Handball Janis Boieck rettet Bayer enorm wichtigen Sieg

Dormagen · Mit seinem 27:26-Sieg über den TV Emsdetten hat der TSV Bayer Dormagen den Abstand zur Abstiegszone der Zweiten Handball-Bundesliga wieder vergrößert. Zum Held des Abends wird dabei ausgerechnet der zum Saisonende scheidende Torhüter Janis Boieck.

 Zwei Matchwinner auf Seiten des TSV Bayer: Torhüter Janis Boieck mit zehn Paraden und Kreisläufer Carl Löfström (2. v. l.) mit acht Toren.   Foto: Zaunbrecher

Zwei Matchwinner auf Seiten des TSV Bayer: Torhüter Janis Boieck mit zehn Paraden und Kreisläufer Carl Löfström (2. v. l.) mit acht Toren. Foto: Zaunbrecher

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Solche Geschichten schreibt nur der Sport. Ausgerechnet Janis Boieck, dem sie am Höhenberg nicht so recht zutrauen, sich in der Zweiten Liga durchsetzen zu können und der deshalb am Saisonende gehen muss, hat dem TSV Bayer Dormagen den vielleicht wichtigsten Sieg dieser Saison gerettet. Gestützt auf zehn Paraden des nach der Pause eingewechselten 21-Jährigen drehten die Dormagener den 13:15-Halbzeitrückstand gegen den TV Emsdetten noch in einen glücklichen, aber nicht unverdienten 27:26-Erfolg, mit dem sie den Abstand auf Abstiegs- und Relegationsplätze auf neun Punkte vergrößerten.

Glücklich, weil die Hausherren vor 1077 Zuschauern über weite Strecken einem Rückstand hinterher gelaufen waren und noch fünf Minuten vor dem Schlusspfiff mit 23:24 im Hintertreffen lagen. Nicht unverdient, weil sie „am Ende etwas cleverer waren als wir,“ wie Gästetrainer Aaron Ziercke nach der ersten Niederlage im zweiten Spiel unter seiner Regie zugab. Man könnte auch sagen: Weil sie dem Kollektiv und nicht einem einzigen Spieler vertrauten. Beim TV Emsdetten war alles auf Aivis Jurdzs zugeschnitten, den der Tabellenvorletzte erst kurz vor Schließung der Wechselbörse verpflichtet hatte. Das ging so lange gut, wie bei dem lettischen Nationalspieler die Kräfte reichten. Da war er mit sieben Toren nicht nur der erfolgreichste Werfer auf Seiten der Gäste, er traf vor allem immer dann, wenn denen gegen eine recht ordentliche stehende Dormagener Deckung nichts mehr einfiel.

Nur: Jurdzs, vor sechs Wochen noch bei den Europameisterschaften für sein Heimatland im Einsatz, wird im August 37 Jahre alt. Und in diesem Alter muss man schon herausragende Eigenschaften besitzen, um 60 Minuten Tempo-Handball in der „stärksten Zweiten Liga der Welt“ ohne Verschnaufpausen durchzustehen. Die aber gönnte Ziercke seinem „Star“ kaum. Die Folge: Jurdzs kam immer öfter einen Schritt zu spät – in der Deckung, was ihm zwei Zeitstrafen einbrachte.

Und im Angriff, was Ian Hüter nutzte, um dreißig Sekunden vor dem Schlusspfiff einen schlecht getimten Pass von Sven Wesseling auf Aivis Jurdzs abzufangen und auf Carl Löfström zu passen, der mit seinem achten Treffer zum 27:25 das Spiel entschied. Ohne Janis Boieck freilich wäre es gar nicht zu diesem Spielverlauf gekommen. Nach 31 Minuten für Sven Bartmann, der mal wieder sein „Freitaggesicht“ zeigte, eingewechselt, lief der frühere Junioren-Nationalspieler zu großer Form auf. Vier Paraden in den ersten sechs Minuten nach der Pause sorgten dafür, dass die Hausherren die Partie schneller drehten als sie wohl selbst gehofft hatten: Beim 17:16 (36.) durch einen Abwurf von Janis Boieck ins verwaiste Emsdettener Tor gingen sie erstmals seit der 17. Minuten wieder in Führung. Und mit drei gehaltenen Würfen in den letzten fünf Minuten war der 21-Jährige, der noch auf der Suche nach einem neuen Verein ist, auch in der Crunchtime zur Stelle.

Doch den enorm wichtigen Sieg hatten die Dormagener nicht allein ihrem Torhüter zu verdanken. Sondern auch der Tatsache, dass Benjamin Richter in der Schaltzentrale endlich mal Verantwortung übernahm. Er traf nicht nur selbst (6/3), von seinen Anspielen profitierte vor allem Carl Löfström (8). Trotzdem unterliefen den Bayer-Handballern immer noch viel zu viele Fehler in der Vorwärtsbewegung, die selbst eine Frohnatur wie Dusko Bilanovic langsam ergrauen lassen: „Wir haben vorne vier, fünf Bälle einfach so weggegeben, das darf nicht passieren,“ schimpfte der Trainer. Und stellte unwidersprochen fest: „Wenn wir alle unsere einhundertprozentigen Chancen reinmachen würden, hätten wir ein paar Punkte mehr.“

Neun Zähler Vorsprung sind es jetzt den TV Emsdetten auf dem ersten Abstiegsplatz, ebenso viele auf die HSG Konstanz auf dem Relegationsplatz davor. Elf Spieltage vor Schluss sicher kein schlechtes Polster, aber auch keines, das zum Zurücklehnen verleiten sollte: „Wir brauchen noch mindestens sechs Punkte, dann sind wir safe“, sagt Joachim Kurth aus der sportlichen Leitung mit Blick auf die ominöse Dreißig-Punkte-Marke. Die sollten bei sechs ausstehenden Heimspielen, darunter gegen die Abstiegskandidaten Krefeld, Konstanz, Hüttenberg und Lübeck, durchaus zu holen sein für die Dormagener. Auf Bilanovics glückliches Händchen beim Torhüterwechsel sollten sie dabei jedoch nicht allzu oft vertrauen.

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