Eishockey Götterdämmerung in der Südparkhalle

Neuss · Analyse Der nordrhein-westfälische Verband beendet wegen des Corona-Virus vorzeitig die Saison, der Neusser EV kann und will die wirtschaftliche Entwicklung in der Eishockey-Regionalliga nicht mehr mittragen und trennt sich daraufhin von Cheftrainer Daniel Benske.

 Nicht mehr länger Trainer des Neusser EV: Daniel Benske (r.).

Nicht mehr länger Trainer des Neusser EV: Daniel Benske (r.).

Foto: Andreas Woitschützke

Zwei harte Schläge, die ursächlich nicht im Zusammenhang standen, haben den Eishockey-Regionalligisten Neusser EV schwer getroffen. Während der NEV-Vorstand noch beriet, wann und wie er seine Entscheidung, die Zusammenarbeit mit Cheftrainer Daniel Benske aufzukündigen, kommunizieren sollte, platzte die Mitteilung des Eishockey-Verbandes NRW herein, dass wegen des Corona-Virus der Spielbetrieb ab sofort für sämtliche Ligen des Verbandes abgesagt ist.

„Nach Rücksprachen mit dem Deutschen Eishockey Bund hat der EHV NRW die Entscheidung getroffen, den gesamten Spielbetrieb in allen EHV-Ligen ab sofort einzustellen. Das betrifft den Ligenspielbetrieb von der U7 bis einschließlich aller Damen- und Herrenligen.“ So vermeldete es der Verband auf seiner Internetseite – eine konsequente und erwartete Entscheidung, denn die drei höheren Ligen, die DEL, die Zweite Liga und die Oberliga, hatten angesichts der Corona-Epidemie ihren Spielbetrieb schon tags zuvor eingestellt und beschlossen, dass in dieser Saison keine Deutsche Meisterschaft ausgespielt wird.

Die zweite Hiobsbotschaft kam vom Neusser EV selbst: Die Zusammenarbeit von NEV und Headcoach Daniel Benske endet mit Saisonschluss. Dazu das Statement des NEV-Vorsitzenden Andreas Schrills: „Dies geschieht mit aller partnerschaftlichen Wertschätzung füreinander. Die sportliche und damit einhergehende wirtschaftliche Entwicklung, die die Regionalliga West im Saisonverlauf genommen hat, wollen wir als Neusser EV künftig nicht mehr mittragen. Die Kluft zwischen den Topteams der Liga und den kleineren Klubs wie uns wird stetig größer und ist perspektivisch nicht zu schließen. Wir haben deshalb von Vereinsseite die im Zweijahresvertrag festgeschriebene und für beide Parteien mögliche Option wahrgenommen, uns nach der laufenden Spielzeit voneinander zu trennen.“ Benskes Reaktion auf diese Situation ist angesichts der aktuellen Situation nun Makulatur: „Ich und meine Mannschaft, wir freuen uns auf die letzten Spiele. Wir wollen die Qualifikationsrunde gewinnen und so auf sportlichem Weg unsere Zugehörigkeit zur Regionalliga sichern.“

Hinter allem steckt das Problem der Liga, die aus wirtschaftlichen Gründen auf sieben Teilnehmer geschrumpft war, so dass die Hauptrunde schon als Doppelrunde gespielt werden musste und dem NEV nach 24 Spielen abgeschlagen den letzten Platz bescherte: katastrophale vier Punkte mit nur einem Sieg und 20 Punkten Rückstand auf Rang sechs. Dass es Benske trotzdem geschafft hat, seine Mannschaft immer wieder zu motivieren, spricht für ihn und sein Team, das etliche gute Spiele abgeliefert und dennoch meist knapp verloren hat. In der Saisonplanung hatte der NEV sich zum Ziel gesetzt, mit zwei potenten Ausländern den Abstand zu den Favoriten zu verkürzen. Der Lette Sergejs Piskunov, Torschützenkönig der Regionalliga Nord, war ein passender Zugang, doch er strich wegen fehlender beruflicher Perspektiven nach wenigen Wochen die Segel. Der Kanadier Jason Popek passt ins Team, stieß aber erst gegen Ende der Saison zum NEV – viel zu spät. Benske zur derzeitigen Lage: „Der NEV schafft den Spagat nicht mehr zwischen sportlichen Wünschen und finanziellen Möglichkeiten.“

Keine rosigen Aussichten für den NEV, der zur Jahreshauptversammlung im Frühsommer einen neuen Vorsitzenden suchen muss, weil Andreas Schrills dies schon vor einem Jahr angekündigt hat.

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