Jüchen Abgebaggertes Dorf erleben

Jüchen · Mehr über Spenrath erfahren: Diese Chance nutzten rund 2000 Teilnehmer beim "Tag der Archäologie". Experten stellten die Ausgrabung vor, Mitglieder des Geschichtskreises Otzenrath ließen die Dorfhistorie lebendig werden.

 Geschichte aus Spenrath zum Anschauen: Grabungsleiter Alfred Schuler erklärt Leonie und Jule Schmitz beim "Tag der Archäologie", wie die Menschen früher wohnten.

Geschichte aus Spenrath zum Anschauen: Grabungsleiter Alfred Schuler erklärt Leonie und Jule Schmitz beim "Tag der Archäologie", wie die Menschen früher wohnten.

Foto: K. Verhoeven

Rund 2000 Besucher nutzen Sonntag den "Tag der Archäologie", um etwa mehr über das umgesiedelte Spenrath zu erfahren. Im weitläufigen Areal des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege in Titz-Höllen zeigte sich Udo Geilenbrügge, Leiter der Außenstelle, zufrieden: "Wir freuen uns über solch reges Interesse an unserer Arbeit. — "Die Erklärungen der Archäologen sind richtig gut — dieser Tag lohnt sich", so Peter Lüttich aus Bergheim. Friedel Thissen aus dem niederrheinischen Effelt ergänzt: "Die Umsiedler haben ein hartes Schicksal — für alle wichtig zu wissen."

Die 19. Auflage bot jetzt die Chance, die Grabungen im früheren Spenrath zu sehen. "Das ist außerdem die letzte Gelegenheit, vor Ort noch einmal etwas über das Dorf zu erfahren", sagte Teilnehmer Rudolf Schmidt aus Köln, selbst promovierter Historiker. Er wollte sich das gute Programmangebot ebenfalls nicht entgehen lassen. Ab Titz-Höllen ging die Fahrt mit einem von fünf kostenfreien Pendelbussen Richtung Tagebaukante zur mittelalterlichen Grabung, wo die Braunkohlenbagger nun das Areal von Spenrath erreichen werden.

Damit die Besucher sich auf der bereits abgeräumten Fläche etwas unter dem Dorf vorstellen konnten, waren Konrad Eickels und Gert Behr vom Geschichtskreis Otzenrath/Spenrath da. Sie beschrieben vor bebilderten Stellwänden das Dorf und seine Bewohner. "Zum Schluss gab es in Spenrath weniger als 200 Leute — 1905 waren es 266", so Konrad Eickels. Er berichtete auch, dass heute recht große "Gut Spenrath"— bis nach der Ernte 2013 das letzte noch bewirtschaftete Anwesen — aus drei kleineren Höfen entstand, die Gutsbesitzer Jakob Bäumges gekauft hatte. Eickels wusste auch den Schulunterricht zu beschreiben: So soll der frühere Lehrer Jakob Knauff vor 1814 solch' bescheidenen Unterricht geboten haben, dass die Eltern ihre Kinder in die evangelische Schule schickten. Jakob Bäumges handelte: Er ermöglichte für die gerade einmal 200 Spenrather eine Privatschule.

Auch für die jüngsten Besucher gab es ein umfangreiches museumspädagogisches Programm. So konnten die Kinder kreativ werden oder kleine Schätze aus dem Sand graben. Auch Leonie (neun Jahre) und ihre ein Jahr jüngere Schwester Jule aus Linnich verbrachten mit ihrem Vater Torsten Schmitz einen spannenden Tag. Garbungsleiter Dr. Alfred Schuler fand ebenso viele interessierte Zuhörer wie technischer Grabungsleiter Denis Franzen mit seinen Ausführungen über mittelalterliche Brunnen. Und sein Bruder Joep Franzen erklärte, wie alles einen Abdruck in hinterlässt auf der Erde.

(NGZ)
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