Lokalsport Als Sankt Quirinus Frankreich bezaubert

Neuss · Vor neun Jahren warben Theo Hillen & Co. im Kostüm des Stadtpatrons für Neuss als Etappenort der Tour de France.

 Sankt Quirinus überquert die Alpen: Michael Schultze und Theo Hillen im Quirinus-Kostüm auf dem Anstieg zum majestätischen Col du Galibier. Der "Quirinus-Express" warb 2008 für Neuss als Etappenort der Tour de France.

Sankt Quirinus überquert die Alpen: Michael Schultze und Theo Hillen im Quirinus-Kostüm auf dem Anstieg zum majestätischen Col du Galibier. Der "Quirinus-Express" warb 2008 für Neuss als Etappenort der Tour de France.

Foto: TH

Auch mit fast 80 kann Theo Hillen noch träumen: Neuss als Etappenort der Tour de France, das wär's! Zweimal ist der Erfttaler die rund 3500 Kilometer lange Frankreich-Rundfahrt, die am Sonntag in ihrer 104. Auflage seit 1903 auf dem Weg nach Lüttich den Rhein-Kreis durchquert, schon selber mit dem Rennrad abgefahren. "Und das war irre! Wenn du so was mitgemacht hast, vergisst du das dein ganzes Leben nicht mehr."

Die Idee, die "Große Schleife" in die Quirinusstadt zu holen, sei im Grunde genommen bereits 2000 entstanden, möchte Hillen unbedingt festgehalten wissen. Damals gehört er zu einem von Guido Sanowski, Friedhelm Hamacher, Erwin Hinzmann und Michael Cremer (steuerte das Begleitfahrzeug) vervollständigten Quintett des Neusser Radfahrervereins, das sich in den Alpen auch dem legendären Anstieg nach l'Alpe d'Huez stellte. Weil sich damals auch Bürgermeister Herbert Napp (von 1998 bis 2015 im Amt) die Tour sehr gut in Neuss vorstellen konnte, ersannen der nach 27 Jahren als Leiter des Amtes für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gerade zur neu gegründeten städtischen Tochtergesellschaft "Neuss Marketing" gewechselte Hans Mietzen und Marc Hillen, Chef der PR-Agentur h1, einen Plan, wie neben der Deutschland-Tour auch der Branchenführer an Rhein und Erft gelockt werden könnte. Ihre pfiffige Aktion: Während der Frankreich-Rundfahrt 2008 ging der Neusser Stadtpatron mit dem "Quirinus-Express" auf große Fahrt. Theo Hillen und der ehemalige Berufssoldat Heinz Kutsch schlüpften dabei abwechselnd in ein Quirinus-Kostüm und warben direkt vor Ort für die alte Römerstadt. Die auf dem Wohnmobil angebrachte Tafel mit dem Schriftzug "Neuss freut sich auf die Tour de France" bewahrt Theo Hillen bis heute wie einen kleinen Schatz auf.

Den ersten Teil der "Quirinus-Tour" durch die Pyrenäen übernahmen Heinz und Karin Kutsch, Mitarbeiterin im Presseamt, um die Alpenetappen kümmerten sich Theo Hillen und sein treuer Partner Michael Schultze. Die Neusser avancierten schnell zu heimlichen Stars, ihre schweißtreibenden Auftritte am Streckenrand verfolgten an den TV-Geräten daheim bis zu 1,5 Millionen Zuschauer. "Rechnen wir die Bildschirm-Präsenz in Werbeminuten und die Abdrucke in den Zeitungen in Anzeigenpreise um, dann haben wir ein schönes Plus gemacht", zog der damals neue Stadtsprecher Michael Kloppenburg zufrieden Bilanz. Dass sich dem für "NE" ebenfalls als Botschafter tätigen Radprofi Jens Voigt der Neuss-Bezug nicht auf Anhieb erschloss, "ich dachte, die Spanier hätten Don Quichotte mitgebracht", tat dem Erfolg der PR-Aktion keinen Abbruch.

Bei der Königsetappe von Embrun nach l'Alpe d'Huez trat Theo Hillen als Quirinus vor die Kameras des französischen Fernsehens - bestens platziert kurz vor dem Gipfel des erhabenen Col du Galibier. Nach der zehnten Etappe von Pau nach Hautacam stellte Sascha Severin vom Presseamt in der ARD die vielbeachtete Antidoping-Initiative "Das Neusser Modell" vor. Vorher hatte ein Kamerateam des Ersten Deutschen Fernsehens den "Quirinus-Express" und Karin Kutsch, gerade dabei, eine der ungezählten Kehren hinauf zur Skistation in den Pyrenäen mit dem Spruch "Vive le Tour. Neuss. Future Ville-Etappe?" zu verzieren, entdeckt. Sankt Quirinus war damals ein Franzose.

(NGZ)
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