Handball Altmeister im Abstiegsduell

Dormagen · Im Training musste Dusko Bilanovic unter der Woche gleich auf drei Spieler verzichten, doch das will der neue Mann auf der Bank des TSV Bayer Dormagen vor dem Abstiegsduell beim TV Großwallstadt nicht als Ausrede gelten lassen.

 Die Abwehr (hier Patrick Hüter, Tim Wieling, Lars Jagieniak und Carl Löfström, v.l. im Hinspiel gegen Großwallstadts Tom Spieß) ist die eine Sache, die Fehler- und Trefferquote im Angriff die andere, die den Abstiegskampf entscheidet.   Foto: H. Zaunbrecher

Die Abwehr (hier Patrick Hüter, Tim Wieling, Lars Jagieniak und Carl Löfström, v.l. im Hinspiel gegen Großwallstadts Tom Spieß) ist die eine Sache, die Fehler- und Trefferquote im Angriff die andere, die den Abstiegskampf entscheidet. Foto: H. Zaunbrecher

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Das Ergebnis war deutlich: Mit 31:44 (Halbzeit 14:22) musste sich der TV Großwallstadt am Mittwochabend vor 1788 Zuschauern geschlagen geben. Allerdings hat die Niederlage keinerlei Auswirkungen auf den Abstiegskampf in der Zweiten Handball-Bundesliga. Denn der Gegner hieß Rhein-Neckar Löwen – der Deutsche Meister war zu einem Freundschaftsspiel in die Untermainhalle gekommen. „Die Stimmung war gut. Die Fans haben ein schnelles Spiel gesehen und viele Tore,“ zog dessen Team-Manager Oliver Roggisch nach den sechzig Minuten Bilanz.

Am Samstagabend wird das mit Sicherheit anders aussehen. Denn dann erwarten die Großwallstädter in ihrer Halle in Elsenfeld den TSV Bayer Dormagen. „Ein schönes Spiel wird das bestimmt nicht,“ sagt Dusko Bilanovic voraus. Der Dormagener Trainer richtet sich vielmehr „auf so ein Kampfspiel wie das in Wilhelmshaven ein.“ Nur mit einem anderen Ausgang als einer 24:34-Pleite. „Ich hoffe, die Jungs haben daraus gelernt, ich hoffe, sie wissen jetzt wie es im Abstiegskampf zur Sache geht.“

Denn ähnlich wie für die Wilhelmshavener vor zwei Wochen ist die Partie am Samstag auch für den TV Großwallstadt eine Art „Endspiel“. Verliert er, trennen ihn schon fünf Punkte vom TSV Bayer Dormagen, der aktuell auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz steht. Mit einem Sieg könnten die Mainfranken, die in den vier Spielen nach der WM-Pause noch keinen Punkt geholt haben, bis auf einen Zähler aufschließen – und die Dormagener eine Woche später mit einem weiteren Sieg bei den Rhein Vikings sogar überholen. Mehr Abstiegskampf geht nicht. „Wir brauchen uns nicht schlecht reden. Wir müssen es schaffen, den Bock umzustoßen und die Fehler, die uns zuletzt die Siege gekostet haben, abzustellen,“ sagt TVG-Trainer Florian Bauer. Der Satz könnte auch von Dusko Bilanovic sein. Ihn ärgert, dass seine Schützlinge es nicht schaffen, Konstanz in ihre Leistungen zu bringen: „Gegen Coburg spielen wir eine Halbzeit lang eine bombastische Abwehr und vorne auch nicht schlecht. Dann steht die Abwehr weiterhin gut – aber im Angriff machen wir viel zu viele Fehler, haben wir überhaupt keine Durchschlagskraft mehr,“ lässt er die jüngste Partie gegen den HSC Coburg (21:27 nach 11:5-Führung) Revue passieren.

Zum Aufarbeiten, zum Aus-den-Fehlern-Lernen war in dieser Woche wenig Zeit. Das lag weniger am rheinischen Karmeval, dem Bilanovic ins noch heimische Aurich entfloh. Sondern dran, dass ihm drei wichtige Spieler im Training nicht zur Verfügung standen: Carl Löfström und Heider Thomas waren krank, Eloy Morante Maldonado zur Junioren-Nationalmannschaft in die Sportschule Kamen-Kaiserau abkommandiert. „Da kann man natürlich nicht so viele taktische Sachen ausprobieren,“ sagt Bilanovic. Er machte aus der Not eine Tugend und konzentrierte sich mit seinen Übungen vor allem auf die rechte Seite. „Da lief es ja zuletzt nicht so gut,“ sagt er.

Was einem gewissen Understatement gleichkommt. Die beiden Linkshänder im Rückraum, Nuno Rebelo (34) und Daniel Eggert (29), haben zusammen gerade mal 63 Tore erzielt. Zum Vergleich: Lukas Stutzke bringt es auf der anderen Halbposition im Alleingang auf 94 Treffer. Und selbst Eloy Morante Maldonado, der seine Torgefährlichkeit fast nur im Spiel eins-gegen-eins ausleben kann, steht mit 64 Saisontoren zu Buche. Noch finsterer wird die Bilanz, zieht man die Trefferquote zu Rate: Liegt sie bei Rebelo (34 Tore, 33 Fehlwürfe) noch im erträglichen Bereich von knapp 50 Prozent, ist sie bei Eggert (29/42) geradezu unterirdisch. „Ich habe viel mit beiden geredet,“ sagt Bilanovic. Ob sie ihn verstanden haben, kann den Abstiegskampf entscheiden.

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