Handball TSV Bayer Dormagen stürzt den Spitzenreiter

Dormagen · In einem zwar nicht hochklassigen, aber jederzeit spannenden Rhein-Ruhr-Derby setzt sich der TSV Bayer Dormagen mit 31:28 (Halbzeit 13:12( durch und stürzt damit TuSEM Essen von der Tabellenspitze der 2. Handball-Bundesliga.

 Patrick Hüter, hier bedrängt von seinem Essener Kreisläuferkollegen Tim Zechel, widerlegte am Freitagabend all jene, die in ihm nur einen guten Abwehrspieler sehen: In den letzten fünf Minuten erzielte der Mannschaftskapitän drei wichtige Tore zum Dormagener 31:28-Sieg.

Patrick Hüter, hier bedrängt von seinem Essener Kreisläuferkollegen Tim Zechel, widerlegte am Freitagabend all jene, die in ihm nur einen guten Abwehrspieler sehen: In den letzten fünf Minuten erzielte der Mannschaftskapitän drei wichtige Tore zum Dormagener 31:28-Sieg.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Was wäre, wenn? Mit dieser Frage möchten sie sich am Höhenberg lieber nicht beschäftigen. Fakt ist: Wenn sich der TSV Bayer Dormagen nicht am 11. Oktober jenen bis heute unerklärlichen Blackout beim Tabellenletzten HSG Krefeld geleistet hätten, wäre er jetzt erster Verfolger des Spitzentrios in der 2. Handball-Bundesliga.

Dass sie das Zeug besitzen, mit den Top-Teams mit zu halten, bewiesen die Dormagener im 38. Rhein-Ruhr-Derby am Freitagabend. Denn in einem zwar nicht hochklassigen, aber mitreißenden und jederzeit spannenden Duell bezwangen sie TuSEM Essen mit 31:28 (Halbzeit 13:12) und stürzten die Gäste vor 1463 Zuschauern von der Tabellenspitze.

„Völlig verdient,“ wie TuSEM-Trainer Jaron Siewert eingestand. In seinen Augen war die vierte Saisonniederlage eine Mischung aus eigener Unfähigkeit und Stärke des Gegners: „Dormagen hat das richtig gut gemacht. Wir nicht.“ Sein Kollege sah noch einen dritten Faktor als spielentscheidend an: „Ihr wart heute der achte Mann,“ sagte ein glückstrahlender Dusko Bilanovic Richtung Fans, „ihr habt uns getragen, als es eng wurde.“ Und eng wurde es in der Tat 20 Minuten vor Schluss. Die Hausherren waren bis dahin stets in Vorlage gegangen, hatten sich aber nie mit mehr als zwei Toren absetzen können. Und als Joshua Reuland beim Stande von 18:18 vom Siebenmeterpunkt am Ex-Dormagener Fredrik Genz scheiterte und David Akakpo den TuSEM im Gegenzug erstmals seit dem 4:3-Zwischenstand in Führung brachte, war das einer jener Momente, in den Handballspiele normalerweise kippen. Am Freitagabend nicht. „Weil die Dormagener jeden unserer Fehler gnadenlos ausgenutzt haben,“ sagte Siewert.

Und weil die Bayer-Handballer inzwischen mit einem ganz anderen Selbstvertrauen und Selbstverständnis an die Sache heran gehen als im ersten Saisondrittel. Da hätten sie entweder den Kopf verloren oder ihn hängen lassen – jetzt spielen sie ihren Stiefel einfach unbeirrt weiter. Und zu der Leidenschaft kam diesmal hinzu, „dass wir deutlich weniger Fehler gemacht haben als vor einer Woche in Hamm,“ bilanzierte Bilanovic. Weshalb statt einer 29:32-Niederlage am Ende ein 31:28-Sieg auf der Anzeigetafel stand.

Den die Dormagener in einem Kollektiv aus einem Dutzend Spieler erkämpften, in dem es an diesem Abend eigentlich keinen Schwachpunkt gab. Aus dem aber trotzdem drei Akteure herausragten: Sven Bartmann hielt mit 13 Paraden seine Vorderleute vor allem in den Phasen im Spiel, in denen es nicht so gut lief. André Meuser steigerte sich nach etlichen unglücklichen Aktionen in der Anfangsphase, ging dahin, wo es bei den hart zupackenden Essenern richtig weh tat und erzielte so die nicht ganz unwichtigen Treffer zum 21:20 (46.), 25:23 (52.) und 28:24 (55.).

Den Rest erledigte ein ungemein starker Patrick Hüter, der all jene widerlegte, die in dem Kreisläufer bislang nur einen guten Abwehrspieler sahen. Seine drei Tore in den letzten vier Minuten ebneten Bayer endgültig den Weg zum neunten Saisonsieg. Das war nötig, denn Carl Löfström war nach 53 Minuten dem Zeitstrafenfestival zum Opfer gefallen, in das die unsicheren Schiedsrichter Jan und Manuel Lier ein zwar hartes, aber keineswegs unfair geführtes Derby verwandelten.

Ihnen war auch zu verdanken, dass das Duell nicht zum erwarteten Tempo und zum erhofften spielerischen Niveau fand. „Wenn du so lange in Unterzahl spielst, kostet das Kraft,“ sagte Bilanovic mit Blick auf die 16 Strafminuten (davon zwölf im zweiten Durchgang), die die Unparteiischen gegen sein Team verhängten. Was dazu führte, dass seine Schützlinge die letzten Reserven mobilisieren mussten: „Einige meiner Spieler sind heute an ihre Grenzen gegangen,“ stellte Bilanovic fest. Mit der Frage, was wäre, wenn sie das in allen bisherigen 16 Meisterschaftsspielen getan hätten, mochte er sich an diesem Abend lieber nicht beschäftigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort