Josef Esser sammelt Geschichte in bewegten Bildern Als Filmemacher das "Gedächtnis Jüchens"

Josef Esser sammelt Geschichte in bewegten Bildern · Mit seinen Filmen über Menschen und Ereignisse ist Josef Esser das Gedächtnis der Gemeinde Jüchen. Der Hobby-Kameramann hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte seiner Heimat in bewegten und bewegenden Bildern festzuhalten. Sein privates Archiv umfasst beinahe jedes erdenkliche Ereignis aus Jüchen: Hochzeiten, Schützenfeste, Taufen, Beerdigungen, Ausflüge, kirchliche Feste und Konzerte aus mehreren Jahrzehnten werden von ihm aufbewahrt. Zu bestimmten Anlässen fasst er diese Schätze zu einem Film zusammen.

"Die Arbeit, die in einem solchen Film steckt, sieht niemand. Aber das Lob für die gute Arbeit ist mir Lohn genug." Vor einiger Zeit führte er sein Meisterwerk über die Fronleichnams-Prozessionen in Jüchen vor. Der Film beginnt mit Sequenzen aus dem Jahr 1935. Diese mussten nachträglich vertont werden, was Josef Esser wochenlange Arbeit bescherte. Glockenläuten, Böllerschüsse und eine Rede des Bischofs mussten so eingearbeitet werden, dass die Geräusche synchron mit den Bildern wurden. Weiter geht es im Film mit dem Jahr 1954, wo Esser als junger Mann zu sehen ist. Auch die Jahre 1991, 1993 und 2002 wurden eingefügt. Die Geschichte der Prozessionen zu Fronleichnam wurde so auf unterhaltsame Weise festgehalten.

Die Filme des 65-Jährigen könnten wohl ohne weiteres im Fernsehen ausgestrahlt werden, denn sie unterscheiden sich kaum von professionellen Aufnahmen. Dabei wurde der gelernte Kaufmann eher zufällig zum Kameramann. Zum 100-jährigen Jubiläum des Jüchener Schützenfestes bat ihn sein ehemaliger Lehrer Herbert Klinkhammer darum, die Feierlichkeiten zu filmen. Obwohl er 1974 mit dem Drehen anfing, traute er sich diese Aufgabe nicht sofort zu. Doch die Schützen waren begeistert von seinem Film. Schnell sprach sich sein Talent herum, und Josef Esser nahm ganz Jüchen vor die Linse.

"Ich drehe die Filme so, als wären sie für mich", erklärt er seinen Erfolg. "Ich bin mit Liebe und Herz dabei und nehme mir viel Zeit." Seine Lebensgefährtin Helene Könen ist oft mit von der Partie und bedient eine zweite Kamera. Sie habe das richtige Auge fürs Filmen und außerdem mache es einfach mehr Spaß zu zweit, betont Josef Esser.

Zu Hause werden die Aufzeichnungen in einem professionellen Schnittraum bearbeitet und je nach Thematik durch ältere Filme ergänzt. Auf diese Weise entstehen geschichtlich wertvolle Zeugnisse aus Jüchen und der Umgebung. Josef Esser sammelt dafür sämtliches Filmmaterial aus privaten Haushalten. Gerne nimmt er auch Bänder in nicht mehr aktuellem Format an, um deren Inhalt wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Sein momentanes Projekt muss spätestens im Jahr 2005 fertig sein. Zum 125-jährigen Jubiläum des Schützenfestes möchte er nämlich einen Film über alle Schützenkönige seit 1880 machen. Um diese Aufgabe bewältigen zu können, müsse er pro Tag "etwa drei Könige abarbeiten". Entstehen soll ein Film mit zahlreichen Anekdoten aus dem Jüchener Schützenleben. Er habe Aufnahmen von einem König, der betrunken auf einer Kuh reitet, lacht Josef Esser. Aber auch tragische Ereignisse werden zu sehen sein.

Hierzu gehört unter anderem die Zeit des Dritten Reiches. "Meine Aufnahmen zeigen, wer der NSDAP zugehörig war. Niemand kann sich daher vor seiner Verantwortung drücken und behaupten, sein Großvater hätte nichts damit zu tun gehabt", berichtet Josef Esser. An Ideen für weitere Projekte mangelt es ihm nicht. Gerne würde er einen Film über die Menschen aus Jüchen machen. Landschaftsaufnahmen habe er auch zu Genüge, aber das wollten die Leute nicht so gerne sehen. Sicher ist, dass Josef Esser weiterhin ausdrucksstarke Erinnerungen aus Jüchen auf die Leinwand bringen wird. aw

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort