Handball Bayer macht die Konkurrenten stark

Elsenfeld · Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen hat auch das zweite Auswärtsspiel in Folge bei einem direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt verloren. Bei der 28:33-Niederlage (Halbzeit 13:13) beim TV Großwallstadt versagten Abwehr und Torhüter.

 Einer der wenigen Lichtblicke auf Seiten des TSV Bayer Dormagen: Benjamin Richter, hier im Duell mit Großwallstadts Jan Winkler (r.), führte Regie und war mit 8/3 Toren auch erfolgreichster Werfer.

Einer der wenigen Lichtblicke auf Seiten des TSV Bayer Dormagen: Benjamin Richter, hier im Duell mit Großwallstadts Jan Winkler (r.), führte Regie und war mit 8/3 Toren auch erfolgreichster Werfer.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Im Mainfränkischen gibt es eine neue Bierspezialität, die auch in der Untermainhalle in Elsenfeld ausgeschenkt wird und den schönen Namen „Schlappeseppel“ trägt. Ob der TV Großwallstadt seinen Gästen einen Kasten mit den handlichen Bügelfläschchen in die Kabine stellt, ist nicht überliefert. Die Handballer des TSV Bayer Dormagen taten am Samstagabend jedenfalls alles, um dem ungewöhnlichen Markennamen gerecht zu werden.

Denn im Aufsteigerduell der Zweiten Liga präsentierten sich die Gäste in der Defensive tatsächlich wie „schlappe Seppel“. Der TV Großwallstadt hatte jedenfalls wenig Mühe, um den Dormagenern mit dem 28:33 (Halbzeit 13:16) die zweite Niederlage in Folge in einem Auswärtsduell mit einem direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt beizubringen. „Wir können keine Endspiele“, stellte ein ernüchterter Handball-Geschäftsführer Björn Barthel danach fest.

Sein sportlicher Berater Joachim Kurth, als langjähriger Bundesliga-Torhüter in diesem Metier und diesen Tabellenregionen bestens bewandert, weiß auch, warum: „Abstiegskampf bedeutet blaue Flecken. Davon habe ich bei unseren Spielern nichts gesehen.“ In der Tat ließ die Abwehr all jene Tugenden, die sie in den drei Heimspielen seit dem Trainerwechsel ausgezeichnet hatte, vermissen.

Die zuvor in vier Spielen in Folge sieglosen Großwallstädter konnten so weitgehend ungehindert durch die Dormagener Reihen marschieren oder ihre Tore von genau den Positionen erzielen, von wo sie nicht fallen dürfen: „Aus sieben Metern Abstand. Genau da, wo wir im Training gesagt und gearbeitet haben, dass wir da stehen müssen, sind die meisten Gegentore gefallen,“ polterte Dusko Bilanovic. Der neue Mann auf der Trainerbank wirkte nach der dritten Niederlage in Folge unter seiner Regie wie ein Dampfkochtopf kurz vor der Explosion: „Wir müssen schleunigst wieder Aggressivität in unsere Abwehraktionen kriegen,“ lautet die vorrangige Forderung des 47-Jährigen. Schließlich steht mit dem Heimspiel am Samstag (19.30 Uhr) gegen den TV Emsdetten erneut ein Duell mit einem Kontrahenten auf dem Plan, der zu den abstiegsgefährdeten Mannschaften gerechnet werden darf.

Patzt die Abwehr, gibt es dahinter immer noch einen, der das reparieren könnte. Doch um ein Spiel zu entscheiden, fehlt es den Dormagenern auf der Torhüterposition augenblicklich an Klasse. Der oft so starke Sven Bartmann hat sich sein Formtief zur unrechten Zeit genommen, Matthias Broy ist nur aufgrund der Schulterverletzung von Janis Boieck in den Zweitliga-Kader aufgerückt. Er hielt wenigstens noch vier Bälle, Bartmann nur zwei. „Damit kannst du kein Spiel gewinnen,“ stellte Bilanovic fest, wollte seinem Gespann zwischen den Pfosten aber keineswegs die alleinige Schuld geben: „So etwas funktioniert nur im Zusammenspiel zwischen Torhüter und Abwehr.“ Und die, siehe oben, stand eher wie „schlappe Seppel“ als wie ein schwer durchdringliches Bollwerk in der Gegend herum.

Trotz all dieser Mängel hätten die Dormagener sogar noch einen Punkt mitnehmen können aus Elsenfeld. Denn die Hausherren präsentierten sich ebenfalls wenig souverän, gerieten jedesmal ins Schwimmen, wenn die Bayer-Abwehr wenigstens halbwegs funktionierte. Beim 15:17 (35.) und 23:25 (50.) hätte die Partie kippen können, wenn die Dormagener bis auf ein Tor heran gekommen wären. Doch die durchaus vorhandenen Möglichkeiten dazu blieben ungenutzt. Und wer vorne patzt, steht hinten selten sicher – Großwallstadt zog schnell wieder auf 22:16 (40.) und spielentscheidend auf 29:23 (55:) davon. Wobei erschwerend hinzukam, dass sich die Gäste wie schon zuletzt in Wilhelmshaven (1:5 nach zehn Minuten) einen eklatanten Fehlstart (2:8, 13.) erlaubten. „Diesem Rückstand sind wir das ganze Spiel über hinterher gelaufen,“ monierte Bilanovic.

Freilich gab es auch Lichtblicke: Der mutige Auftritt von Jugend-Nationalspieler Julian Köster war der eine, das beherzte Auftreten von Benjamin Richter der andere – er scheint verstanden zu haben, dass Spiele im Abstiegskampf nur da zu gewinnen sind, wo es weh tut. Für „schlappe Seppel“ hingegen dürfte der Weg unweigerlich zurück in Richtung Dritte Liga führen.

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