Jüchen Abenteuer Wracktauchen

Jüchen · Horst Dederichs ist einer der bekanntesten Forschungs- und Tiefseetaucher Deutschlands. Jetzt erkundete er als Erster die "Reichenfels". Im September sucht er in Schottland nach einem U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg.

Es ist ein Geheimnis, das beinahe vergessen auf dem Meeresgrund liegt: ein Schiffswrack voll mit Munition aus dem Zweiten Weltkrieg. Horst Dederichs ist der erste, der das vor 70 Jahren gesunkene Schiff, die "Reichenfels", betaucht — eine spannende Zeitreise in rund 50 Metern Tiefe. Der Hochneukircher ist einer der bekanntesten Forschungs- und Tiefseetaucher Deutschlands. Den Moment, in dem das Wrack aus den dunklen Tiefen des eiskalten Meeres bei Pula an der kroatischen Küste hervortritt, vergisst Dederichs nicht: "Das ist sehr spannend. Niemand hat das Wrack je vor uns betreten", sagt der Extremtaucher.

Begonnen hat er sein Hobby bereits in jungen Jahren. "Ich hatte schon immer eine große Affinität zu Wasser und habe mit einem klassischen Kurs in einer Tauchschule begonnen", erinnert er sich. "Zum ersten Mal bin ich auf Kuba getaucht, ganz klassisch im Urlaub, wie es alle machen." Nach einiger Zeit suchte er eine neue Herausforderung, die — ganz klar — unter Wasser auf ihn warten sollte. Vor 15 Jahren begann der Historiker dann mit dem Wracktauchen. Er spricht etwas technischer von "Tauchexpeditionen mit Untersuchungsansatz", und hat auf mittlerweile zehn Tauchgängen einiges erlebt.

Brenzlige Erfahrungen hielten bislang in Grenzen. "Natürlich ist es einmal vorgekommen, aber das lag an mangelnder Erfahrung." Heute weiß der Besitzer des Tauchzubehör-Geschäfts "Dive2Gether" genau, welche Ausrüstung er benötigt, und wie sie zu handhaben ist. Seine Motivation erklärt er ganz einfach: "Ein großer Teil der Schiffe, Flugzeuge und U-Boote zur Versorgung Afrikas während des Zweiten Weltkriegs wurde abgeschossen. Die verschwinden nicht, die müssen irgendwo sein", sagt der 42-Jährige. 1942 hatten englische Torpedoboote und Flugzeuge die "Reichenfels" und ihren Konvoi, der Munition und Fahrzeuge für Erwin Rommels Afrikafeldzug geladen hatte, angegriffen und versenkt.

Seine Ziele findet Dederichs anhand von Seekarten und Verlustlisten. Doch mit einem Tauchgang war es bei der "Reichenfels" nicht getan: Eine Woche lang ankerte das Exkursionsschiff zwischen Lampedusa und Kerkennah vor Tunesien, täglich ging es für mehrere Stunden in die Tiefe. Immer dabei: Das Atemkreislaufgerät und Sicherheitsflaschen — Ausrüstung, die 50 Kilogramm wiegt. Mit regelmäßigem Ausdauersport hält sich der Wracktaucher fit.

Seine Frau Steffi (37) teilt sein Hobby, sei aber eher eine Freizeittaucherin. Einzig Sohn Ben (16) hat er noch nicht dafür begeistern können. Im September steht die nächste Expedition an. Dann geht es nach Schottland, wo Dederichs ein deutsches U-Boot aus dem 1. Weltkrieg erforschen will.

(NGZ)
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