Marc Fettweis vertreibt Computer-Spiele im Internet Spielegrotte lehrt Amazon das Fürchten

Für Marc Fettweis hat der Stress gerade erst begonnen. Schon jetzt findet der 22-Jährige kaum noch Gelegenheit seinen Schreibtisch zu verlassen, an Freizeit ist nicht zu denken. Marc ist stolzer Besitzer einer eigenen Firma. Peter Böttner Marc an seinem PC. Der Vorster ist seit eineinhalb Jahren selbständig und betreut mittlerweile 15.000 Kunden. NGZ-Foto: M. Reuter

Für Marc Fettweis hat der Stress gerade erst begonnen. Schon jetzt findet der 22-Jährige kaum noch Gelegenheit seinen Schreibtisch zu verlassen, an Freizeit ist nicht zu denken. Marc ist stolzer Besitzer einer eigenen Firma. Peter Böttner Marc an seinem PC. Der Vorster ist seit eineinhalb Jahren selbständig und betreut mittlerweile 15.000 Kunden. NGZ-Foto: M. Reuter

Seit eineinhalb Jahren vertreibt er Computer-Spiele via Internet und das Weihnachtsgeschäft hat auch den Vorster Jung-Unternehmer fest im Griff. Hardcore-Spielern wird dieser Name schon lange ein Begriff sein, für alle anderen sei er an dieser Stelle gerne erwähnt: spielegrotte.de! Hinter diesem Namen versteckt sich niemand anderes als Marc Fettweis, der mit seinem Versandhandel zu einer festen Größe in der Welt der Bits und Bytes aufgestiegen ist.

Nach Fettweis' Angaben ist seine "Spielegrotte" inzwischen zur Nummer zwei in Deutschland avanciert, nur noch überflügelt vom schier unantastbaren Versandriesen Amazon. Das Erfolgsrezept des 22-Jährigen ist dabei denkbar einfach: "Mit möglichst wenig Risiko immer den günstigsten Preis anbieten." Alles klar? Was sich anhört wie die Antrittsrede des neuen Krisenmanagers, ist das Ergebnis glücklicher Umstände und einer gehörigen Portion Kreativität. Marc und sein Computer, der Beginn dieser höchst produktiven Partnerschaft geht weit zurück. "Ich habe damals einen 286er bekommen, für 8000 Mark", schmunzelt Marc.

Ans Programmieren hat er da allerdings noch nicht gedacht. "Mit Web-Design und Programmieren bin ich erst sehr viel später in Berührung gekommen. Richtig los, ging es mit dem Internet-Anschluss", erinnert sich der Vorster. In einem Paket mit aktualisierter Software, fand sich auch ein Programm, mit dem die User eine eigene Web-Seite programmieren konnten. "Zur gleichen Zeit war ich in einer Internet-AG, die eine schuleigene Seite kreieren sollte. Drei Tage vor Abgabetermin habe ich mir für 200 Mark ein verbessertes Programm gekauft und den Wettbewerb gewonnen", erklärt Marc.

Aus diesem schulischen Engagement wurde schnell ein Hobby, befreundete Schützenzüge und lokale Unternehmen erfreuten sich bald einer Fettweisschen Homepage. Der nächste Schritt war dann die Mitarbeit bei der Düsseldorfer Agentur TWT: "Ich habe mich auf eine Anzeige beworben und bin ins kalte Wasser geschmissen worden." Aus Handlanger-Diensten entstand die Mitarbeit am Internetauftritt des Landtages und Toys'R'Us.

Dennoch entschied sich Marc nach Abitur und Zivi für ein Studium. VWL in Bonn entpuppte sich aber schnell "als Inbegriff der Langeweile", wie Marc lachend zugeben muss. Auf den Bahnfahrten nach Hause war das Notebook die willkommene Abwechslung. Und plötzlich die entscheidende Idee: Warum nicht einen Online-Versandhandel programmieren? "Ich habe mich schon lange für so etwas interessiert. Ich wollte mir einfach beweisen, dass ich so etwas auf die Beine stellen kann."

Das fertige System sollte anderen Unternehmen verkauft werden. "Nach einer Woche war ich fertig und wollte wissen, ob es funktioniert. Mit Computerspielen konnte ich mich noch am ehesten identifizieren." Also auf zum Großhändler und flugs nach Einkaufspreisen erkundigt. "Die wollten aber erst mal einen Gewerbeschein sehen." Für Marc kein Hindernis, wofür sind Ämter schließlich da? Mit etwas Rhetorik und 20 Euro Gebühr war Marc Besitzer einer eingetragenen Firma und konnte mit den Großhändlern in Verhandlungen treten.

"Dann hatte ich Glück. Ich bin auf einen Händler gestoßen, der neu am Markt war und sich etablieren musste. Er hat mir extrem gute Konditionen gemacht und ich habe in Spieler-Foren für meine Seite geworben." Ohne eigenen Warenbestand gingen die ersten Bestellungen bei Marc ein, der erst jetzt beim Großhändler kaufte. "So hatte ich kein Risiko. Mit dieser Praxis arbeite ich immer noch." Doch bei mittlerweile 15.000 eigenen Kunden ist es logisch, dass aus Marcs Zimmer ein Warendepot geworden ist.

"Alles schon bestellt, oder ich weiß, dass ich das Zeug los werde", macht Marc seine Politik deutlich. Und seine Preise sind unschlagbar. "Ich liege eigentlich immer zehn Euro unter den Discountern. Nur bei speziellen Aktionen kann ich nicht mithalten." Sein Trick: Als Einzelkämpfer spart er jede Menge Kosten, der Computer erledigt die meiste Arbeit.

"Ein bis zwei Tage nach Bestellung hat der Kunde die Ware zu Hause", verspricht Marc. Er ist bei fast allen Herstellern mittlerweile Großkunde: "Ich würde gerne noch mehr machen, aber dann bräuchte ich wohl Unterstützung." Sagt's und begibt sich wieder an seinen PC, denn der Weihnachtsrummel hat begonnen.

(NGZ)
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