Eiskunstlauf-DM Neuss bereitet Eislauf-Elite die perfekte Bühne

Neuss · Rund 2500 Zuschauer sehen die vom Neusser Schlittschuh-Klub ausgerichteten 123. Deutschen Meisterschaften im Eiskunstlaufen.

 Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan tanzten sich in der Südparkhalle auf Platz eins.

Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan tanzten sich in der Südparkhalle auf Platz eins.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Wer nicht dabei war, hätte meinen können, das Werk der Heinzelmännchen bewundern zu können. Denn am sehr frühen Sonntagmorgen, genau um 0.45 Uhr, erinnerte in der Eissporthalle Südpark fast nichts mehr an das erst in der Nacht zuvor zu Ende gegangene Sportspektakel. Die Unterstützung der Kölner Hausgeister hätte Ulrich Giesen gerne in Anspruch genommen, war der Vorsitzende des Neusser Schlittschuh-Klubs mit seinem 25-köpfigen Team in den vergangenen Wochen doch quasi rund um die Uhr damit beschäftigt gewesen, die Premiere einer Deutschen Meisterschaft im Eiskunstlaufen auf Neusser Boden möglich zu machen. Ein Knochenjob, fürwahr, aber allemal lohnend. Sein Fazit: „Es war zwar viel Arbeit, aber das Zuschauerinteresse war groß, die Leute sind richtig mitgegangen, absolute Spitzenklasse. Und wir hatten tolle, richtig spannende Wettkämpfe.“ Alleine am Samstag, dem Finaltag mit den Entscheidungen, kamen trotz Corona-Krise rund 1000 Zuschauer in die Halle – insgesamt gut 2500 an den drei Wettkampftagen. „Damit steht auf jeden Fall die schwarze Null“, stellte Giesen mit einem Blick aufs Budget erleichtert fest.

Und es gab Lob, viel Lob sogar, und zwar gleich von höchster Stelle. Dieter Hillebrand, Präsident der Deutschen Eislauf-Union (DEU), sein „Vize“ Reinhard Ketterer und Geschäftsführer Alexander Wetzel waren sich einig: Eine derartig gute Veranstaltung habe es in ihrem Beritt schon seit langem nicht mehr gegeben. Auch DEU-Sportdirektorin Claudia Pfeifer würdigte die Arbeit des Neusser Teams: „Wir sind sehr zufrieden. Das war eine wirklich gut organisierte Veranstaltung, auch im Vorfeld. Ich finde es generell wirklich eine große Leistung, in diesen Zeiten, mitten in der Pandemie, so eine Veranstaltung überhaupt zu organisieren. Damit geht eine besondere Verantwortung einher. Kurzum: Ich finde, die Deutschen Meisterschaften waren eine wirklich gelungene Veranstaltung.“

 Schwer beeindruckt: (v.l.) Laura Paffen, Karina Polemitis und Alina Schreiner vom Neusser Schlittschuh-Klub (NSK).

Schwer beeindruckt: (v.l.) Laura Paffen, Karina Polemitis und Alina Schreiner vom Neusser Schlittschuh-Klub (NSK).

Foto: rust

Auch die rund 70 Sportlerinnen und Sportlern packte die Atmosphäre in der Eissporthalle Reuschenberg. Die Essenerin Nicole Schott resümierte nach ihrem sechsten Einzeltitel: „Das war echt super hier. Ich habe ganz viele bekannte Gesichter entdeckt. Und es ist schön, wenn man dann auch Leute von früher sieht oder Mädels, gegen die man früher gelaufen ist, hier in der Halle sind.“ Ins gleiche Horn stieß auch Minerva Hase, die zusammen mit Nolan Seegert den Titel bei den Meisterpaaren holte: „Es war für uns etwas ganz Besonderes, weil es trotz der Corona-Bedingungen sehr voll war. Damit hatten wir nicht gerechnet. Es war eine der ganz wenigen Veranstaltungen in Deutschland. Das Publikum war sehr unterstützend und hat sich mit uns gefreut.“ Ähnlich äußerten sich Paul Fentz, Deutsche Meister bei den Herren, sowie das Siegerpaar im Eistanzen, Jennifer Janse van Rennsburg und Benjamin Steffan.

 Nicole Schott holte sich in Neuss ihren sechsten DM-Titel.

Nicole Schott holte sich in Neuss ihren sechsten DM-Titel.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Im abschließenden Schaulaufen nutzten in Alina Schreiner, Laura Paffen und Karina Polemitis drei talentierte Nachwuchs-Läuferinnen des NSK die Gunst der Stunde, um ihr Können zu zeigen. Sie zauberten, begleitet von Dudelsack-Klängen, Ausschnitte aus dem beliebten Neusser Eismärchen aufs Eis. Und waren danach regelrecht aus dem Häuschen: „Das war eine super Atmosphäre. Alle waren super freundlich zueinander. Einfach mal zu gucken, wie die professionellen Leute laufen, war einfach grandios und atemberaubend. Wir konnten es gar nicht glauben, dass solche Leute hier bei uns in Neuss laufen“, fasste Alina Schreiner zusammen. Für alle drei ist es das große Ziel, selbst einmal bei Deutschen Meisterschaften antreten zu dürfen. Das abschließende Showprogramm, in dessen Rahmen Bürgermeister Reiner Breuer und Sportausschussvorsitzender Jörg Geerlings das Synchron-Eiskunstlaufteam „Butterfl‘ice“ des NSK als „Mannschaft des Jahres 2020“ nachträglich mit der Ehrengabe der Stadt Neuss auszeichneten, stellte für Ulrich Giesen ein weiteres Highlight der Titelkämpfe dar: „Die Zuschauer haben sich sogar Zugaben erklatscht.“

Erst als die letzte Klappe endlich gefallen war, genehmigte sich auch der Vorsitzende seine verdiente Auszeit. „Am Tag nach den Deutschen Meisterschaften habe ich einfach nur rumgegammelt“, verriet er. Muss auch mal sein.

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