Handball Ein Lokalduell in 450 Kilometer Entfernung

Rhein-Kreis · In der ersten DHB-Pokalrunde trifft der TSV Bayer Dormagen am Samstag auf die Rhein Vikings. Das Spiel findet in Göppingen statt.

 Anfang Juni setzten sich Ian Hüter und der TSV Bayer Dormagen mit 36:28 gegen die Rhein Vikings durch, auf die sie am Samstag in der ersten DHB-Pokalrunde erneut treffen.

Anfang Juni setzten sich Ian Hüter und der TSV Bayer Dormagen mit 36:28 gegen die Rhein Vikings durch, auf die sie am Samstag in der ersten DHB-Pokalrunde erneut treffen.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Wie absurd der vor einigen Jahren eingeführte Modus der ersten beiden Runden im DHB-Pokal ist, macht dieser Samstag deutlich. Um 17 Uhr stehen sich der TSV Bayer Dormagen und der HC Rhein Vikings zum Lokalduell gegenüber. Ihre Trainings- und Spielstätten liegen genau 20 Kilometer auseinander. Trotzdem sind der Zweitligist und der Zweitliga-Absteiger am frühen Morgen getrennt voneinander in zwei Busse gestiegen, um 450 Kilometer quer durch Deutschland zu fahren.

Denn das Spiel findet in der Göppinger EWS-Arena statt, die 5600 Zuschauern Platz bietet, am Samstagnachmittag aber eher leer sein wird. Der Verlierer darf anschließend wieder in den Bus steigen und 450 Kilometer quer durch Deutschland nach Hause fahren. Der Sieger muss im Schwabenland bleiben, denn am Sonntag um 17 Uhr wartet, wiederum in der EWS-Arena, Spiel Nummer zwei auf ihn. Der Gegner wird aller Voraussicht nach FrischAuf Göppingen heißen, denn der Handball-Bundesligist bekommt es in der Auftaktrunde am Samstagabend (20 Uhr) mit Drittligist TuS Dansenberg zu tun, der aus Kaiserslautern „nur“ 240 Kilometer Anreise hat.

Was wie ein Stück aus dem absurden Theater klingt, ist gängige Praxis, seit der Deutsche Handball-Bund (DHB) die so genannten Vorrundenturniere im Pokalwettbewerb eingeführt hat. Eigentlich hätte sich das Quartett in Dansenberg treffen sollen. Das wäre ganz praktisch gewesen, denn alle drei Gästeteams hätten es ungefähr gleich weit zum Spielort gehabt. Doch der TuS Dansenberg verzichtete auf sein Austragungsrecht, ebenso wie die Rhein Vikings und der TSV Bayer Dormagen. „Eine Woche nach dem Jubiläumsspiel gegen den THW Kiel und eine Woche vor dem Saisonstart in eigener Halle gegen den EHV Aue wäre so ein Pokalwochenende für uns weder in organisatorischer noch in wirtschaftlicher Hinsicht machbar gewesen,“ begründet Bayers Handball-Geschäftsführer Björn Barthel die Absage – und buchte stattdessen vorsorglich ein Hotel in Göppingen.

Denn die Dormagener gehen davon aus, dass sie aus dem Lokalduell als Sieger hervorgehen. Was sie an diesem Samstagnachmittag erwartet, weiß freilich keiner so genau. Die Rhein Vikings verfügen nach dem Zweitliga-Abstieg nicht mal mehr über einen Internetauftritt, auf dem man eine Kaderliste einsehen könnte. Weil Dusko Bilanovic aber kein Freund von Blindflügen ist, hat sich der Dormagener Trainer zwei Videos von Testspielen des neu formierten Drittligisten besorgt, darunter das von der 23:30-Niederlage am Dienstag gegen Zweitliga-Aufsteiger HSG Krefeld.

Seine Erkenntnis: Kollege Jörg Bohrmann versucht immer noch, den Gegner mit einer offensiven Deckungsvariante aus dem Spielrhythmus zu bringen. „Aber auch darauf gibt es Antworten,“ sagt Bilanovic, lässt aber offen, ob er es mit der gleichen Taktik probieren will wie am letzten Spieltag der vergangenen Zweitliga-Saison, als er die Vikings mit dem Dauereinsatz eines siebten Feldspielers überraschte und sie so zu einer defensiven Deckungsvariante zwang. Für Bilanovic kommt die Pokalpartie am Samstag einer Art Spagat gleich: „Wir wollen uns souverän durchsetzen, aber gleichzeitig auch auf das Spiel gegen Göppingen vorbereiten.“

Denn der Dormagener Trainer hat keine Lust, „das viele Geld für die Übernachtung zu verplempern,“ indem sein Team am Sonntag gegen den Erstligisten nicht über eine Statistenrolle hinaus kommt. „Wir wollen Göppingen auf jeden Fall ärgern, vielleicht gelingt uns ja sogar eine Überraschung,“ sagt Bilanovic. Die sind nach dem neuen Modus viel seltener geworden im DHB-Pokal. Mit ein Grund, warum der DHB sich für die Spielzeit 2020/21 wieder etwas Neues hat einfallen lassen.

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