Korschenbroich AOK-Chef rügt Altenheim-Plan

Korschenbroich · Immer mehr Bürger sind aufgebracht: Sie wollen kein Altenheim an der Friedrich-Ebert-Straße in Korschenbroich – zwischen Bahn und Landesstraße 381. Für AOK-Chef Wilfried Jacobs ist der geplante Standort "völlig ungeeignet".

 Er kann den Altenheim-Plänen in seiner Heimatstadt nichts abgewinnen: Wilfried Jacobs, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland-Hamburg.

Er kann den Altenheim-Plänen in seiner Heimatstadt nichts abgewinnen: Wilfried Jacobs, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland-Hamburg.

Foto: Woi

Immer mehr Bürger sind aufgebracht: Sie wollen kein Altenheim an der Friedrich-Ebert-Straße in Korschenbroich — zwischen Bahn und Landesstraße 381. Für AOK-Chef Wilfried Jacobs ist der geplante Standort "völlig ungeeignet".

 Blick aufs Planungsamt an der Friedrich-Ebert-Straße/Hindenburgstraße: Dort, wo jetzt die Planer arbeiten, soll ein Altenpflegeheim gebaut werden.

Blick aufs Planungsamt an der Friedrich-Ebert-Straße/Hindenburgstraße: Dort, wo jetzt die Planer arbeiten, soll ein Altenpflegeheim gebaut werden.

Foto: L. Berns

Die Menschen werden immer älter, das gilt auch für Korschenbroich. Schon jetzt leben in der 33 400-Einwohner-Stadt 4660 Bürger, die 70 Jahre und ältere sind. Bis zum Jahre 2020 nimmt die Zahl der Senioren nochmals deutlich zu. Laut Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung gehören dann mehr als ein Viertel der Bevölkerung der Altersgruppe 60 bis 79 Jahre an. 7,4 Prozent der Bürger werden dann sogar das 80. Lebensjahr überschritten haben. "Auf diese Entwicklung muss sich eine Stadt vorbereiten", das begrüßt auch Wilfried Jacobs (68), Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland-Hamburg.

Allerdings kann der Chef der größten gesetzlichen Krankenkasse in Nordrhein-Westfalen den aktuellen Plänen von Rat und Verwaltung, an der Friedrich-Ebert-Straße ein Altenpflegeheim zu genehmigen, nichts abgewinnen. Jacobs, der das Areal als Pescher Bürger zwischen Bahnlinie und Landesstraße 381 bestens kennt, erklärte auf Anfrage der Neuß-Grevenbroicher Zeitung kopfschüttelnd: "Der Standort ist völlig ungeeignet." Und fassungslos fügt er hinzu: "Das ist eine kommunalpolitische Posse."

Was Menschen im Alter wollen, ist für Jacobs eine gute Anbindung an den Ortskern. Als gutes Beispiel führt er das Korschenbroicher Seniorenhaus des Rhein-Kreises Neuss an der Freiheitsstraße an. "Ich will die Stadt Korschenbroich ausdrücklich loben, dass sie über den demografischen Wandel nachdenkt, allerdings kann ich bei den aktuellen Plänen kein Konzept der Verwaltung erkennen." Viele Kritiker sagen schon jetzt, "hier soll mit der Grundstücksvermarktung an einen Investor schnelles Geld für Großprojekte" gemacht werden. Das will Jacobs nicht kommentieren, gibt aber zu bedenken: "Wer so engstirnig Politik macht und am Bürger vorbei Entscheidungen durchsetzen will, der braucht sich nicht zu wundern, wenn die Menschen ihre Stimme erheben."

Die Notwendigkeit für noch mehr stationäre Pflegeplätze und für altengerechte Wohnungen im Stadtgebiet sind für Jacobs klar gegeben. Eine Kombination von beidem ist für ihn "prinzipiell richtig": "Wir sind als gesetzliche Krankenkasse in den Entscheidungsprozess nicht eingebunden. Bei Krankenhäusern ist das anders", so Jacobs.

Und als Bürger der Stadt Korschenbroich gibt der AOK-Chef eine Empfehlung ab: "Die Entscheidungsträger wären gut beraten, nochmals über den Standort nachzudenken." Für den Profi im Gesundheitswesen bleibt das "Wohl der Senioren bislang auf der Strecke": "Hier kann man doch nicht mit dem Kopf durch die Wand. Ehe die Politik eine nicht rückgängig zu machende Entscheidung trifft, ist ein Boxenstopp angebracht, um die eigenen Pläne in Ruhe zu überdenken."

(NGZ/rl)
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