Handball Die heikle Mission des Jörg Bohrmann

Dormagen · Erstmals seit seinem Rücktritt als Trainer des TSV Bayer Dormagen Anfang März 2016 trifft Jörg Bohrmann am heutigen Freitagabend mit Zweitliga-Handballern der Rhein Vikings auf jenen Verein, für den er zehn Jahre tätig war.

 In Dormagen fühlt sich Jörg Bohrmann immer noch wohl, hier als Zuschauer beim Saisonauftakt mit seinen ehemaligen Schützlingen Sven Bartmann, Moritz Preuss, Jo-Gerrit Genz (v.l.), Jonathan Benninghaus (geb. Eisenkrätzer), Patrick Hüter, Peter Strosack und Simon Ernst (v.r.).   Foto: H. Zaunbrecher

In Dormagen fühlt sich Jörg Bohrmann immer noch wohl, hier als Zuschauer beim Saisonauftakt mit seinen ehemaligen Schützlingen Sven Bartmann, Moritz Preuss, Jo-Gerrit Genz (v.l.), Jonathan Benninghaus (geb. Eisenkrätzer), Patrick Hüter, Peter Strosack und Simon Ernst (v.r.). Foto: H. Zaunbrecher

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Ob Jörg Bohrmann und Björn Barthel in dieser Woche miteinander telefoniert haben, ist nicht überliefert. Normalerweise stehen sie in regem Austausch, und das, obwohl sie Konkurrenten im Abstiegskampf der Zweiten Handball-Bundesliga sind – der eine als Trainer des HC Rhein Vikings, der andere als Geschäftsführer der TSV Bayer Dormagen Handball GmbH.

Am Sonntag, kurz vor dem Anpfiff des letzten Dormagener Heimspiels in diesem Jahr gegen die HSG Nordhorn (23:28) haben sie es noch getan. Bohrmann war gerade aus Aue zurückgekehrt, wo die Vikings am Abend zuvor mit 26:29 verloren hatten. Es war die 14. Niederlage in Folge, die zwölfte, seit Bohrmann das Sagen hat im Castello in Düsseldorf-Reisholz. Trotzdem war der 50-Jährige nicht ganz so unzufrieden gewesen wie sonst: „Da haben wir uns kämpferisch gezeigt und das Spiel nicht weggeschenkt,“ sagt er rückblickend und macht „zu viele einfache technische Fehler“ für die erneute Schlappe verantwortlich.

Die kann sich sein Team im Lokalderby am heutigen Freitagabend (20 Uhr, Castello) nicht erlauben. „Dormagen kann 60 Minuten Vollgas geben,“ sagt Bohrmann. Das fällt seiner in die Jahre gekommenen Truppe, deren Durchschnittsalter durch die Reaktivierung von Vikings-Geschäftsführer Daniel Pankofer (wurde am Mittwoch 38 Jahre alt) noch einmal deutlich gestiegen ist, hingegen nicht so leicht. Vermutlich der Grund, warum Bohrmann seinen Kader unter der Woche mit Spielern der Reserve und der A-Jugend auffüllte, die im Derby zumindest auf der Bank sitzen könnten. Da fehlen nämlich die angeschlagenen Bennet Johnen, Paul Skorupa und Miladin Kozlina, der Einsatz von Regisseur Philipp Pöter ist fraglich.

Für Jörg Bohrmann ist das Lokalduell gewiss kein Spiel wie jedes andere. Innerlich scheint der gebürtige Wiesbadener immer noch dem TSV Bayer Dormagen verbunden. Bevor er auf der anderen Rheinseite vom Jugend- zum Cheftrainer befördert wurde, schaute er sich beinahe jedes Heimspiel des Zweitliga-Neulings an, genoss dabei sichtlich das Wiedersehen mit seinen ehemaligen Schützlingen, von denen viele ins Sportcenter kommen, auch wenn sie längst nicht mehr das Bayer-Trikot tragen. So wie die inzwischen zu Nationalspielern gereiften Simon Ernst und Moritz Preuss. Mit ihnen wurde Bohrmann 2012 Deutscher Meister der B-Jugend, danach führte er die Dormagener zwei Mal in Folge zum Titel in der Dritten Liga West (beim ersten in der Saison 2012/13 durfte der TSV wegen der Insolvenz des Vorgängerklubs DHC Rheinland nicht aufsteigen) und 2014 zum Aufstieg in die Zweite Liga.

Dort gelang ihm im ersten Jahr der Klassenerhalt – Bayer belegte mit 27:49 Punkten Platz 16 in der Abschlusstabelle, zwei Zähler vor der HG Saarlouis auf dem ersten Abstiegsrang. In der zweiten Saison blieben die Dormagener freilich hinter den Erwartungen zurück – am 7. März 2016, zwei Tage nach der verheerenden 23:30-Pleite beim Abstiegskonkurrenten HF Springe, trat Bohrmann zurück. Dass er trotzdem am TSV Bayer Dormagen hängt, machen seine Worte deutlich, mit denen er gegenüber den Düsseldorfer Medien den heutigen Gegner beschreibt: „Dormagen ist eine Mannschaft, die an guten Tagen mit den schönsten Handball der Liga spielt.“ Was ihn nicht daran hindern wird, heute Abend zwei Punkte anzupeilen – es wären die ersten für die Vikings unter seiner Regie.

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