Fechten Erst Fechtzentrum, dann Handballtempel

Dormagen · Der neue Termin des Junioren-Weltcupturniers um den „Preis der Chemiestadt Dormagen“ stellt das Bayer-Sportcenter vor eine Belastungsprobe: Am Samstag kreuzen dort 300 Säbelfechter die Klingen, am Sonntag um 17 Uhr erwarten die Handballer den HSV Hamburg zum Zweitliga-Duell.

 Aus dem Fechtmekka, in das sich das Bayer-Sportcenter am Samstag anlässlich des 45. Junioren-Weltcupturniersverwandelt, muss über Nacht wieder ein Handballtempel werden.

Aus dem Fechtmekka, in das sich das Bayer-Sportcenter am Samstag anlässlich des 45. Junioren-Weltcupturniersverwandelt, muss über Nacht wieder ein Handballtempel werden.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher/Zaunbrecher, Heinz (zau)

So richtig viel Freude empfindet Olaf Kawald nicht, wenn er sich den Terminkalender des Fecht-Weltverbandes (FIE) anschaut. Der weist nämlich den kommenden Samstag (1. Februar) als neuen Austragungstermin für den traditionsreichen „Preis der Chemiestadt Dormagen“ aus, das Junioren-Weltcupturnier der Säbelfechter, das seit 1975 alljährlich vom TSV Bayer Dormagen ausgerichtet wird.

Und das 44 Mal an einem der ersten beiden Dezember-Wochenenden. Warum die 45. Auflage stattdessen im Februar über die Bühne geht – und damit das Jahr 2019 als „weißer Fleck“ in der Turniergeschichte erscheint – vermag Kawald nicht zu sagen. „Wir hatten und haben keinen Einfluss auf den Termin,“ sagt der Sportliche Leiter der Dormagener Säbelfechter, „die örtlichen Ausrichter müssen akzeptieren, was ihnen der Weltverband vorgibt.“

 Leon Schlaffer ist einer von 13 Startern des TSV Bayer.

Leon Schlaffer ist einer von 13 Startern des TSV Bayer.

Foto: TSV Bayer Dormagen

Ihn hat es schon reichlich Mühe gekostet, die FIE davon zu überzeugen, das Turnier um eine Woche nach hinten zu verschieben: „Sonst wären wir mit dem Schluss-Wochenende der ‚boot’ kollidiert – und das geht gar nicht.“ Schließlich sind zu Messezeiten Hotelzimmer begehrt und entsprechend teuer – und mehr als 300 Teilnehmer aus 30 Nationen nebst Trainern, Betreuern und Anhang müssen ja irgendwo untergebracht werden. Einige bereits seit Beginn dieser Woche, denn Ungarn und Japaner verbinden den Weltcup-Start mit einem Trainingslager am Höhenberg.

So kommt es nun zu einigen Terminüberschneidungen. Zum Beispiel mit dem „Pokal der Stadt Bochum“, dem Junioren-Weltcupturnier des Florettfechterinnen in Bochum. Und mit dem ersten Spieltag der Zweiten-Handball-Bundesliga nach der EM-Pause, an dem der TSV Bayer Dormagen den HSV Hamburg erwartet – zur für Dormagener Verhältnisse eher ungewöhnlichen Anwurfzeit am Sonntag um 17 Uhr. Kawald sieht darin kein Problem: „Fechten und Handball an einem Wochenende, das hatten wir schon mal, da hat das auch geklappt.“ Weil die Zeit zwischen beiden Events knapp bemessen ist, beginnt der Abbau der für den Weltcup benötigten Installationen und die anschließende Reinigung der Halle unmittelbar nach den Finals am Samstagabend. „Coma Media hat damit Erfahrung,“ sagt Kawald und erwartet in dieser Hinsicht keine Schwierigkeiten.

Die könnten durch den neuen Termin eher auf die Aktiven zukommen. „Wir haben jetzt eine Ballung von fünf Weltcup-Turnieren im Januar und Februar – ob das sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln,“ sagt der Sportliche Leiter. Der Attraktivität, die der „Preis der Chemiestadt“ ausstrahlt, tut das (noch) keinen Abbruch – Dormagen sieht wie in den Vorjahren das quantitativ und qualitativ bestbesetzte Junioren-Turnier im Säbelbereich.

Schlielich haben sich beim „Preis der Chemiestadt“ spätere Olympiasieger und Weltmeister wie Stanislav Pozdniakov – der Russe ist als vierfacher Olympiasieger immer noch erfolgreichster Säbelfechter aller Zeiten und siegte 1981 in Dormagen – Aldo Montano (Italien, der Olympiasieger von 2004 wurde 1997 Dritter), Aron Szilagyi (Ungarn, der Olympiasieger von 2012 und 2016 siegte 2006) und Daryl Homer (USA, der Olympiazweite von 2016 wurde 2009 Zweiter) ihre ersten Sporen verdient.

Nicht zu vergessen die Lokalmatadoren: Nicolas Limbach gewann 2003, wurde ein Jahr zuvor und ein Jahr danach jeweils Dritter. Max Hartung wurde 2007 Zweiter, Benedikt Wagner siegte 2009 vor Matyas Szabo (3.), Richard Hübers gewann 2010 und belegte zwei Jahre später Platz zwei.

Die letzte Podestplatzierung eines Dormageners liegt freilich schon etwas mehr als fünf Jahre zurück: Eduard Gert wurde bei der 40. Auflage im Jahre 2014 Zweiter. Kawald glaubt nicht, dass sich das am Samstag ändert: „So eine goldene Generation wie von Limbach bis Hartung lässt sich nicht beliebig oft wiederholen, auch wenn wir trainingsmäßig alles dafür tun.

Für die aktuell 13 Starter des TSV Bayer wäre es schon ein Erfolg, wenn einem Fechter oder einer Fechterin der Sprung in die Runde der besten 16 gelänge – Stefan Friedheim, Leon Schlaffer und Lisa Rütgers billigt Kawald die größten Chancen zu. Die Favoriten auf die immer stimmungsvollen Endkämpfe am Samstag ab 18.30 Uhr sieht er eher in Russland, Italien und den USA beheimatet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort