Auf Schloss Dyck war von 1945 bis 1950 ein Kunstdepot Akten sind Zeugnis der Nachkriegszeit

Ein Rubens oder vielleicht sogar ein echter Rembrandt? Welche Kunstschätze in der Zeit von 1945 bis etwa 1950 auf Schloss Dyck gelagert waren, konnte bis heute noch nicht eindeutig nachgewiesen werden. Fest steht jedoch, dass im Kunstdepot, das die englische Militärregierung auf dem Schloss eingerichtet hatte, Millionenwerte untergebracht waren. Gemeindearchivar Thomas Wolf hat jetzt in den alten Akten gestöbert und Einzelheiten über die Kunstsammelstelle herausgefunden, in der nach dem Zweiten Weltkrieg Wertstücke zahlreicher Museen in Nordrhein-Westfalen zwischengelagert worden sind. Gemeindearchivar Thomas Wolf erforscht die Geschichte von Schloss Dyck.

Ein Rubens oder vielleicht sogar ein echter Rembrandt? Welche Kunstschätze in der Zeit von 1945 bis etwa 1950 auf Schloss Dyck gelagert waren, konnte bis heute noch nicht eindeutig nachgewiesen werden. Fest steht jedoch, dass im Kunstdepot, das die englische Militärregierung auf dem Schloss eingerichtet hatte, Millionenwerte untergebracht waren. Gemeindearchivar Thomas Wolf hat jetzt in den alten Akten gestöbert und Einzelheiten über die Kunstsammelstelle herausgefunden, in der nach dem Zweiten Weltkrieg Wertstücke zahlreicher Museen in Nordrhein-Westfalen zwischengelagert worden sind. Gemeindearchivar Thomas Wolf erforscht die Geschichte von Schloss Dyck.

"Es ist ein bisschen ärgerlich, dass wir nicht sagen können, dieses oder jenes berühmte Gemälde hat drei Jahre lang im Salon des Hochschlosses gestanden", berichtet Thomas Wolf. "Die Listen der Kunstwerke, die im Schloss Dyck untergebracht waren, sind bis heute nicht auffindbar. Noch interessanter als die Namen und Werke der Maler sind jedoch die Anekdoten, die ich aus den Akten herausgelesen habe, denn sie vermitteln einen guten Eindruck von den ersten Jahren der Nachkriegszeit und repräsentieren damit ein Stück Zeitgeschichte."

Zunächst die Zahlen: Der Gemeindearchivar ermittelte aus den Akten in seinen Unterlagen, dass die Militärregierung das Schloss 1945 beschlagnahmte, um dort Kunstschätze zu sichern. "Warum die Wahl auf das Schloss fiel, können wir heute nur vermuten", sagt Wolf. "Wahrscheinlich spielte die zentrale Lage für Städte wie Mönchengladbach, Köln und Düsseldorf eine Rolle. Außerdem war das Schloss im Krieg nicht schwerwiegend durch Bombenangriffe beschädigt worden." In den Großstädten sah die Lage anders aus: Weil zahlreiche Gebäude, auch Kunstsammlungen und Museen, zerstört waren, entschlossen sich die Alliierten, eine Sammelstelle für Gemälde und andere Kunstgegenstände einzurichten, in der die wertvollen Schätze vorübergehend gelagert werden sollten: Schloss Dyck.

"Die Mauern dürften der zentrale Bergungsort für Kunstschätze in ganz NRW gewesen sein", so die Einschätzung des Archivars. Weil nicht nur Stücke des Schlosses Pommersfelde, des Klingenmuseums Solingen und des Freimaurermuseums Kanalinseln, sondern auch Gemälde der Kölner Sammlungen in die Räume des Hochschlosses transportiert wurden, ist es nicht unwahrscheinlich, dass wirklich Werke bekannter Vertreter der niederländischen Malerei wie Rubens oder Rembrandt Station im Schloss gemacht haben. Welche Gemälde sich jedoch wirklich hinter den alten Mauern befanden, muss genauso Spekulation bleiben, wie die Vermutungen, was sich hinter "Goebbels-Sachen" verbirgt, die in den Akten auftauchen.

"Wahrscheinlich handelt es sich um Kunstgegenstände, die von den Nationalsozialisten während des Krieges geraubt worden sind und jetzt zunächst gesammelt wurden, bevor sie wieder den rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben wurden", meint der Historiker im Jüchener Rathaus. Bis 1946 bewachte die Militärregierung die Kunstwerke, anschließend wurde diese Aufgabe der deutschen Polizei übertragen. Das Schloss wurde übrigens während der gesamten Zeit von der fürstlichen Familie bewohnt. "Aus den Akten geht klar hervor, dass die Mangelverwaltung der frühen Nachkriegsjahre auch an diesem Kunstdepot nicht vorbeigegangen ist", erzählt Wolf.

Als gerade die ersten Kunstlagerräume hergerichtet waren, stürzte die Brücke zum Schloss ein. Die Reparaturarbeiten zogen sich ein Jahr hin, weil es nicht weniger als zwei Monate dauerte, um für die Arbeiter Gummistiefel zu organisieren, damit sie im Wasser stehen konnten. Auch Steine waren Mangelware, sie wurden von einer Sammelstelle für Schutt in Düsseldorf bis ins Dycker Land transportiert. Während dieser Zeit setzten die Kunsttransporte jedoch nicht aus: Die Verbindung zum Schloss wurde provisorisch mit Holzbrettern geschaffen. "Heute werden wertvolle Gemälde in Watte gepackt und von speziell ausgerüsteten Kunstspeditionen mit erheblichen Sicherheitsvorkehrungen transportiert", berichtet Thomas Wolf.

"Jedem Kunstliebhaber stehen die Haare zu Berge, wenn er sich vorstellt, dass ein echter Rembrandt in eine Balanceakt über Holzstege ins Schloss verfrachtet worden ist." Verantwortlich für viele Transporte war ein Gierather Bauunternehmer, weil er einer der wenigen war, die einen Lastwagen besaßen. Probleme gab es auch mit der Beleuchtung: Glühbirnen waren eine Seltenheit und konnten nur durch Tauschgeschäfte besorgt werden, an denen sich in späteren Jahren sogar das Kultus- und das Wirtschaftsministerium beteiligten. Mit der Sicherheit wurde es im Schloss ebenfalls nicht so genau genommen, obwohl dort Millionenwerte lagen.

"Aus einem Protokoll geht hervor, dass der Hauptverwalter des Kunstdepots alle drei Wachen, die aufpassen sollten, dass nichts wegkommt, nachts schlafend vorfand." Zugang zu den Räumen hatten neben der fürstlichen Familie und allen Gästen des Hauses auch sämtliche höhere Alliierte, die nicht kontrolliert wurden. "Die Akten wissen nichts davon, dass in dieser Zeit etwas Wertvolles gestohlen worden ist, aber offensichtlich wäre es nicht schwierig gewesen, das ein oder andere Bild mitgehen zu lassen", meint der Gemeindearchivar. PeS

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