Basketball Bittersüßer Abschluss einer Achterbahnsaison

Grevenbroich · Gut 1000 Basketball-Fans erleben hochemotionales Finale im WBV-Pokal. Elephants gewinnen Spiel zwei, doch den Cup holt Dorsten.

 Die Nummer 1 für Hubert Fußangel: (v.l.) Simon Bennett, Jonathan Parker, Marko Boksic, Max Boldt, Gideon Schwich, Lennard Jördell, Farid Sadek, Alexander Knopf, Aleksa Atic, David Markert, Nino Janoschek und Hartmut Oehmen mit dem Sondertrikot für den am Morgen vor dem Finalrückspiel verstorbenen Geschäftsführer

Die Nummer 1 für Hubert Fußangel: (v.l.) Simon Bennett, Jonathan Parker, Marko Boksic, Max Boldt, Gideon Schwich, Lennard Jördell, Farid Sadek, Alexander Knopf, Aleksa Atic, David Markert, Nino Janoschek und Hartmut Oehmen mit dem Sondertrikot für den am Morgen vor dem Finalrückspiel verstorbenen Geschäftsführer

Foto: Michael Ritters

Es stimmt. Das wahre Leben ist so viel bewegender, so viel bunter und manchmal eben auch tragischer als jeder Film. Am Morgen vor dem Rückspiel im WBV-Pokal gegen die BG Dorsten, die zwei Tage zuvor mit dem deutlichen 90:67-Heimsieg eigentlich schon alles klargemacht hatte, traf der plötzliche Tod von Hubert Fußangel die Basketballer der NEW’ Elephants bis ins Mark.

Der in der Schlossstadt bestens vernetzte Steuerberater hatte in zwei äußerst produktiven Jahrzehnten als Geschäftsführer und Kassierer alle Höhen und Tiefen der Grevenbroicher Korbjäger hautnah miterlebt. „Er war es, der mich vor sieben Jahren nach Grevenbroich geholt hat“, sagte ein sichtlich angefasster Hartmut Oehmen. Bei der Schweigeminute für den knorrigen, aber hochsensiblen Gemütsmenschen, dessen Lieblingsspieler Marko Boksic gleichzeitig zum wertvollsten Elephants-Akteur der abgelaufenen Saison gekürt worden war, standen vielen der 1000 Zuschauer in der zum Bersten gefüllten Großsporthalle Gustorf am Torfstecherweg Tränen in den Augen.

In sein Abschieds-Match als Trainer schickte Oehmen, der dem schwer an Krebs erkrankten Fußangel noch am Freitag eine WhatsApp-Botschaft ins Krankenhaus gesandt hatte, das Team mit diesem Appell: „Dies ist vielleicht das letzte Spiel, in dem Hubert im Zusammenhang mit den Elephants erwähnt wird – und das soll nicht mit einer Niederlage verbunden sein.“

Und die Mannschaft hörte zu. Während der Coach bis ins zweite Viertel brauchte, um seiner Gefühle Herr zu werden, machten sich die Spieler ans Werk. „Die Jungs haben das unfassbar sensationell umgesetzt“, fand  Oehmen. Und dabei ließ der nächste Rückschlag nicht lange auf sich warten: Schon in der sechsten Minute vertrat sich Max Boldt so unglücklich den Knöchel, dass die Partie für ihn mit Verdacht auf Bänderriss beendet war.

Die Geschichten zum Spiel lieferten also andere. Matthias Golomb zum Beispiel: Der Physiotherapeut ist beim Hockey-Bundesligisten Crefelder HTC als Athletik- und Life Kinetik-Trainer tätig – und ein ehemaliger Schützling Oehmens. „Er hat 20 Jahre bei mir gespielt, ist Patenonkel meines Sohnes.“ Am Sonntag profitierte Marko Boksic von seinem Fachwissen, lieferte so  trotz schwerer Bänderdehnung im Sprunggelenk eine herausragende Leistung ab.

Gleiches galt für Simon Bennett: Als Chefcoach in die Saison gegangen, schlüpfte der Neuseeländer aufgrund der akuten Personalprobleme wieder in seine angestammte Rolle als spielender Co-Trainer. Zum Abschied aus Grevenbroich – der Banker verlegt seinen Lebensmittelpunkt nach Dortmund – sorgte der 34-Jährige, als intelligenter Scharfschütze mehr als elf Jahre Oehmens kongenialer Partner, mit seinen erfolgreichen Würfen von jenseits der Drei-Punkte-Linie dafür, dass die Elephants zweimal bis auf 13 Punkte davonzogen. Das letzte Mal beim 84:71 in der 38. Minute. „Da ist uns schon ein wenig das Herz in die Hose gerutscht“, gab Dorstens wiederum bärenstarker Center Willi Köhler ehrlich zu. Dass es am Ende zwar zum eingeforderten Sieg reichte (83:79), aber nicht zum vierten Pokal-Triumph seit 2003, störte Oehmen zwar schon, „ich will immer gewinnen“, verdarb ihm jedoch nicht seinen zweiten Abschied vom Trainerjob: „Mit diesem sehr emotionalen Spiel bei krass fairer Atmosphäre, an der die mega-sympathische Truppe aus Dorsten entscheidenden Anteil hatte, endet auch für mich ein Abschnitt auf tragisch-schöne Weise.“

Die Zukunft ist offen: Mit neuem,  nun vom mit den Elephants aufgewachsenen Grevenbroicher Unternehmer Holger Groß angeführten Vorstand und mit neuem Coach (Jason Price) bricht in der Schlossstadt eine neue Zeitrechnung an. Oehmen bleibt dem Verein, „der zwischenzeitlich mal kurz auf der Kippe stand“, als Manager und Macher erhalten. Auch viele Spieler wollen bleiben – selbst Farid Sadek könnte mit 36 Jahren doch noch eine Saison dranhängen. „Aber es wird Änderungen geben“, stellt Oehmen klar. Mit dem Tod von Hubert Fußangel ist bei den Elephants eine große Ära unwiederbringlich zu Ende.

 Die Nummer 1 für Hubert Fußangel: (v.l.) Simon Bennett, Jonathan, Parker, Marko Boksic, Max Boldt, Gideo Schwich, Lennard Jördell, Darid Sadek, Alex Knopf, Aleksa Atic, David Markert, Nino Janoschek und Hartmut Oehmen mit dem Sondertrikot für den am Morgen vor dem Finalrückspiel verstorbenen Geschäftsführer (kleines Foto).

Die Nummer 1 für Hubert Fußangel: (v.l.) Simon Bennett, Jonathan, Parker, Marko Boksic, Max Boldt, Gideo Schwich, Lennard Jördell, Darid Sadek, Alex Knopf, Aleksa Atic, David Markert, Nino Janoschek und Hartmut Oehmen mit dem Sondertrikot für den am Morgen vor dem Finalrückspiel verstorbenen Geschäftsführer (kleines Foto).

Foto: Michael Ritters

Aber weil jedem Ende ein Anfang innewohnt oder weil das Leben oft einfach auch wunderschön ist, wurde in Bastian Becker der mit Abstand dienstälteste Elephant just am Sonntag zum ersten Mal Vater. Zu kitschig? Nein, rührend – oder eben echt elefantös ...

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