Handball Nur Siege helfen jetzt noch weiter

Dormagen · Analyse Seit 2. Oktober wartet der TSV Bayer Dormagen auf einen Punktgewinn in der 2. Handball-Bundesliga, zuletzt brachte der Aufsteiger drei Mal in Folge eine Führung nicht ins Ziel. Die Fehler erinnern fatal an die Top-Spiele der vergangenen Saison in der 3. Liga – werden sie nicht abgestellt, führt der Weg dorthin zurück.

Es sieht nicht gut aus für den TSV Bayer Dormagen in der Zweiten Handball-Bundesliga. Seit dem 2. Oktober wartet der Aufsteiger auf einen Punktgewinn, rutschte dank sechs Niederlagen in Folge von einem einstelligen auf den drittletzten Tabellenplatz ab.

Am Sonntag (17 Uhr, Bayer-Sportcenter) gegen den ASV Hamm-Westfalen droht die nächste Schlappe. Die Gäste zählten vor Saisonbeginn zu jenem halben Dutzend Teams, die als Aufstiegsanwärter gehandelt wurden, sind diesem selbstgesetzten Anspruch als Siebter mit 16:10 Punkten bislang aber nur bedingt gerecht geworden. Seine Serie von vier sieglosen Spielen in Folge beendete der ASV am Sonntag jedoch mit einem eindrucksvollen 34:20 über den Wilhelmshavener HV.

Keine guten Voraussetzungen aus Sicht des TSV Bayer. Zumal die Dormagener sich gegen Hamm immer schwer getan haben, von acht Begegnungen endeten sechs mit einer meist deutlichen Niederlage, der letzte Sieg datiert aus der Saison 2011/12. Dabei wäre ein Erfolgserlebnis dringend nötig, denn der Spielplan beschert dem Neuling in den dann noch fünf Partien bis zum Ende der Hinrunde gleich vier Duelle gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf: in Dresden (23. November), gegen Dessau (1. Dezember), in Rimpar (8. Dezember) und bei den Rhein Vikings (21. Dezember). Leiten die Dormagener da keine Trendwende ein, könnte der Zug zum Klassenerhalt bereits vor der WM-Pause im Januar und Februar abgefahren sein.

Doch wo soll eine Trendwende herkommen? Die Bayer-Handballer sind spielerisch gewiss nicht schlechter als der größte Teil der Liga-Konkurrenten, im Gegenteil. Die Mannschaft kämpft, keine Frage. Doch ihr unterlaufen immer wieder Fehler, die so nicht passieren dürfen: Abspiele landen im Aus oder beim Gegner, Angriffe werden zu hastig abgeschlossen, im Deckungsverbund klaffen Lücken, werden Zweikämpfe nicht richtig angenommen, fehlt die Unterstützung für den Nebenmann, wird nicht ausreichend kommuniziert.

Alles Fehler, die fatal an die vergangene Saison erinnern, als der TSV die direkten Vergleiche mit den Konkurrenten im Aufstiegskampf (fast) alle verlor. Ob in Krefeld, in Leichlingen oder Longerich – stets brachten die Dormagener eine zwischenzeitliche Führung nicht bis ins Ziel. Genau wie in den jüngsten drei Zweitligaspielen in Hamburg (26:27), gegen Balingen (25:27) und in Ferndorf (25:26). „Letztlich funktioniere seine Mannschaft noch nicht ausreichend in Stresssituationen,“ wird Trainer Ulli Kriebel im Spielbericht des Vereins nach der Niederlage in Ferndorf zitiert.

Das tat sie (siehe oben) in der vergangenen Saison auch schon nicht. Der Unterschied: Die Mannschaft wurde in der Zwischenzeit aus genau diesem Grund mit fünf nicht gerade unerfahrenen Spielern verstärkt, von denen zumindest drei (einer hat noch gar nicht gespielt) bislang einen überzeugenden Eindruck hinterlassen haben. Trotzdem macht sie die gleichen Fehler in den gleichen Situationen – was den Schluss nahelegt, dass entweder ein Handball-Fluch über dem Höhenberg liegt. Oder, dass die Spieler nicht (alleine) für diese Fehler und die daraus resultierenden unbefriedigenden Resultate verantwortlich sind.

Es gibt drei Möglichkeiten, dieser Situation zu begegnen. Erstens: Alles so laufen lassen wie bisher. Zweitens: Ulli Kriebel jemanden zur Seite stellen – sei es ein Mentalcoach oder ein Ex-Spieler, der sich in der Zweiten Liga gut auskennt. Drittens: Kriebel durch seinen schon feststehenden Nachfolger Dusko Bilanovic zu ersetzen, der in Aurich ohne aktuelle handballerische Verpflichtungen auf gepackten Koffern sitzt.

Alle drei Möglichkeiten haben Nachteile. Erstens: Business as usual führt in die Dritte Liga und bei einem erwartbaren gleichzeitigen Abstieg der Rhein Vikings zum Ende des Leistungshandballs in einer ganzen Region. Zweitens: Eine Ergänzung des Trainerteams könnte eine ohnehin verwirrt scheinende Mannschaft noch mehr verwirren – und Kriebel wirkt nicht wie jemand, der auf Ratschläge „von außen“ positiv reagiert. Drittens: Ein neuer Trainer braucht Zeit, um sein Konzept vom Handball umzusetzen – oder es auf die durch Spielerpersönlichkeiten und Mannschaftsstruktur vorgegebenen Rahmenbedingungen anzupassen. Und Zeit ist angesichts von noch sieben Spielen in fünfeinhalb Wochen  knapp.

Bleibt die Möglichkeit, bis zum Beginn der WM-Pause nach Weihnachten zu warten – doch bis dahin könnte der Abstand zu den rettenden Tabellenplätzen bereits zu groß sein. Vielleicht hilft ja ein Sieg morgen Nachmittag weiter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort