hauptmann erst richtig an.

Foto: Linda Hammer

Nievenheim (bes) Es ist etwas mehr als ein Jahr her, das war die Laune bei Alexander Hauptmann nicht gerade blendend. Nachdem sich der Stürmer des SSV Delrath das Kreuzband angerissen hatte, tingelte er von Arzt zu Arzt. Und schnell wurde klar: Eine Operation sowie ein monatelanger Ausfall sind unumgänglich. "Ich war bei drei Ärzten, alle haben dasselbe gesagt", erinnert sich der 25-Jährige, der das aber nicht wahrhaben wollte. Also suchte er sich einen vierten Arzt. "Der hat dann gesagt, dass meine Muskulatur drumherum stark genug ist, um das auch so hinzukriegen."

Es waren genau die Worte, die Hauptmann hören wollte. Er legte sich nicht unters Messer, wechselte im Sommer nach Nievenheim und erlebte dort die erfolgreichste Saison seiner Laufbahn. 25 Tore erzielte der Stürmer in der abgelaufenen Landesliga-Saison und schoss den VdS damit zum größten Erfolg seiner Geschichte: zum Aufstieg in die Oberliga. Dafür wurde Hauptmann von den NGZ-Lesern nun zum "Sportler des Monats" gewählt.

Geht es nach Trainer Marko Niestroj, eine richtige Entscheidung. "Ich habe selten so einen willensstarken Fußballer gesehen. Alex würde auch 180 Minuten rennen - selbst wenn wir schon 0:4 zurückliegen. Der geht mit dem Ball abends ins Bett", sagt Niestroj, der seinem Torjäger bescheinigt, einer der "Fußballverrücktesten zu sein, die ich je kennengelernt habe". Darauf angesprochen, muss Hauptmann lachen. Es stimme schon, dass er pausenlos an Fußball denke und so gut wie jedes Spiel gucke, das im Fernsehen läuft. Dazu ist er durch Internet und Zeitungen ständig auf dem Laufenden, was Transfers und sonstigen Klatsch angeht.

Diese Begeisterung trägt Hauptmann schon seit seiner Kindheit in sich. Seit er als Sechsjähriger bei seinem Heimatverein in Delrath zum ersten Mal auf dem Platz stand. Und obwohl er im Laufe der Jahre auf diversen Positionen zum Einsatz kam, schießt er am liebsten Tore. "Darum geht es doch im Fußball", sagt Hauptmann, der in seiner Jugend auch schon mal zehn Tore in einem Spiel erzielte. Trotzdem ist er niemand, der sich deswegen wichtiger als andere nehmen würde. "Jeder von uns hätte Sportler des Monats werden können. Ich habe nur das Glück, auf der richtigen Position zu spielen. Ich sehe die Auszeichnung als Lob für das ganze Team."

Umso mehr freut er sich, dass er mit diesem Team bald in der fünften Liga ran darf. Und vor allem beim Wuppertaler SV vor Tausenden Fans. "Ich kannte aus Delrath ja nur Sportplätze." Bereits das Spiel beim FC Remscheid sei etwas besonderes gewesen. Dass es jetzt ins Zoo-Stadion geht, ist noch mal eine Stufe höher einzuschätzen. Schließlich studiert Hauptmann in Wuppertal Sozialwissenschaften und Sport auf Lehramt. Trotzdem will er erst mal kleine Brötchen backen. "Wir sind für viele jetzt schon der erste Absteiger, weil wir mit Abstand die kleinsten Mittel haben", sagt er und kündigt an: "Wir sehen das realistisch und kämpfen ab dem ersten Spieltag um den Klassenerhalt."

(NGZ)
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