Autor Gisbert Haefs beim "Literarischen Sommer" Spielmann der Literatur

Von Helga Bittner

Von Helga Bittner

Der in Wachtendonk geborene und in Bad Godesberg lebende Autor Gisbert Haefs hat klare Vorstellungen vom Sinn und Zweck des Bücherschreibens. Am Mittwoch liest er beim Literarischen Sommer .

Als Leser wie als Autor hält sich Gisbert Haefs an eine Maxime von Francis Coleridge, der einmal gesagt hat, dass sich ohne die "freiwillige Aussetzung von Zweifel" beim Leser nichts abspielt. Die Voraussetzung dafür indes geht vom Schriftsteller aus: "Wenn ich ein Buch lese, das viele Anachronismen zeigt, ist es für mich gestorben", spricht der Leser Haefs, und auch der Autor Haefs weiß.

Grobe Schnitzer zerstören die Atmosphäre. Überhaupt hat der in Wachtendonk Geborene eine klare Vorstellung von seiner eigenen Arbeit und der seiner Kollegen: "Es gibt zwei Sorten von Autoren", sagt er, "die eine ist ein Hohepriester seiner selbst" (nennt Autoren wie Botho Strauß oder Rainer Maria Rilke), "der andere ist ein Spielmann". Zu letzterem, "der ein Buch schreibt, das er selbst auch gerne lesen möchte", zählt er sich übrigens selbst.

Bei Haefs sind das zurzeit vor allem historische Romane, die der in Bad Godesberg lebende Schriftsteller indes genau recherchiert. Sein jüngstes Buch "Das Schwert von Karthago", aus dem er beim "Literarischen Sommer" in der Stadtbibliothek liest, spielt elf Jahre nach dem ersten Punischen Krieg - eine Ära, in der Haefs fast schon zu Hause ist, denn schon sein "Hannibal" agierte in etwa dieser Zeit.

"Mit diesem Hintergrund kenne ich mich tatsächlich gut aus", bestätigt Haefs, aber dennoch sei es wichtig, seine Kenntnisse immer wieder aufzufrischen und sich vor allem über neue historische Ansätze auf dem Laufenden zu halten. Denn grobe Schnitzer ... siehe oben. Als Leser hatte Haefs schon immer Spaß daran, Romane zu lesen, in denen die Historie mit einem Krimi verknüpft ist.

Als Schreiber sieht er zwei Möglichkeiten, dies so spannend wie interessant hinzukriegen: "Man hängt sich an ein Faktum oder eine historische Person an oder erfindet eine fiktive Geschichte, die in die Zeit passt".

Passen muss trifft den Anspruch Haefs wohl eher, denn für ihn gilt: "Es darf nichts sein, was auch genauso gut zu einem anderen Zeitpunkt hätte passieren können."

Dass der 55-Jährige überhaupt beim Schreiben von Büchern landen würde, war indes nicht klar, als er einst sein Studium der Anglistik und Hispanistik begann. Chansons fürs Brot Mit "journalistischen Übersetzungen" hielt er sich über Wasser, bis dank des Studiums die literarischen Übersetzungen dazu kamen.

Mit Chansons sei er etwa bis zu seinem 30. Lebensjahr durch die Lande getingelt: "Das reichte für's Brot", sagte er lachend, "aber für die Butter sah es schlecht aus". Dass 1981 der Wendepunkt kam, betrachtet er heute noch als Glücksfall. Haefs rutschte in ein groß angelegtes Übersetzungsprojekt mit einer Werkausgabe von Jorge Luis Borges: "Zwei Bände waren schon erschienen und in ihrer Übersetzung einhellig verissen worden", erinnert er sich, "dem dritten, bei dem ich dann eingestiegen bin, galt deswegen große Aufmerksamkeit".

Dass die Reaktionen auf seine Arbeit durchweg positiv waren, hat ihm als Übersetzer den nötigen Aufschwung gegeben. "Aber zugleich hatte ich mir damit auch andere Standbeine schaffen können", sagt er. "Ich habe für den Rundfunk gearbeitet und Krimis geschrieben". Mehr und mehr sicherten seine Romane ihm schließlich eine feste Position auf dem Büchermarkt, so dass Haefs die Übersetzungen in den vergangenen zehn Jahren fast gegen Null gefahren hat.

"Man muss sich dann einfach entscheiden", sagt der Mann, der sich mit seinen Bearbeitungen der Bücher eines Rudyard Kipling oder eben Jorge Luis Borges einen guten Namen gemacht hat. Am liebsten allerdings würde Haefs Kurzgeschichten schreiben. Aber die hätten in Deutschland leider kaum Freunde, bedauert er und weiß dafür auch Gründe zu nennen.

In der deutschen Literatur würden die eher "langweiligen" Novellen eines Gottfried Keller oder C.F. Meyer hochgehalten: "Hätten wir einen Maupassant oder Kipling gehabt, wäre das vielleicht anders." Aber der Deutsche habe nun mal "einen Hang zum Hohen, Breiten und Tiefen", stellt er nicht ohne Sarkasmus fest, deswegen nehme man auch Kurzgeschichtenautoren wie Kafka oder Schnitzler lieber als Dramatiker wahr. Gern gelesen "Das Schwert ...

(NGZ)
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