Schulen in Neuss Diese Wege führen in Neuss zum Abitur

Serie | Neuss · In Neuss kann man nicht nur an den öffentlichen Gymnasien und Gesamtschulen, sondern an zahlreichen weiteren Bildungseinrichtungen die Allgemeine Hochschulreife erlangen.

 Der Weg zum Abitur führt nicht nur über öffentliche Gymnasien und Gesamtschulen (Symbol-Bild).

Der Weg zum Abitur führt nicht nur über öffentliche Gymnasien und Gesamtschulen (Symbol-Bild).

Foto: dpa/Armin Weigel

Wer in der Quirinusstadt sein Abitur machen möchte, orientiert sich in aller Regel schnell in Richtung eines der sechs Gymnasien oder einer der fünf öffentlichen Gesamtschulen. Was viele nicht wissen: Die Neusser Schullandschaft bietet noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, die Allgemeine Hochschulreife zu erlangen. Diese Alternativen sind besonders interessant für Jugendliche, die ihre Ziele nach den Abiturprüfungen zumindest schon anvisiert haben.

„Viele, die bei uns Abitur machen, haben eine berufliche Perspektive im betriebswirtschaftlichen Bereich, wollen also entweder eine kaufmännische Ausbildung oder ein BWL-Studium machen“, sagt Frank Huber, Leiter des Wirtschaftsgymnasiums am Berufskolleg für Wirtschaft und Informatik in Neuss. In Fächern wie Betriebswirtschaftslehre  oder Wirtschaftsinformatik werden fachliche Inhalte praxisorientiert vermittelt, teilweise von Lehrkräften, die auch in der beruflichen Ausbildung tätig sind. „Das bietet sehr gute Chancen für eine erfolgreiche Karriere in gehobenen kaufmännischen Berufen sowie im Studium“, erklärt Huber.

Diesen Praxisbezug haben auch die Abiturbildungsgänge am Erzbischöflichen Berufskolleg Neuss (EBK). An der Berufsbildenden Schule in katholischer Trägerschaft können sich Jugendliche, die die 10. Klasse absolviert und die Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe geschafft haben, an drei fachspezifischen Gymnasien bewerben – einem Wirtschafts-, einem Pädagogik- und einem Gesundheitsgymnasium. Die dreijährige Oberstufe besuchen sie im Klassenverband mit festen und fachspezifischen Leistungsfächern und lernen zudem die Jobwelt kennen. „In jedem Schuljahr sind mindestens vier Wochen Praktikum in einem Betrieb oder Unternehmen vorgesehen, beispielsweise in Kindergärten oder OGS-Betrieben“, erklärt Esther Wolters vom EBK. Trotz Spezialisierung absolvieren die Lernenden der Gymnasien an den Berufskollegs die zentralen Abiturprüfungen und können wie die Absolventen der allgemeinen Gymnasien und Gesamtschulen alle Fächer studieren. Die Oberstufen an den Berufskollegs sind verhältnismäßig klein und belaufen sich an den Gymnasien am EBK auf etwa 60 bis 80 Schüler.

Gleiches ist der Fall an der Neusser Privatschule, der einzigen privaten staatlich anerkannten Ergänzungsschule im Rhein-Kreis, die seit mehr als 50 Jahren im Barbaraviertel besteht. „Mit insgesamt nur rund 135 Schülern und etwa 15 in einem Jahrgang sind wir ein sehr kleines System“, erklärt Schulinhaber Alard von Buch. „Wir können daher jeden Schüler an die Hand nehmen; hier ist jeder Teil einer Schulfamilie“ – so beschreibt von Buch die Vorzüge seiner Bildungseinrichtung, an der die Schüler ebenfalls mit dem Zentralabitur abschließen können. Nur gestalte sich der Weg dorthin teilweise anders als im öffentlichen Schulsystem. „Zwar müssen wir die Inhalte fürs Abitur vermitteln, haben jedoch wie andere anerkannte Privatschulen, etwa Montessori- oder Waldorfschulen, mehr Freiheit, was den Schulalltag, die Fächerkonzentration und die Lehrmethoden angeht“, bemerkt er. Das beinhalte auch die Möglichkeit, auf Entwicklungen schnell reagieren zu können. „In der Corona-Pandemie beispielsweise konnten wir unseren Schülern sofort Online-Unterricht anbieten, ohne bürokratische Hürden.“ Dieser Komfort hat seinen Preis – die Neusser Privatschule kostet rund 850 Euro Schulgeld im Monat.

Mit monatlich etwa 1000 Euro greifen Eltern, die ihren Kindern einen Abschluss an der International School on the Rhine (ISR) ermöglichen, noch tiefer in die Tasche. Die ISR ist eine englischsprachige Ganztagsschule mit einem großen Campus in der Nähe des Stadtwaldes, die rund 1000 Schüler vom Kindergarten bis zur Klasse 12 besuchen. Absolventen der ISR halten am Ende ihrer Schulzeit nicht das Abitur, sondern das „International Baccalaureate“ (IB) in Händen, das ihnen „den Zugang zu renommierten Universitäten in 140 Ländern, auch in Deutschland, ermöglicht, sagt Oberstufenleiter Emil Cete. Im Vordergrund stehe neben der akademischen Bildung auch die Förderung sozialer Kompetenzen. „Das beinhaltet etwa das selbständige Organisieren und Planen von Aktivtäten oder gemeinnütziges Engagement“, erklärt Cete.

Dass es für das Abitur nie zu spät ist, beweisen das Abendgymnasium am Theodor-Schwann-Kolleg und das Erzbischöfliche Friedrich-Spee-Kolleg, die Erwachsene mit Berufserfahrung zur Allgemeinen Hochschulreife führen. „Bei uns als klassischer Schule des zweiten Bildungswegs erhalten Menschen eine neue Chance, diesen Abschuss zu machen“, sagt Daniela Parpart, die am Friedrich-Spee-Kolleg Deutsch, Englisch und Geschichte unterrichtet. Die Schülerschaft sei bunt – vom 20-jährigen Gymnasiumsabbrecher über die Hauptschülerin oder Geflüchtete aus Syrien bis hin zum 50-Jährigen, der sich entschließt, endlich sein Abitur zu machen.

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