„Jamaika-Koalition“ Später Ruhm

Joschka Fischer dachte in der Elefantenrunde am Sonntagabend spontan an Reggae - kilometerlange Sandstrände und Rum-Cocktails unter Palmen sind andere Bilder, die vor dem geistigen Auge auftauchen, wenn das Wort Jamaika fällt.

Dieses Karibik-Gefühl waberte im Oktober 2004 für genau zwei Wochen durch Dormagen und verschwand nach der Stichwahl im grauen Herbstalltag der Chemiestadt genauso schnell wie es gekommen war.

Die CDU hatte damals ihre letzten Kräfte mobilisiert und ein Bündnis aus Union, FDP und Grünen organisiert, um ihrem Bürgermeisterkandidaten Reinhard Hauschild mit einer schwarz-gelb-grünen Zusammenarbeit doch noch zum Sieg zu verhelfen. Und sie hatte die Bezeichnung "Jamaika-Koalition" populär gemacht - als deutlich charmantere Variante der "Schwampel".

Doch die "good vibrations" halfen nichts: Nach der Stichwahl platzte "Jamaika". Was der CDU blieb, war der damals recht magere Trost einer genialen Wortschöpfung, für die sich ein Jahr lang niemand mehr interessierte. Das ist seit Sonntag anders - ganz anders.

Bei ihren Recherchen rund um die mögliche Zusammenarbeit von schwarz, gelb und grün in Berlin gaben am Montag zahlreiche Journalisten aus ganz Deutschland "Jamaika-Koalition" und "Jamaika-Bündnis" in die Suchmaschinen im Internet ein - und landeten in Dormagen.

Im Rathaus gab es etliche Anfragen von der Tagesschau bis zur Tageszeitung "Die Welt", die sich vor allem für die Urheberschaft der Formulierung interessierte und auch bei CDU-Fraktionschef Wiljo Wimmer nachforschte.

Der will den Geniestreich aber nicht für sich allein reklamieren. "Ich weiß nicht mehr, wer in der Dormagener CDU die Bezeichnung Jamaika zum ersten Mal genannt hat, ich weiß nur noch, dass wir alle sofort begeistert waren," so Wimmer. PeS

(NGZ)
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