Korschenbroich Auf dem Kirmesplatz in Pesch Wäsche waschen, wie im Mittelalter

Korschenbroich · Die schlabbrige lange Unterhose will einfach nicht blütenweiß werden. Inka schiebt das Stoffstück immer wieder mit voller Kraft auf dem Waschbrett hoch und runter, befeuchtet es mit Lauge aus dem großen Holzbottich, rubbelt weiter – die Siebenjährige kommt richtig ins Schwitzen. Irgendwann hat sie genug. Inka steckt die Hose in die Mangel, dreht die Kurbel und zieht sie geplättet wieder raus.

 Wie ein Webstuhl funktioniert, zeigten die Mitglieder des Heimatvereins Wulfen den Marktbesuchern gestern in Pesch.

Wie ein Webstuhl funktioniert, zeigten die Mitglieder des Heimatvereins Wulfen den Marktbesuchern gestern in Pesch.

Foto: l. berns

Die schlabbrige lange Unterhose will einfach nicht blütenweiß werden. Inka schiebt das Stoffstück immer wieder mit voller Kraft auf dem Waschbrett hoch und runter, befeuchtet es mit Lauge aus dem großen Holzbottich, rubbelt weiter — die Siebenjährige kommt richtig ins Schwitzen. Irgendwann hat sie genug. Inka steckt die Hose in die Mangel, dreht die Kurbel und zieht sie geplättet wieder raus.

Puh, so anstrengend war es also früher Wäsche zu waschen — da ist Inka doch heilfroh, dass ihre Mutter Dagmar Lansen eine Waschmaschine zu Hause hat. Auf dem historischen Markt konnten die Grundschülerin und ihre Freundin Luisa (6) am Sonntagvormittag selbst herausfinden, wie Hosen, Röcke und Hemden vor ein paar Jahrhunderten gewaschen wurden. Zwar war Inka nachher aus der Puste, aber "das hat Spaß gemacht", sagte sie.

Mitglieder des Heimatvereins Schiefbahn zeigten ihr und allen anderen interessierten Besuchern, wie früher ein Waschtag ablief. Am Stand nebenan auf dem Pescher Kirmesplatz sponnen Mitglieder des Heimatvereins Dorsten Wolle und erklärten, wie ein Webstuhl funktioniert. Ein Holzschuhmacher gravierte Schuhwerk, auch Seiler ließen sich bei der Arbeit zusehen, in historische Gewänder gehüllte Vertreter des Kleingärtnervereins Korschenbroich hatten Saatgut alter Obst- und Gemüsesorten dabei. Im Festzelt ging es etwas moderner zu: Da gab es Kaffee und Kuchen, bunte Strickwaren und Stellwände mit Informationen über die verschiedenen Pescher Vereine. Doch auch draußen auf dem Platz war nicht alles Historisch — wie die Rollende Waldschule, etwa.

"Wir haben insgesamt 18 Stände hier", erzählte Christoph Türks von der Dorfgemeinschaft, die die Pescher 750-Jahr-Feier ausrichtet. Schützenfeste organisieren die Pescher ja ganz routiniert, aber ein historischer Markt war Neuland für sie. "Das war für uns eine Herausforderung", gab der Präsident der Donatus-Bruderschaft zu. Mit dem Ergebnis war Türks zufrieden, obwohl der Markt Vormittags noch nicht allzu gut besucht war. Doch nach dem Festumzug wurde es auf dem Platz richtig voll. Vor allem das Lager der "Communitas fontis vigor" beeindruckte ihn, die Männer und Frauen der Gruppe stellten das Leben im Mittelalter nach. Sie kochten ihr Essen in einem Kessel über dem Feuer, speisten an einer langen Tafel im Freien. "Das sieht toll aus", schwärmte Türks. Auch Inka und Luisa gefiel der Markt, am besten fanden sie das Wäschewaschen — "und das Stockbrot", sagte Inka.

(NGZ)
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