Korschenbroich Um so richtig Karneval zu feiern, braucht man auch das richtige Outfit. Auf der Suche nach der entsprechenden Maskerade sind im Kostümverleih keine Grenze gesetzt. Über 5000 Kostüme und Uniformen hat das Traditionsunternehmen von 1884 auf Lager.

Das elterliche Wohnhaus an der Hindenburgstraße 49 nutzen Helmut (53) und Thomas (50) Hintzen als Inhaber und Geschäftsführer bereits seit Jahren als kompletten Unternehmenssitz. Lediglich unterm Dach gibt's für Fabian (24) Hintzen eine Bleibe. "Es ist zwar alles etwas eng, doch dies hat schon unsere Großväter nicht gestört", stellt Thomas Hintzen die Verbundenheit mit dem Firmensitz heraus. Während er noch das Unternehmen vorstellen möchte, drängen wieder neue Kunden in den Geschäftsraum. Michael Ludwig (48) hat konkrete Vorstellungen: "Ich suche einen Kilt." Warum er ausgerechnet einen Schottenrock möchte, erklärt seine Frau Britta (46): "Mein Mann ist Sitzungspräsident bei den ,Myhler Sankhasen' und führt bei der Prunksitzung durch den Abend. Das Motto lautet ,Europa'." Bei Michael Ludwig, er kommt seit zehn Jahren von Myhl bei Wassenberg nach Korschenbroich, war der ganze Spuk nach zehn Minuten vorbei. Er streifte sich trotz Jeans und Schneeschuhen den klassischen Schottenrock über, griff nach dem passenden Oberteil und ließ sich rote Socken und ein Schiffchen für die Kurzhaarfrisur verpassen. Und was tragen Sie unter dem Kilt? Die Standardfrage blieb unbeantwortet.

Rolf Weber (46) konnte sich bei so viel Auswahl nicht direkt entscheiden. Der Geschäftsmann aus Mönchengladbach suchte schließlich drei unterschiedliche Outfits für sich und seine Frau Gabi. "Wir gehen zu drei Sitzungen in Köln und Gladbach — und das mit der gleichen Gruppe." Während sich seine Frau für ein langes Kleid im Rokoko-Stil entschied, ließ er sich unter anderem eine Uniformjacke und eine Musketier-Kluft leihweise einpacken.

Vor der Qual der Wahl standen Wolfgang Karper (50) und Ulrike Paas (43). Das Paar aus Raderbroich war auf der Suche nach den passenden Klamotten für eine 60er-Jahre-Fete.

Damit sich die Kunden in den langen Fluren zwischen den wandhohen Schränken voll gestopft mit Kostümen aller Art und den Schubladen mit Taschen, Hüten, Säbeln, und Pfauenfedern überhaupt zurecht finden, sind derzeit alle 28 Mitarbeiter im Verleih im Einsatz. Hochsaison ist bei Hintzen aber das ganze Jahr. Wenn der Karneval vorbei ist, zieht es selbst die Schützen aus Westfalen und dem Sauerland an den Niederrhein. Auch Thomas Hintzen fiebert "Unges Pengste" entgegen. Eine eigene Uniform besitzt er nicht: "Ich leih mir eine aus."