Erster Bundesliga-Sieg in der Vereinsgeschichte Als Wiegerth gewann, ging die Rechnung auf

Von Volker Koch

Von Volker Koch

War es der Befreiungsschlag im Abstiegskampf? Mit dem 21,5:12 über den SV Sachsen Werdau feierte Ringer-Bundesligist KSK Konkordia Neuss am Samstagabend vor nur 110 Zuschauern in der heimischen Stadionhalle den ersten Erstliga-Sieg seiner Vereinsgeschichte. Sein erster Bundesliga-Sieg ebnete den Weg zum ersten Bundesliga-Sieg für den KSK Konkordia Neuss nach voraufgegangenen 22 vergeblichen Versuchen: Johnny Wiegerth schulterte nach 1:54 Minuten Sven Bock und legte damit im ersten Kampf des Abends den Grundstein zum 21,5:12-Erfolg der Neusser über den SV Sachsen Werdau. Foto:-woi

Genau eine Minute und 54 Minuten hatte das Geschehen auf der Matte gedauert, da hielt es Hermann J. Kahlenberg nicht mehr auf seinem Stuhl: Mit einer Behendigkeit, die ihm zumindest eine Nebenrolle in "Magic of the Dance" einbringen würde, tanzte der schwergewichtige Präsident des Kraftsportklubs Konkordia Neuss durch die fast leere Stadionhalle: "Als Johnny Wiegerth vier Punkte holte, wusste ich: Wir können eigentlich nicht mehr verlieren".

Anderthalb Stunden später war die Vorahnung zur Gewissheit geworden: Als Gotsja Papasjwili nach fünf Minuten und 25 Sekunden seiner Auseinandersetzung mit Georg Kromm als "technisch überlegener Punktsieger" die Matte verließ, da konnte der KSK das Duell der Sieglosen mit dem SV Sachsen Werdau tatsächlich nicht mehr verlieren: Die Hallenuhr zeigte genau 21 Uhr, als die Gastgeber uneinholbar mit 17,5:12 führten. Keine drei Minuten später war der Kampf auch schon beendet, denn Falk Scheibe trat gegen Max Schwindt nur zur Gratulation an: "Er hatte Fieber. Nur, wenn wir im letzten Kampf noch eine Siegchance gehabt hätten, hätte er sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und gerungen", bat Gästetrainer Michael Kramer um Verständnis für diese, von den ausgesprochen spärlich versammelten Fans mit Buh-Rufen quittierte Entscheidung.

Sei's drum: Mit dem 21,5:12 über den SV Sachsen Werdau hat der KSK im 23. Versuch - in ihrem ersten Bundesliga-Jahr waren die Neusser in allen 16 Meisterschaftskämpfen sieglos geblieben - den ersten Sieg in der Ersten Liga unter Dach und Fach gebracht. Ob er viel nützen wird im Kampf um den Klassenerhalt, muss der weitere Saisonverlauf zeigen: "Wir haben eigentlich in der Ersten Liga nichts zu suchen", meinte Kramer jedenfalls mit Blick auf die "beschränkten finanziellen Mittel" der Sachsen. Den Neusser Sieg indes hielt der Gästetrainer für vollauf verdient: "Die sind einfach ausgeglichener besetzt als wir."

Dafür waren allerdings zwei Umstellungen innerhalb des KSK-Teams nötig geworden: Johnny Wiegerth rückte wieder in die Klasse bis 54 Kilogramm, in der der Schwede erst in der Rückrunde, dann in "seiner" Stilart (griechisch-römisch), eingesetzt werden sollte. Nach 1:54 Minuten und 7:0-Führung hatte er Sven Bock geschultert - der erste Bundesliga-Sieg des 27-Jährigen ebnete den Weg zum ersten Bundesliga-Sieg des KSK. "Seit er hier ist, hat er auch schon drei Kilo zugenommen", schmunzelte Trainer Leo Schwindt über den leichtesten seiner Schützlinge.

Die Rechnung mit der zweiten Umstellung ging ebenso auf: Erich Marjalke, in der Rückrunde Freistilspezialist für die Klasse bis 85 Kilogramm, musste erstmals in der Klasse bis 97 Kilogramm "ran - Vincenzo Lipari fand sich sehr zu seinem Unwillen auf der Tribüne wieder - und hatte zweifaches Glück: Erstens brachte Hajk Bernhardt auch nur fünfeinhalb Kilo mehr auf die Waage als des Neussers 83,8 Kilogramm, zweitens humpelte der armenische Meister nach Marjalkes erstem Angriff mit lädiertem Knie über die Matte - und fand sich nach 2:39 Minuten auf selbiger wieder: Acht Punkte aus den Neusser "Sorgenklassen", in denen der KSK bislang leer ausgegangen war - da konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen. Ging es auch nicht, wenngleich vier Auseinandersetzungen an die Gäste fielen: Die in 58 Kilogramm kampflos, da der KSK wie angekündigt keinen Gegner für Dennis Nowka stellte.

Die in 63 Kilogramm wie gehabt: Lukas Czechanowski kämpft unverdrossen und aufopferungsvoll, ist aber letztlich überfordert - diesmal gegen Olaf Bock (0:15 nach 4:27 Minuten). Die in 130 Kilogramm ebenfalls wie gehabt: Jan-Ake Forslund ist ein guter Defensivringer, kann aber selbst keine Punkte machen. Die Folge: Liegt er einmal hinten, verliert der Schwede - diesmal mit 0:2 gegen den DM-Vize Rene Schiekel. Und die in 85 Kilogramm, wo Konstantinos Falias dem tschechischen WM-Dritten Pavel Frinta beim 0:2 einen beherzten Fight lieferte.

Die anderen Klassen offenbarten Neusser Stärken: Zaza Nozadze (76 kg Freistil) hielt Jesko Schröter souverän 10:3 in Schach. Walentin Birk (69 kg gr.röm.) hätte gegen Arne Brömme gerne mehr eingefahren als drei Mannschaftspunkte, doch nach einer 11:0-Führung reichte die Kraft nicht mehr (siehe: Zitate). Dafür machte Gotsja Papasjwili mit Georg Kromm wenig Federlesens, stand nach fünfeinhalb Minuten als "technisch überlegener Punktsieger" fest und hatte damit den KSK uneinholbar auf die Siegesstraße gebracht.

(NGZ)
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