Korschenbroich Altenheim: Ausbaupläne gestoppt

Korschenbroich · Der Rhein-Kreis Neuss will in Korschenbroich zehn Millionen Euro investieren. Jetzt rudert er zurück und will den Umbau- und Erweiterungsbau des Kreisaltenheims erst einmal auf Eis legen. Der Grund: Es gibt zwei Investoren, die auf städtischem Grund ebenfalls Altenpflegeplätze planen.

 Die Freude über die Erweiterungspläne ist ihnen mittlerweile vergangen (v.l.): Hier präsentieren Einrichtungsleiter Manfred Sommerhäuser, Jürgen Steinmetz und Hans-Ulrich Klose noch die genehmigten Entwürfe.

Die Freude über die Erweiterungspläne ist ihnen mittlerweile vergangen (v.l.): Hier präsentieren Einrichtungsleiter Manfred Sommerhäuser, Jürgen Steinmetz und Hans-Ulrich Klose noch die genehmigten Entwürfe.

Foto: L. Berns

Der Rhein-Kreis Neuss plant als Träger des Seniorenhauses einen Um- und Ausbau. Die noch 17 vorhandenen Doppelzimmer sollen in Einzelappartements umgewandelt werden, zudem sollen 24 neue Altenwohnungen entstehen. Nachdem der zuständige Betriebsausschuss im vergangenen Oktober grünes Licht für die Maßnahme gegeben hatte, sollten zum Jahreswechsel Bagger und Baumaschinen an der Freiheitsstraße in Korschenbroich anrollen. "Daraus wird erst einmal nichts", bestätigte Landrat-Stellvertreter Jürgen Steinmetz auf Anfrage. Er hat das Projekt zunächst zurückgestellt.

Was passiert jetzt? Der Betriebsausschuss tagt am 16. Juni. "Ich habe darum gebeten, das sich das Gremium trotz bisheriger Zustimmung erneut mit dem Thema Kreisaltenheim befasst", sagt Steinmetz. Er will, dass das Vorhaben komplett überdacht wird. Für Steinmetz macht es wenig Sinn, dass im Ortskern möglicherweise zeitnah ein weiteres Altenpflegeheim gebaut wird. "Wir müssen jetzt abwarten und unsere Pläne dann den neuesten Entwicklungen anpassen", gibt der Landrat-Stellvertreter die Marschrichtung vor.

Für Bürgermeister Heinz Josef Dick ist die aktuelle Situation mehr als unbefriedigend. Er sitzt zwischen zwei Stühlen: Er möchte, dass der Rhein-Kreis an der Freiheitsstraße investiert, zudem muss er ernsthaft über die künftige Nutzung des noch bebauten Grundstücks Friedrich-Ebert-/Ecke Hindenburgstraße nachdenken. Die 6000 beziehungsweise 8000 Quadratmeter große Fläche befindet sich im Eigentum des Städtischen Abwasserbetriebs (SAB). Dort muss eine Halle zeitnah und kostenaufwendig saniert werden. Ein Grundstücksverkauf ist aber nur dann möglich, wenn es Ausweichflächen für den Abwasserbetrieb und die Stadtpflege gibt. "Ich habe nicht gezielt nach Investoren gesucht", sagt Dick. Allerdings bestätigt er die Absicht der potenziellen Käufer, auf dem Grundstück mindestens 80 Altenpflegeplätze bauen zu wollen.

Durch den Grundstücksverkauf könnte endlich eine stattliche Summe in die Kasse der Nothaushaltskommune fließen. "Vor 2013 wird sich auf der Fläche aber nichts bewegen", sagt Dick und meint diplomatisch: "Beide Einrichtungen können nebeneinander bestehen."

Dieser Prognose will Jürgen Steinmetz nicht folgen. Auch wenn er den demografischen Wandel im Blick hat, verfolgt er mit Sorge die Pläne geplanter Altenpflegeheime im Kreisgebiet: "Altenpflege hat sich zu einem Markt entwickelt." Der Rhein-Kreis schießt schon jetzt pro Jahr 20 Millionen Euro in die "Hilfe zur Pflege". Steinmetz stellt die Zahl der Heimplätze infrage. "Viele hilfsbedürftige alte Menschen möchten ihr Zuhause nicht verlassen, daran müssen wir bei allen Investitionen auch denken."

(NGZ)
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