Ausstellung von "Help" über Minenräum-Aktionen Auf dem Boden lauert die tödliche Bedrohung

Unscheinbar liegt er, wie eine schwarze Schuhcreme-Dose, im Herbstlaub - doch von dem harmlos aussehenden Gegenstand könnte eine tödliche Bedrohung ausgehen, wenn er nicht entschärft in einer Vitrine zu sehen wäre: Es handelt es sich um eine Mine. Noch in vier Filialen der Stadtsparkasse Korschenbroich wird eine Ausstellung zur Minenräumung in Bosnien-Herzegowina der Hilfsorganisation "Help - Hilfe zur Selbsthilfe" gezeigt. "Help"-Geschäftsführer Wolfgang Nierwetberg (r.) und Mitarbeiter Philipp Mattes waren zur Eröffnung der Ausstellung zur "Aktion gegen Minen" gekommen. Seit 1997 beseitigt "Help" die tückischen Waffen auf dem Balkan. NGZ-Foto: L. Berns

Unscheinbar liegt er, wie eine schwarze Schuhcreme-Dose, im Herbstlaub - doch von dem harmlos aussehenden Gegenstand könnte eine tödliche Bedrohung ausgehen, wenn er nicht entschärft in einer Vitrine zu sehen wäre: Es handelt es sich um eine Mine. Noch in vier Filialen der Stadtsparkasse Korschenbroich wird eine Ausstellung zur Minenräumung in Bosnien-Herzegowina der Hilfsorganisation "Help - Hilfe zur Selbsthilfe" gezeigt. "Help"-Geschäftsführer Wolfgang Nierwetberg (r.) und Mitarbeiter Philipp Mattes waren zur Eröffnung der Ausstellung zur "Aktion gegen Minen" gekommen. Seit 1997 beseitigt "Help" die tückischen Waffen auf dem Balkan. NGZ-Foto: L. Berns

Der Geschäftsführer kommt aus Herrenshoff: Wolfgang Nierwetberg ist jedoch meistens auf dem Balkan zu finden. Die gestern in der Sparkassen-Geschäftsstelle an der Ladestraße eröffnete Ausstellung unter der Schirmherrschaft von Außenminister a.D. Klaus Kinkel gehört zu der von "Help" gestarteten "Aktion gegen Minen". In der kommenden Woche ist die Ausstellung in den Filialen an der Hauptstraße in Glehn und in Steinhausen zu sehen, in der Woche ab dem 27. November in den Geschäftsstellen in Herrenshoff und Pesch. Etwas von der lauernden Gefahr lässt sich beim Anblick der mit Absperrdraht dekorierten Vitrine erahnen.

"Diese Mine tötet alles Leben in bis zu 50 Meter Entfernung", erklärt Nierwetberg und zeigt auf ein größeres Exemplar. Andere Minen werden gebaut, um Menschen zu verletzen. Fallen lauern häufig unter den an sich gut sichtbaren Panzerminen: "Oft ist darunter eine Handgranate versteckt." Die Folgen dieser auch lange nach Ende der Kampfhandlungen tötenden Waffe ist an den Ausstellungswänden zu sehen: Kinder mit verbundenen Beinstümpfen, amputierten Armen.

Jedes Jahr sterben in Bosnien-Herzegowina 300 Menschen durch Minen, werden weitere 600 verstümmelt. Opfer wurden etwa drei kleine Kinder am "Fetten Berg bei Sarajewo", die in ein Minenfeld gelaufen waren: "Zwei Jungen starben sofort. Als unsere Helfer sich an die Stelle herangearbeitet hatten, war auch das Mädchen tot." Minen machen ganze Landstriche unbegehbar, lähmen den Wiederaufbau. "Help" mit Sitz in Bonn war eine der ersten deutschen Organisationen, die vor drei Jahren mit dem Minenräumen in Bosnien-Herzegowina begann.

Bis heute hat "Help" eine Zivilschutztruppe mit 350 Minensuchern ausgebildet, allein in Bosnien-Herzegowina 1,1 Millionen Quadratmeter verminter Fläche geräumt. "Help" ist auch im Kosovo und im Tschad aktiv. Minenräumen ist eine Sisyphus-Arbeit: "Mit der Sonde, die Metall anzeigt, kann oft nicht gearbeitet werden, da der Boden häufig voller Nägel, Dosen und anderer Metall-Gegenstände ist. Dann muss Stein für Stein umgedreht werden", erzählt Nierwetberg. Ein ganzes Jahr dauerte es, bis ein Team von rund 100 Menschen ein Minenfeld direkt neben einem Kinderheim geräumt hatte.

Ausländische Spezialisten und in Bosnien ausgebildete Minenräumer arbeiten zusammen - und auch unter ihnen sind Verluste zu beklagen: "Wir wurden gerufen, um zwei tote Fischer, die in einem Tunnel durch eine Mine verunglückt waren, zu bergen. Dabei ging eine weitere Mine hoch." Ein Polizist und zwei "Help"-Mitarbeiter, ein Schwede und ein Bosnier, starben. Doch die Arbeit muss weitergehen. Eine Karte in der Ausstellung verdeutlicht mit roten Punkten, wo überall im ehemaligen Jugoslawien minen-verseuchte Landstriche bekannt sind. Drei bis 30 US-Dollar kostet das Legen einee Mine, bis zu 1.000 US-Dollar dagegen ihre Räumung - zuviel für die finanzschwachen Balkan-Staaten.

"Help" wurde 1997 von der Europäischen Union um Hilfe gebeten. "Damals hatten wir gar keine Erfahrung mit Minen." Heute stehen Fahrzeuge und Spezialgerät zur Verfügung, wird der größte Teil - 18 Millionen von 33 Millionen Mark 1999 - des "Help"-Jahres-Etats in diese Aufgabe gesteckt. "Wir erhalten Geld vom Auswärtigen Amt und von der Europäischen Union." Doch auch Spenden sind notwendig, etwa für die Minenräum-Aktion am "Fetten Berg" (Spendenkonto für die "Aktion gegen Minen": 1 73 68 bei der Sparkasse Bonn, Bankleitzahl 380 500 00). Carsten Sommerfeld

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