Handball Rekordkulisse sieht extrem wichtigen Sieg

Neuss · Der TSV Bayer Dormagen hat das erste von fünf „Endspielen“ um den Verbleib in der 2. Handball-Bundesliga für sich entschieden. Vor 1754 Zuschauern, der besten Kulisse seit Jahren, feierte der Aufsteiger einen nie wirklich gefährdeten 31:28-Sieg (Halbzeit 16:13) über den nun punktgleichen HSV Hamburg

 Tolles Spiel vor toller Kulisse: Ian Hüter und Carl Löfström (v.l.) gegen die Hamburger Niklas Weller und Dominik Vogt.

Tolles Spiel vor toller Kulisse: Ian Hüter und Carl Löfström (v.l.) gegen die Hamburger Niklas Weller und Dominik Vogt.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Für Björn Barthel fielen am Gründonnerstag Weihnachten, Ostern, Geburtstag und was man sonst noch an Festtagen so feiern kann auf ein Datum: Erst erhält der Handball-Geschäftsführer die frohe Kunde, dass der TSV Bayer Dormagen die Lizenz für eine weitere Saison in der Zweiten Liga ohne Auflagen erhält, dann spuckt das Zählsystem am Eingang des Bayer-Sportcenters die beachtliche Zahl von 1754 Besuchern aus. Und zuguterletzt glückt den Dormagenern mit dem 31:28 (Halbzeit 16:13) über den HSV Hamburg ein extrem wichtiger Sieg im Kampf um den sportlichen Klassenerhalt.

Vielleicht der wichtigste überhaupt auf der Zielgeraden einer beispiellosen Zweitliga-Saison. Nicht nur, weil der Aufsteiger mit den beiden Punkten den Anschluss ans schmale Mittelfeld der Tabelle hergestellt hat. Sondern vor allem, weil er ihm das nötige Selbstvertrauen für die weiteren „Endspiele“ geben müsste. „Wenn wir so weitermachen, sollten wir es schaffen,“ sagt Dusko Bilanovic. Der Trainer wirkte nach dem fünften Sieg (plus ein Unentschieden) im zehnten Spiel unter seiner Regie sichtlich erleichtert.

Kein Wunder, stellte das Duell mit dem zuvor in fünf Spielen unbesiegten Mitaufsteiger doch für ihn gleich zwei Herausforderungen dar. Schließlich hatten seine Schützlinge in genau diesen „Endspielen“ gegen direkte Konkurrenten, in denen der Druck besonders hoch ist, zumeist gepatzt. Und schließlich musste er das Herzstück seiner Handball-Philosophie, die Abwehr, umbauen, weil deren Chef Heider Thomas am Dienstag an einem Leistenbruch operiert worden war.

Beides gelang. Das eine, weil Daniel Eggert nach etlichen Spielen als Bankdrücker ab der 20 Minute einen grundsoliden Part in der Deckungsmitte übernahm. „Das hat er gut gemacht,“ lobte Bilanovic den Dänen. Das andere, weil die Dormagener sich selbst vom größten Druck befreiten, indem sie von Beginn an das Heft des Handelns in die Hand nahmen: 10:6 durch Carl Löfström hieß es nach einer Viertelstunde, als Torsten Jansen die erste Auszeit nahm. Was der Ex-Weltmeister auf der Bank der Hamburger zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen konnte: Dass damit die Partie eigentlich schon entschieden war. Denn näher als bis auf drei Tore kamen die Gäste nicht mehr heran. Weil ihnen gegen die kompakte Dormagener Deckung außer den Distanzwürfen des neun Mal erfolgreichen Finn Wullenweber zu wenig einfiel. Und weil sie ihre eigene Abwehr auch nicht ansatzweise so dicht bekamen wie die Hausherren die ihrige. Was sich auch aufs Leistungsvermögen der Torhüter niederschlug: Aron Edvardsson, am Montag beim 29:23-Sieg über Wilhelmshaven mit 16 Paraden noch Matchwinner der Hamburger, blieb blass, sein Vertreter Marcel Kokoszka ebenso.

Da fiel es kaum ins Gewicht, dass auch die Dormagener Schlussleute wenig überzeugend auftraten. Sven Bartmann, der vor der Partie seinen Vertrag um ein Jahr verlängert hatte, rettete nach seiner Wieder-Einwechslung (50.) mit vier Paraden in den letzten acht Minuten wenigstens den Vorsprung über die Zeit.

Dass es bis in diese Schlussphase spannend blieb, lag an einer Schwäche, die Bilanovic graue Haare beschert: „Wir schaffen es einfach nicht, uns mal richtig abzusetzen, da kriegst du als Trainer die Krise,“ sagt der 47-Jährige. Möglichkeiten dazu gab es genug, denn neun Mal führten die Hausherren mit fünf Toren, ließen die Hamburger aber immer wieder herankommen, obwohl Torsten Jansen feststellte: „Wir waren einfach zu langsam.“

Das größte Manko auf Dormagener Seite hat auch der Trainer erkannt: „Wir lassen zu viele freie Chancen liegen.“ Vor allem die Außen patzen immer wieder bei Gegenstößen. Und auch das Spiel gegen eine offensive Abwehrformation, auf die die Hamburger in den Schlussminuten umschalteten, ist durchaus verbesserungswürdig – so schmolz der Vorsprung allzu schnell von fünf auf drei Tore dahin.

Doch unterm Strich war die intensive und temporeiche Partie alles andere als ein Duell zweier Abstiegskandidaten. Drei, im schlechtesten Fall vier Siege (aus acht Spielen) sollten ausreichen, damit auch die Tabelle diese Feststellung widerspiegelt. „Heute, der war extrem wichtig,“ sagte Ian Hüter. Björn Barthel jedenfalls gab zu: „Ich war vorher sehr angespannt, jetzt bin ich einfach nur erleichtert.“ So, wie es sich für einen Feiertag auch gehört.

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