Jüchen Am Grab über das Leben reden

Jüchen · Altbürgermeister Rudi Schmitz schätzt den Jüchener Friedhof: Hier tauscht er sich mit anderen Menschen aus, hat dort mit anderen Politikern Entscheidungen vorbereitet und er genießt auch die Ruhe in parkähnlicher Umgebung.

 Lieblingsplatz Friedhofsbank: Hier hat Rudi Schmitz als Bürgermeister Gespräche geführt, hier trifft er als Altbürgermeister viele Menschen.

Lieblingsplatz Friedhofsbank: Hier hat Rudi Schmitz als Bürgermeister Gespräche geführt, hier trifft er als Altbürgermeister viele Menschen.

Foto: M. Reuter

Inmitten von Grabsteinen und Urnenstelen liegt der Lieblingsplatz von Rudi Schmitz (74). Der Altbürgermeister bevorzugt den Jüchener Friedhof als Ort für Gespräche mit den Bürgern oder zum Verweilen. Schon zu seiner Zeit als Bürgermeister kam er dort mit den Senioren, aber auch mit anderen Politikern ins Gespräch. "Ich sitze da natürlich nicht, um über den Tod nachzudenken. Ich sehe den Friedhof als Ort der Ruhe — er ist fast wie ein Park", meint Schmitz.

Auch manche politische Entscheidung sei an diesem Ort wenn nicht getroffen, so doch im Gespräch vorbereitet worden, erinnert sich der frühere Verwaltungschef. Noch immer trifft sich Rudi Schmitz dort mit Jüchenern zum Gespräch: "Als Kommunalpolitiker ist es sehr wichtig, mit dem Bürger in Kontakt zu bleiben. Warum soll ich großartig Plakate kleben, wenn ich an diesem Ort die Wähler direkt ansprechen kann?"

Seit vielen Jahren ist es für den ehemaligen Lehrer ein Ritual: Er schwingt sich auf sein Fahrrad und radelt zum Friedhof — ein Ritual, das ihm bis heute lieb ist. Mittlerweile kommen persönliche Gründe dazu: "Meine Eltern und Schwiegereltern sind hier begraben. Auch um ihre Gräber zu pflegen, komme ich immer noch vorbei", sagt Schmitz.

Eine Friedhofsbank ist Rudi Schmitz fast so vertraut wie einst sein Schreibtischstuhl im Rathaus: Manchmal hat er mehrere Stunden mit einem Bürger auf der Bank verbracht — auch, um über politische Entwicklungen zu sprechen. "Mir macht es viel Freude, mit den Leuten zu sprechen — auch wenn einige Mal über Entscheidungen gemeckert haben." Eine Lieblingsbank oder einen festen Platz hatte er auf dem Jüchener Friedhof nie: "Ich lasse mich immer dort nieder, wo es gerade schön ist oder wo ich mit den Leuten ins Gespräch komme."

Auf der "Freundschaftsbank"

Dies sei auf dem Friedhof in Alt-Otzenrath anders gewesen: "Dort gab es eine Bank, deren Sitzfläche nach innen gewölbt war. Ich nenne sie die ,Freundschaftsbank', weil man dort mit seinem Gesprächspartner zusammenrutscht. Dort habe ich ebenfalls viele Stunde verbracht", erinnert sich Schmitz.

Natürlich hat er in Jüchen noch weitere Lieblingsplätze, etwa den Sportplatz gegenüber seines Hauses oder bei Jüchener Sehenswürdigkeiten schaut er gerne vorbei. Allerdings fehlt ihm dort der Charme: "Das Schloss Dyck oder der Marktplatz sind für mich Orte des öffentlichen Lebens. Ein Friedhof oder eine Parkanlage ist für mich ein echter Lieblingsplatz. Dort hat man seine Ruhe, kann nur für sich sein."

(NGZ)
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