Handball Verzerrter Wettbewerb

Düsseldorf/Neuss · Insolvenz der Rhein Vikings hätte Auswirkungen auf Auf- und Abstiegskampf der 2. Handball-Bundesliga. Drei Spieler melden sich ab.

 Und tschüss .... Vikings-Trainer Jörg Bohrmann muss bereits am Samstag auf die Dienste seines Haupttorschützen Alexander Oelze (v.l.) verzichten, der zur SG Ratingen wechselt.

Und tschüss .... Vikings-Trainer Jörg Bohrmann muss bereits am Samstag auf die Dienste seines Haupttorschützen Alexander Oelze (v.l.) verzichten, der zur SG Ratingen wechselt.

Foto: Benefoto

Handball gespielt wird auch noch bei den Rhein Vikings. Zumindest soll am Samstag um 19 Uhr das Meisterschaftsspiel gegen den TV Emsdetten im Castello angepfiffen werden. Mit welchem Kader Jörg Bohrmann in dieser Partie planen kann, weiß der Trainer vermutlich selbst nicht.

Am gestrigen Mittwoch gaben die Vikings den Abgang von drei weiteren Spielern bekannt: Alexander Oelze und Thomas Bahn wechseln mit sofortiger Wirkung zum Regionalligisten SG Ratingen, Teo Coric steht schon beim makedonischen Vizemeister Metalurg Skopje unter vertrag (die NGZ berichtete). Bis Freitag, wenn das Transferfenster im Profi-Handball schließt, könnten noch weitere Abgänge folgen. „Die momentane Lage hat sie verunsichert, hier geht es für die Spieler um mehr als nur den Sport. Ich habe absolutes Verständnis für diese Entscheidung und bin, auch wenn es für den Verein ein großen Verlust ist, froh, dass die Spieler anderweitig untergekommen sind,“ wird Geschäftsführer Daniel Pankofer in der Pressemitteilung der Vikings zitiert.

Sportlich ist der Klassenerhalt so nicht mehr zu schaffen, eine Lizenz für die Zweite Liga – die dafür nötigen Unterlagen müssen bis zum 1. März bei der Geschäftsstelle der Handball-Bundesliga (HBL) in Dortmund eingereicht werden – wird der HC nach Angaben der HBL nicht beantragen. Trotzdem könnten die Vikings den Auf-und Abstiegskampf in der 2. Liga nachhaltig beeinflussen. Es drohen drei Szenarien.

Szenario 1 Bislang haben die Vikings eine Insolvenz nur beantragt, es wurde noch kein Verfahren eingeleitet. Sollte es „mangels Masse“ nicht dazu kommen, wäre die Spielbetriebs GmbH zahlungsunfähig und müsste den Spielbetrieb einstellen. In diesem Fall würden alle bisher absolvierten Spiele der Rhein Vikings annulliert und aus der Tabelle gestrichen.
Szenario 2 Ein Insolvenzverfahren wird eröffnet und ein Insolvenzverwalter eingesetzt. In diesem Fall entscheidet er alleine, ob und bis zu welchem Zeitpunkt der Spielbetrieb fortgeführt wird. Dabei geht es nicht um Befindlichkeiten, sondern allein um eine Kosten-Nutzen-Rechnung: Welche Ausgaben verursacht der Spielbetrieb (Hallenmiete, Ordnungsdienst, Ticketservice, Busfahrten zu Auswärtsspielen), welche Einnahmen sind zu erwarten? In diese Rechnung fließen in der Regel auch zu erwartende Schadenersatzforderungen durch Spielabsagen (bei Heimspielen durch Vertragspartner, bei Auswärtsspielen durch die gastgebenden Vereine) ein, so dass Insolvenzverwalter meist dazu tendieren, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten.

Tritt ein Verein in 1. oder 2. Liga drei Mal nicht an, wird er aus dem Spielbetrieb genommen und seine bisherigen Ergebnisse annulliert. In diesem Fall dürften sich jene drei Zweitligisten freuen, die als einzige Punkte gegen die Vikings gelassen haben: Der HSC Coburg (25:25 am zweiten Spieltag) würde dann bis auf einen Minuspunkt an Tabellenführer HBW Balingen-Weilstetten heranrücken. Und im Tabellenkeller würden HSV Hamburg (25:27 am vierten Spieltag) und Wilhelmshavener HV (34:35 zum Rückrundenstart) zwei Minuspunkte los werden, die möglicherweise über Klassenerhalt oder Abstieg entscheiden könnten.

Szenario 3 Wird ein Insolvenzverfahren eröffnet, erhalten die Spieler ein Insolvenzausfallgeld. Das wird aber nur drei Monate gezahlt, voraussichtlich bis Ende Mai. Im Juni (1. und 8.) stehen aber noch die letzten beiden Spieltage der Zweitliga-Saison auf dem Plan. Da mit dem Ende der Zahlungen auch der Versicherungsschutz erlischt, ist fraglich, welche Spieler zu diesen beiden Spielen (zum „Finale“ sind die Vikings beim TSV Bayer Dormagen zu Gast) noch zur Verfügung stehen.

Tritt ein Verein nicht an (so wie der TV Großwallstadt am letzten Spieltag der Saison 2014/15 in Dormagen), werden die Spiele mit 2:0 Punkten und 0:0 Toren für den Gegner gewertet. In diesem Fall kann am Saisonende bei Punktgleichheit zweier oder mehrerer Mannschaften nicht das Torverhältnis zur Ermittlung der Tabellenplatzierung herangezogen werden, sondern der direkte Vergleich untereinander. Im ungünstigsten Fall kann es sogar zu Entscheidungsspielen über Auf- und Abstieg zwischen punktgleichen Mannschaften kommen.

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