Handball Gegen Eisenach „die Hausaufgaben machen“

Dormagen · Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen geht am Freitagabend als Favorit in die Partie gegen Aufsteiger ThSV Eisenach.

 Aus Hamburg kehrte Julian Köster mit einem „Pferdekuss“ zurück, gegen Eisenach soll der Junioren-Vizeweltmeister im Trikot des TSV Bayer Dormagen aber wieder einsatzfähig sein.

Aus Hamburg kehrte Julian Köster mit einem „Pferdekuss“ zurück, gegen Eisenach soll der Junioren-Vizeweltmeister im Trikot des TSV Bayer Dormagen aber wieder einsatzfähig sein.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Heute Abend kann Dusko Bilanovic so reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. „Endlich mal was anderes als Deutsch“, sagt der gebürtige Serbe lachend. Denn der von ihm trainierte TSV Bayer Dormagen empfängt am Freitag um 19.30 Uhr den ThSV Eisenach im Bayer-Sportcenter – und der Rückkehrer in die Zweite Handball-Bundesliga reist mit gleich zehn Spielern an, die wie Bilanovic aus der Region stammen, die früher mal Jugoslawien hieß.

Nicht zu vergessen der Mann auf der Bank: Sead Hasanefendic wurde am 1. August 1948 in Novi Sad geboren und ist mit seinen 71 Jahren der älteste Trainer im deutschen Profi-Handball. Eisenach ist seine zwanzigste Station im Trainergeschäft, das dem Mann mit dem imposanten Schnauzbart schon die Afrikameisterschaft und Platz vier bei der WM mit Tunesien, drei Europapokalsiege mit dem VfL Gummersbach und im Jahre 2010 die Wahl zum „Trainer der Saison“ in der Handball-Bundesliga bescherte.

All das zeigt, dass sich mit dem Thüringischen Handball-Verein am Freitagabend kein „normaler“ Aufsteiger in Dormagen vorstellt. Vor dreieinhalb Jahren spielten die Eisenacher noch in der Ersten Liga, nachdem sie die Saison 2014/15 als Vizemeister der Zweiten Liga beendet hatten.

Aus dieser Spielzeit stammt auch das letzte Aufeinandertreffen mit dem TSV Bayer Dormagen: Am 23. Mai 2015 setzte sich der ThSV vor der stattlichen Kulisse von 1871 Zuschauern mit 27:24 im Sportcenter durch. So viele Zuschauer werden heute Abend sicher nicht kommen. Dafür soll aber auch das Ergebnis ein anderes sein. „Auch wenn Eisenach der stärkste der drei Neulinge ist – gegen einen Aufsteiger sind wir zu Hause der Favorit. Und dieser Rolle wollen wir auch gerecht werden,“ sagt Dusko Bilanovic.

Er weiß aber auch, dass das nur geht, „wenn wir unsere Hausaufgaben machen.“ Bei der 22:26-Niederlage in Hamburg erledigten seine Schützlinge das nur zum Teil. „Wir haben nicht schlecht gespielt, aber wir haben viel zu viele Bälle verworfen,“ sagt der Trainer. Und wertet die erste Saisonniederlage als „eine Kopfsache. Wir hatten drei Mal die Chance, die Partie zu drehen, die letzte bei einer 6:4-Überzahl zehn Minuten vor Schluss, was eigentlich der günstigste Zeitpunkt ist – doch wir nutzen sie nicht.“

Zu Hause, meint Bilanovic, wäre das nicht passiert. „Aber die Jungs hatten Respekt vor der großen Kulisse“ – 2673 Zuschauer in der Alsterdorfer Sporthalle – „und dem großen Lärm, den die HSV-Fans gemacht haben.“ Erschwerend kam hinzu, dass ihm im Rückraum ein Regisseur fehlte, einer, der Ruhe in die mitunter fahrigen Aktionen gebracht hätte.

Der, der das könnte, wird auch gegen Eisenach nicht dabei sein: Eloy Morante Maldonado laboriert noch immer an den Folgen seiner Ellbogenverletzung, die er sich während der U21-Weltmeisterschaft im Juli zugezogen hatte. „Er hat in dieser Woche erstmals ein bisschen mittrainiert“, sagt Bilanovic über den 21-Jährigen, der wohl frühestens im nächsten Heimspiel am 21. September gegen den TuS N-Lübbecke zur Verfügung steht.

Auch andere machen Sorgen: Torhüter Janis Boieck muss vier Wochen pausieren (die NGZ berichtete), bei Pascal Noll meldete sich eine alte Verletzung im Knie schmerzhaft zurück, U19-Vizeweltmeister Julian Köster kehrte aus Hamburg mit einem „Pferdekuss“ zurück. Der Trainer geht davon aus, dass die beiden am Freitag ebenso einsatzfähig sind wie der zuletzt immer wieder von Rückenbeschwerden geplagte Nuno Rebelo. „Und in Heider Thomas haben wir eine Alternative mehr“, sagt Bilanovic. Der Abwehrhüne hat nach dreimonatigem Kanada-Aufenthalt zwar erst zwei Mal trainiert, „aber für einen Kurzeinsatz, wenn es Not tut, wird es reichen,“ meint sein Trainer.

Dass es Not tut, will er freilich vermeiden: „Wir müssen so spielen wie in der zweiten Halbzeit gegen Aue,“ fordert Bilanovic. Dieses Spiel hat auch Sead Hasanefendic vor Augen, wenn er sagt: „Sie sind wohl auch der Favorit für den Freitagabend. Bayer Dormagen ist eine variabel spielende Mannschaft, mit einer starken Deckung und einem guten Torhüter, mit schnellen gegenstößen und drei Shootern aus dem Fernwurfbereich.“ Als Außenseiter sieht der Routinier sein Team, das mit dem 30:25-Sieg über den TV Hüttenberg „einen kräftigen Schluck aus der Pulle Selbstvertrauen genommen“ habe, aber keineswegs: „Ja, wir haben Respekt. Aber ebenso Ja, wir haben eine gute Chance.“

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