Sportfreunde Neersbroich feiern ihr 75-jähriges Jubiläum Anpfiff 1927 auf Wiese am Bolten-Weiher

Sportfreunde Neersbroich feiern ihr 75-jähriges Jubiläum · "Ganz am Anfang" - so wird wenigstens erzählt - "spielten die Sportfreunde noch um einen Baum herum", schmunzelt Jakob Meißner, zweiter Vorsitzender des Neersbroicher Vereins, "und die Kicker waren in den ersten Jahren auch noch nicht hier, sondern drüben auf dem Bolten-Weiher." Was vor 75 Jahren mit 15 Fußball-Begeisterten begann, hat heute wesentlich größere Dimensionen angenommen: 1.100 Sportler engagieren sich in dem Verein; neben Fußball werden auch Badminton und Basketball angeboten - auch zum Kinderturnen und zu Aerobic treffen sich die "Sportfreunde 1927 Neersbroich".

Vor der Gründungsversammlung galt es zunächst einige Steine aus dem Weg zu räumen. Die 15 jungen Männer bekamen, als sie sich zur Vereinsgründung in der Gaststätte Wefers trafen, von Wirt Robert Wefers die rote Karte gezeigt. Sechs Wochen lang betraten sie daraufhin als "Strafe" nicht mehr das Lokal, und schließlich gab der Wirt nach und holte die jungen Neersbroicher wieder zusammen und arrangierte ein Treffen mit Brauerei-Besitzer Carl Bolten. Der stellte sofort eine Wiese am Bolten-Weiher zur Verfügung, die jedoch auf die Dauer nicht der Belastung gewachsen war.

Bolten half den Sportfreunden erneut und bot ihnen das Gelände des jetzigen Sportplatzes an der Bruchstraße an - einziges Problem: Bäume und Sträucher machten das Fußballspielen auf diesem Waldstück unmöglich, so dass die Neerbroicher zunächst zu Axt, Säge und Spaten greifen mussten. Für fünf Schubkarren Heu pro Jahr pachteten sie noch ein benachbartes Stück Land, um den Platz zu vergrößern. Damit stand der offiziellen Abnahme durch den Fußballverband nichts mehr im Weg. Bei Wefers feierten die Kicker die Einweihung, und im dortigen Saal zogen sie sich auch vor den Spielen um, bis ihnen später ein Stall als Kabine zur Verfügung gestellt wurde. "Der erste große sportliche Erfolg", weiß Jakob Meißner aus der Vereinschronik, "wurde 1937 verzeichnet, als die erste Mannschaft in die Bezirksliga aufstieg."

Im selben Jahr kam es bei einem Spiel zum zehnjährigen Bestehen gegen eine Mannschaft aus Hardt zu einer Schlägerei: Der erste Vorsitzende der Gäste war in der braunen Uniform erschienen, was in Neersbroich nicht gut ankam und zu einer Prügelei führte. Zur Strafe durften die Sportfreunde keine Spiele mehr austragen - erst nach dem Krieg und nach Gesprächen mit den englischen Besatzungstruppen erhielten sie ihre Spielerlaubnis zurück. Sie waren mit ihren schwarz-gelb gestreiften Trikots mittlerweile unter dem Namen "Kartoffelkäfer" bekannt, den sie auch heute noch tragen. Zum 40-jährigen Bestehen gründeten Jakob Meißner und Karl Reh die Jugendabteilung in der heutigen Form.

1979 folgte der Bau eines Vereinsheims. "Viele haben dabei mit angepackt", erinnert sich Jakob Meißner, "und schon im Mai 1980 konnten wir in unser Clubhaus einziehen." Vergrößert haben die "Kartoffelkäfer" ihr Domizil jetzt noch mit einem Anbau, so dass hier bei Festen bis zu 140 Gäste bequem Platz finden. Mittlerweile zur guten Tradition geworden ist das Käfer-Spielfest, bei dem sich seit 1990 alle Familien Ende Mai zu Spielen auf dem Sportplatz treffen. "Daraus hervorgegangen sind die verschiedensten Abteilungen", so Jugend-Obmann Uwe Röpke, "von Badminton über Gymnastik und Aerobic bis hin zur Kinderspielgruppe."

Auch ein Strickclub hat sich seit 1980 etabliert: Frauen, deren Ehemänner sich zum Kicken treffen, beschäftigen sich während des Trainings im Vereinsheim mit Wolle und Stricknadeln. Ein Fußball-Gehörlosen-Team mit Spielern von Aachen bis Krefeld existiert seit zwei Jahren nicht mehr. Einen Rückblick auf 75 Jahre Vereinsgeschichte halten die "Sportfreunde 1927 Neersbroich" an einem Festwochenende vom 7. bis 9. Juni. Ein Rheinischer Abend mit einem Festbankett gehört dann ebenso zum Programm wie ein "Bunter Abend" in der Bolten-Brauerei und ein Familientag. pk

(NGZ)
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