Außergewöhnliche Sportarten Balancierend übers Wasser gleiten

Neuss · Stehpaddeln findet auf immer mehr Gewässern in Deutschland eine Heimat – auch auf dem Sandhofsee in Neuss. Die Sportart geht ursprünglich auf polynesische Fischer zurück.

 Auf dem Sandhofsee in Neuss bietet der Verein Pulchra Amphora Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene im Stand Up Paddling (SUP) an.

Auf dem Sandhofsee in Neuss bietet der Verein Pulchra Amphora Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene im Stand Up Paddling (SUP) an.

Foto: Ulrich Ziegler

Ganz gemütlich auf einem Brett stehen und übers Wasser gleiten ... Stand Up Paddling mag besonders auf Binnengewässern sehr entspannt und einfach aussehen, doch, um mühelos voranzukommen, muss einiges beachtet werden. „Es ist definitiv eine richtige Sportart und wer zum ersten Mal auf einem Brett steht, wird am nächsten Tag Muskeln spüren, die er davor nicht mal kannte“, sagt Ulrich Ziegler, Vorsitzender von Pulchra Amphora.

Die Sportart geht ursprünglich auf polynesische Fischer zurück, die beim Paddeln in ihren Kanus standen und wurde später eine komfortable Fortbewegungsart für Surflehrer, die so einen besseren Blick auf ihre Schüler haben und sie schneller erreichen können. Erst mit Beginn des 21. Jahrhunderts entwickelte sich Stand Up Paddling, für das es weder Wellen noch Wind bedarf, zu einer eigenen Wassersportart – sowohl im Freizeit- als auch im Wettkampfbereich. Am Wassersportzentrum am Sandhofsee können Interessierte sich die Ausrüstung ausleihen und einen Schnupperkurs buchen. Und dann geht es nach einer kurzen Theorie-Einführung auch direkt aufs Wasser. „Zuhören ist hilfreich, aber eigentlich muss man das selber testen, um ein Gefühl für Board und Paddel zu bekommen“, so Ziegler. Gepaddelt wird auf speziellen Stand-Up-Paddle-Boards, die in Länge und Volumen stark variieren können – damit sie besser zu lagern sind, gibt es sie auch als aufblasbare Variante. Das Paddel sollte etwa eine Blattlänge größer sein als der Paddler selber. Auch zu beachten ist, wo man sich auf dem Board positioniert, wofür die Finnen auf der Unterseite gut sind – es gibt Bretter mit ein, zwei oder drei Finnen –, wie man es trägt und hinlegt und wie man sowohl vom Land als auch aus dem Wasser am besten aufsteigt.

Es gibt verschiedene Paddeltechniken: Im Grundschlag wird das Paddel immer wieder von links nach rechts gewechselt, der obere Arm drückt, der untere zieht. Um zu wenden oder zu bremsen, braucht man den Rundschlag. „Das lernt man natürlich nicht alles in einer Stunde, aber jeder schafft es eigentlich, direkt ein bisschen zu fahren“, sagt Ziegler.

Um Gleichgewicht und Gefühl fürs Board zu trainieren, kann man entweder über eine Reihe von Brettern gehen oder auch Turn- und Balanceübungen darauf machen. Die meisten Aktiven betreiben Stand Up Paddling als Freizeitsport, aber es werden auch regelmäßig Wettkämpfe und Meisterschaften ausgetragen. Hier gibt es unterschiedliche Disziplinen, zum Beispiel Distance Stand Up Paddling, Sprint, Slalom oder auch Polo. Wer nach dem Grundkurs und ein paar Stunden auf dem Board Lust hat, regelmäßig auf dem Wasser zu stehen, ist am Sandhofsee gut aufgehoben. Tina Funke von der Holzheimer SG, NRW-Landesmeisterin im Sprint und auf der langen Distanz von zwölf Kilometern, gibt hier für Fortgeschrittene Paddler-Kurse. Trainiert wird auf dem See ganzjährig – auch wenn das Wasser aktuell nur eine Temperatur von vier Grad hat.

Die Hauptsaison der Freizeitsportler startet im Mai, egal ob mit dem eigenen oder einem Leih-Board und egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene. Ziegler: „Zu den besten Zeiten sind dann knapp 200 Leute auf dem Wasser.“ Wer regelmäßig Paddeln will, kann sich einfach eine Zehnerkarten holen, eine Vereinsmitgliedschaft ist nicht nötig. Wem das Wasser nicht zu kalt ist, kann damit auch sofort loslegen – Stand Up Paddling ist als Einzelsport grundsätzlich auch unter den aktuellen Corona-Regeln möglich.

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