Special Olympics Bereit für die Weltspiele

Rhein-Kreis · Zahlreiche Menschen mit geistiger Behinderung aus dem Rhein-Kreis Neuss machten sich auf den Weg nach Berlin zu den nationalen Spielen. Die Stadt und die Sportler zeigten, dass das Spektakel im nächsten Jahr kommen kann. 

 Das „Inklusionssport Neuss – Team Tennis“ setzt sich aus Aktiven des NTC Stadtwald und TC Grün-Weiss Neuss zusammen.

Das „Inklusionssport Neuss – Team Tennis“ setzt sich aus Aktiven des NTC Stadtwald und TC Grün-Weiss Neuss zusammen.

Foto: Special Olympics

Die Kulisse im Union-Stadion „An der alten Försterei“ war atemberaubend. Mit Blick darauf, dass im kommenden Jahr mit den Special-Olympics-Weltspielen eine der weltweit größten Sportveranstaltungen nach Berlin kommt, legten sich die Organisatoren der als Generalprobe ausgerufenen nationalen Titelkämpfe für Menschen mit geistiger Behinderung mächtig ins Zeug. So war schon die Eröffnungsfeier mit 4000 Athleten verteilt auf die Delegationen aus allen Bundesländern und zusätzliche Gastdelegationen aus Europa ein rauschendes Fest und erzeugte eine ansteckende Begeisterung, die die ganze Woche über während der Wettkämpfe anhielt.

Trotz dieser immensen Dimensionen blieb allerdings nicht unentdeckt, dass sich Neuss in den vergangenen Jahren zu einer echten Hochburg des Inklusionssport gemausert hat. „Wir haben häufig die Frage gestellt bekommen, wie wir es geschafft haben, eine solch außergewöhnlich große und erfolgreiche Sportlergruppe an den Start zu bringen“, wusste Hans Joachim Schell zu berichten. Der Inklusionsbeauftragte des Stadtsportverbandes Neuss hatte sich als Leiter der gemeinsamen Delegation „Inklusionssport Neuss – Team Tennis“ mit insgesamt 37 Athleten, Coaches und Unified Partnern der Neusser inklusiven Tennisclubs NTC Stadtwald und TC Grün-Weiss Neuss auf den Weg nach Berlin gemacht. Und die sportliche Bilanz konnte sich am Ende wahrlich sehen lassen. Mit drei Goldmedaillen, acht Silbermedaillen, elf Bronzemedaillen und zwei vierten Plätzen war das teilnehmerstärkste Tennisteam außerordentlich erfolgreich und stellte in den höchsten Spielklassen in Patrick Haberland (TC GW Neuss) den besten deutschen Einzelspieler und in Louis und Ben Kleemeyer (NTC Stadtwald) das stärkste deutsche Unified Doppel. Hinzu kamen Carmen Stelzer (geborene Lelittko) und Frank Stelzer, die beide Mitglieder im NTC Stadtwald sind, aber als Einzelstarter unterwegs waren. Für Carmen Stelzer reichte es zur Bronzemedaille, Frank Stelzer belegte in seiner stark besetzten Gruppe den vierten Platz.

 Das Team der Varius-Werkstätten in Grevenbroich holte viele Medaillen im Tennis und in der Leichtathletik.

Das Team der Varius-Werkstätten in Grevenbroich holte viele Medaillen im Tennis und in der Leichtathletik.

Foto: Special Olympics

Bei den Tennis-Wettbewerben auf der Anlage in Charlottenburg stark vertreten waren auch die Varius-Werkstätten aus Grevenbroich, die seit drei Jahren eine Trainings-Kooperation mit dem TC BW Bedburdyck-Gierath betreiben. Das Trainerteam Andreas Simroth und Ingeborg Doumen sowie die Unified-Spielpartner Holger Hemann und seine Tochter Jana haben die fünf Athleten ehrenamtlich nach Berlin begleitet und unterstützt. Und das mit tollen Ergebnissen: Sie brachten Gold im Damen-Einzel, Silber im Unified-Doppel Damen, Gold im Unified-Doppel mixed, Gold in den Tennis-Skills und einen vierten Platz mit in die Heimat. Das 13-köpfige Team aus Grevenbroich, das von Diplomsportlehrerin Birgit Zander sowie Fachkollegin Jasmin Lindemann und dem Werkstatt-Kollegen Dieter Herten begleitet wurde, nahm allerdings auch an den Leichtathletikwettbewerben teil. Dabei gab es einmal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze.

 Stefan Nellessen, Elke Kühn und Michael Gresens (v.l.) vom GWN-Team bei der Abschlussfeier vor dem Brandenburger Tor.

Stefan Nellessen, Elke Kühn und Michael Gresens (v.l.) vom GWN-Team bei der Abschlussfeier vor dem Brandenburger Tor.

Foto: Special Olympics

Nicht fehlen durften in Berlin natürlich auch die Tischtennisspieler der Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN), die so etwas wie die Keimzelle der Special-Olympics-Bewegung in der Quirinusstadt sind und schon viele Jahre auf nationaler und internationaler Ebene unterwegs sind. Aufgrund der schwierigen Vorbereitungen konnte dieses Mal aber nur ein kleines Tischtennisteam nach Berlin reisen. Das Schwimmteam der GWN musste mangels Trainingsmöglichkeiten sogar ganz zu Hause bleiben. Die Tischtennisspieler präsentierte sich dennoch stark. Die erfahrenen Dirk Fink und Oliver Burbach holten im Einzel jeweils Silber und Stefan Nellessen Bronze. Hinzu kamen Rang fünf für Beate Heydorn und Rang sechs für Elke Kühn. Im Unified-Doppel kamen dann für Stefan Nellessen (mit Michael Gresens) und Dirk Fink (mit Dittmar Ney) noch jeweils zwei Silbermedaillen hinzu. Besonders knapp war es in der stärksten Gruppe, in der Nellessen/Gresens erst im Entscheidungssatz dem Doppel Freund/Schullerer unterlagen, das schon bei den Weltspielen 2019 in Abu Dhabi auf den Medaillenrängen gelandet war. Die nächste Special-Olympics-Veranstaltung sind im September die Landesmeisterschaften in Bonn. Ein weiterer Schritt für die Sportler und Sportlerinnen zu einer möglichen Teilnahme an den Weltspielen nächstes Jahr in Berlin.

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