Rhein-Kreis Neuss Schwund in der Landwirtschaft

Rhein-Kreis Neuss · Immer mehr Betriebe geben auf, und täglich verschwindet im Schnitt etwa ein Hektar Ackerland im Kreis. Trotzdem sei Landwirtschaft eine Zukunftsbranche, sagen die Bauern. Wenn man ihr denn die Entwicklungsmöglichkeiten lässt.

Die Bauernschaft im Rhein-Kreis Neuss wird immer kleiner. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist in den vergangenen vier Jahren erneut deutlich zurückgegangen. Derzeit gibt es noch 504 Landwirte im Kreis, wie aus einer aktuellen Aufstellung der Landwirtschaftskammer NRW hervorgeht. Im Jahr 2010 waren es noch 569 Bauern gewesen - ein Rückgang um 11,4 Prozent. Auch die gesamte landwirtschaftlich genutzte Fläche ist um mehrere tausend Hektar auf nun etwa 28 400 Hektar geschrumpft (minus 10,3 Prozent). Gemessen an der Gesamtfläche des Kreises wäre damit die landwirtschaftlich genutzte Fläche im Kreis erstmals unter die 50-Prozent-Marke gerutscht.

"Etwa drei bis vier Prozent der Betriebe scheiden jährlich aus, das ist aber der normale Strukturwandel", sagt Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach. Was ihn viel mehr beunruhigt: "Am Tag verlieren wir im Durchschnitt etwa einen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche durch den Braunkohletagebau oder durch Wohnbebauung. Das muss zurückgefahren werden."

Unter den Landwirten gibt es zudem den Trend, dass eher weniger Getreidesorten angebaut werden, dafür aber mehr sogenannte intensivere Kulturen wie Kartoffeln, Möhren, Erdbeeren, Spargel und weitere Obst- und Gemüsesorten. "Das sind für das Einkommen ganz wichtige Betriebsteile", sagt Wappenschmidt. "Die Betriebe müssen entweder in der Fläche wachsen oder den Anbau intensivieren." Zumindest aber haben die Bauern im Kreis erreicht, dass die Landwirtschaft Bestandteil im Wirtschaftsförderungskonzept 2014 bis 2020 ist. Darin heißt es unter anderem, dass im Entwicklungsplan Kulturlandschaft die typische Lössbördelandschaft herausgestellt wird. Das Thema Landwirtschaft soll mit zukunftsweisenden Projektvorschlägen in die Planung einfließen, heißt es. Denn im Ausblick geht es wohl so weiter wie in den vergangenen Jahren: weniger Betriebe, die aber immer größer werden müssen, um das erforderliche Einkommen zu sichern. Wenn das aber nicht über die Fläche geht, muss eben der Ertrag steigen.

Das hat im vergangenen Jahr ziemlich gut funktioniert. 2014 war ein von den Witterungsbedingungen her fast optimales Jahr für die Landwirte. Vor allem, was die Zuckerüben und Kartoffeln angeht. "Das war eine Jahrhundert-Ernte", schwärmt Wappenschmidt. Im Durchschnitt lag der Ertrag im Rhein-Kreis bei 19,6 Tonnen Zucker pro Hektar. in Deutschland liegt der Durchschnitt bei 14,8 Tonnen. Das freut die Landwirte natürlich ungemein, hat aber auch einen Nachteil: Wenn zu viel auf dem Markt ist, dann sinkt der Preis. Und dieses marktwirtschaftliche Gesetz macht sich gerade bei den Landwirten deutlich bemerkbar. "Mit den Mengenerträgen und der Qualität waren wir weitgehend zufrieden", sagt Wappenschmidt. Geliefert wird an die Industrie, regionale Ketten im Lebensmitteleinzelhandel und an die Hofläden vor Ort. "Landwirtschaft ist eine Zukunftsbranche", sagt der Kreislandwirt überzeugt. "Wenn man ihr die Möglichkeit gibt, sich zu betriebswirtschaftlich zu entwickeln."

(NGZ)
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