Handball TSV Bayer braucht dringend Punkte
Dormagen · Am Sonntag um 17 Uhr gastiert die HSG Nordhorn-Lingen zum letzten Zweitliga-Spiel diesen Jahres im TSV-Bayer-Sportcenter. Der Tabellensechste ist Favorit, doch die Gastgeber sind im Abstiegskampf zum Siegen verdammt.
Dreißig Punkte, darin sind sich die Trainer aller Beteiligten einig, sind das Minimum, das für den Klassenerhalt in der Zweiten Handball-Bundesliga benötigt wird. Ein Blick auf die Abschlusstabellen der vergangenen sieben Spielzeiten, die seit Einführung der eingleisigen Zweiten Liga vergangenen sind, zeigt, dass sie damit nicht so ganz falsch liegen.
Im Gegenteil, in der Saison 2016/17 stieg die SG Leutershausen sogar trotz einer Bilanz von 32:44 Zählern ab. Vor Jahresfrist reichten dem Wilhelmshavener HV 28 Punkte zur Rettung vor dem ersten Absteiger ThSV Eisenach (25:51). Die übrigen Klubs auf dem ersten Abstiegsplatz bewegten sich in ähnlichem Rahmen: 2015/16 HG Saarlouis 27:53 (bei 21 Vereinen); 2014/15 TSV Bayer Dormagen 27:49; 2013/14 HG Saarlouis 23:49; 2012/13 SG Leutershausen 24:48 (bei jeweils 19 Vereinen) und 2011/12 1. VfL Potsdam 27:49.
In der aktuellen Spielzeit, die am kommenden Wochenende (21. bis 23. Dezember) ihre Hinrunde beendet, kommt ein erschwerender Faktor hinzu: Um die Staffel von 20 auf 18 Klubs zu reduzieren, steigen fünf statt vier von ihnen ab. Was, so glauben die meisten Experten, dazu führt, dass 30 Punkte in der Endabrechnung am Juni 2019 nicht ausreichen werden, um ein weiteres Jahr Zugehörigkeit zur „stärken Zweiten Liga der Welt“ zu buchen.
Was bei einer Reihe von Vereinen zu einer unruhigen Weihnachtszeit führen dürfte. Mitten drin statt nur dabei: der TSV Bayer Dormagen. Denn der Aufsteiger hat zwei Spieltage Ende der Hinrunde erst 13 Pluspunkte auf seinem Konto. Will er zur „Halbzeit“ im minimalen Soll liegen, muss er also vor Weihnachten noch dringend punkten. Das aber wird kein ganz so einfaches Unterfangen. Denn am morgigen Sonntag (17 Uhr) stellt sich die HSG Nordhorn-Lingen im TSV-Bayer-Sportcenter vor, die als Tabellensechster mit 22:12 Punkten auf dem Übergangsplatz zwischen Spitzengruppe und schmalem Mittelfeld steht. Und zum „Finale“ geht es am Freitag (21. Dezember, 20 Uhr) ins Lokalduell zu den Rhein Vikings ins Castello nach Düsseldorf-Reisholz – und das abgeschlagene Schlusslicht benötigt jeden Zähler, um nicht vor dem Jahreswechsel komplett den Anschluss an die restlichen 19 Zweitligisten zu verlieren.
Es gibt sicher angenehmere Konstellationen, sich aufs Weihnachtsfest vorzubereiten (das dann am 26. auch noch das Gastspiel bei Erstliga-Absteiger TuS N-Lübbecke beschert). Das um so mehr, als den Dormagenern eines fehlt in der ersten Saison nach dem Wiederaufstieg: so etwas wie Konstanz in ihren Leistungen. Hätte der Neuling in den bisherigen 17 Partien das abgerufen, was er zweifellos zu leisten imstande ist, könnte er leicht sechs, sieben Punkte mehr auf dem Konto haben – was die Partie gegen Nordhorn zu einem Duell der Tabellennachbarn machen würde. So aber kommen die Gäste als klarer Favorit, einer Rolle, die sie bisher in allen Vergleichen mit abstiegsgefährdeten Teams auch gerecht geworden sind. Nur in Großwallstadt (23:23) und überraschend zu Hause gegen Dessau-Roßlau (28:28) haben die Schützlinge von Trainer Heiner Bültmann da Federn gelassen. Vor Wochenfrist schickten sie den EHV Aue sogar mit einer 19:34-Packung nach Hause.
Und das, obwohl Bültmann seit Wochen von argen Personalsorgen geplagt wird und nach dem Ausfall von vier verletzten Stammspielern sogar den bereits 39-jährigen Ex-Dormagener Nils Meyer reaktivierte.