Rhein-Kreis Neuss So gelingt die Rückkehr in den Beruf

Rhein-Kreis Neuss · Nach der Familienzeit wieder in den Beruf zurückzukehren, fällt vielen Frauen schwer. Vor allem Alleinerziehende stehen vor vielen Problemen. Im Rhein-Kreis gibt es die "Allianz Wiedereinstieg", die beim Wiedereinstieg hilft.

Sie hat es geschafft. 17 Jahre lang war Andrea Heckelei Ehefrau, Mutter, Hausfrau. Und damit vollkommen ausgelastet. Doch als ihre Ehe scheiterte und sie die Scheidung eingereicht hatte, war ihr klar: "Ich will wieder arbeiten, will wieder was machen." Das war im Sommer 2011.

Seitdem arbeitete die 52-Jährige an ihrem Ziel, absolvierte eine Weiterbildung, am Technologiezentrum Glehn zur Projekt- und Teamassistentin. Mit Erfolg: Im vergangenen August unterschrieb sie ihren neuen Arbeitsvertrag, als Sekretärin in Teilzeit bei einem Unternehmen in Meerbusch.

Berufsrückkehrerinnen wie Andrea Heckelei müssen viele Hürden nehmen: Sie sind lange Zeit nicht mehr berufstätig gewesen, kennen die Abläufe nicht mehr, sind technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand. Hinzu kommt gerade bei Alleinerziehenden die Problematik der Kindererziehung.

Um Frauen den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu ermöglichen, gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Angeboten. "Politik und Arbeitgeber haben erkannt: Wir brauchen Frauen auf dem Arbeitsmarkt", sagt Angelika König, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Arbeitsagentur Mönchengladbach, die für den Rhein-Kreis rund 11 000 arbeitsuchende Frauen betreut, darunter 230 Berufsrückkehrerinnen.

In der "Allianz Wiedereinstieg Rhein-Kreis Neuss" haben sich all jene vernetzt, die gemeinsam das Ziel haben, Frauen beim Wiedereinstieg in das Erwerbsleben zu unterstützen. "Wir engagieren uns für Berufsrückkehrerinnen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie", sagt Projektkoordinatorin Ulrike Kreuels, Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Kreises. Wenn sie von "wir" spricht, meint sie die vielen Beteiligten im "Netzwerk W". Dazu zählen die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten, ihre Kolleginnen bei der Arbeitsagenturen und im Jobcenter, in der Kreiswirtschaftsförderung, im Familienbüro und im Technologiezentrum Glehn (TZG). Auch Bildungsträger wie die Volkshochschule sind dabei.

Mit 10 000 Euro wird das Netzwerk pro Jahr vom Land unterstützt. Viel kann man damit nicht auf die Beine stellen. Dennoch hat das "Netzwerk W" bereits einiges erreicht. 2009 hat es den "Kompass Wiedereinstieg Rhein-Kreis Neuss" herausgebracht. "Darin sind rund 100 wichtige Angebote für Berufsrückkehrerinnen gelistet", erklärt Ulrike Kreuels. 2011 kam das "Lotsenwerk Wiedereinstieg" heraus. Das 260-seitige Handbuch richtet sich an alle Angebotsträger für Berufsrückkehrerinnen im Kreis. Für 2013 ist die Überarbeitung des Internetauftritts www.kompass-wiedereinstieg.de geplant.

Frauen, die den Wiedereinstieg ins Erwerbsleben suchen, haben unterschiedliche Bedürfnisse. Sie brauchen Qualifizierungsmaßnahmen, Unterstützung bei der Kinderbetreuung oder Bewerbungstrainings.

"Schon nach drei Jahren Pause wissen die meisten Frauen nicht mehr, ihren Marktwert einzuschätzen", sagt Angelika Baur, Seminarleiterin beim TZ Glehn. Das betreffe sowohl Nicht-Akademikerinnen als auch Akademikerinnen. Als Beispiel nennt sie EDV-Kenntnisse. "Die meisten können ein wenig Word oder Excel. Aber Grundkenntnisse reichen im Berufsleben nicht aus", so Baur.

Darauf reagiert das TZ Glehn mit verschiedenen Bildungsmaßnahmen. Bezahlt werden die Seminare des Technologiezentrums meist von der Agentur für Arbeit, es gebe aber auch Selbstzahler, sagt Baur. Die Seminare werden in Teilzeit angeboten, damit die Teilnehmerinnen Weiterbildung und Familie vereinbaren können. Baur weiß aber auch: "Dies ist oft nur eine von vielen Baustellen, die etliche Frauen heutzutage haben. In vielen Familien gibt es große Instabilitäten."

Damit hatte Andrea Heckelei nicht zu kämpfen. Ihre Töchter, zwölf und 15 Jahre alt, mussten sich zwar an die neue Situation gewöhnen, aber ihre Mutter organisierte den Alltag neu, zeigte den Mädchen, wie sie im Haushalt helfen können. Und mittlerweile finden sie es klasse, dass die Mama wieder arbeitet.

(NGZ/rl)
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