Menschen und Gebäude kamen im Kreis nicht zu Schaden Schreck in der Morgenstunde

Menschen und Gebäude kamen im Kreis nicht zu Schaden · Von Mareike Roszinsky

Von Mareike Roszinsky

Am Montag Morgen wurden die Bewohner im Kreis Neuss unsanft geweckt. Um viertel vor acht bebte die Erde in der Niederrheinischen Bucht. Ein Erdbeben mit der Stärke von 4,9 auf der Richterskala erschütterte auch den Kreis. So heftig gebebt hatte die Erde im Kreis zuletzt 1992, damals mit vielen Schäden an Gebäuden.

Am Montag verlief jedoch alles glimpflich. Das konnte Polizeisprecher Hans-Willi Arnold bestätigen. "Bei uns gingen zwar in den Minuten direkt nach dem Erdbeben über 40 Anrufe besorgter Bürger ein", erklärte er. "Doch eine Panik entstand nicht und Schäden wurden auch nicht gemeldet." Die Rommerskirchenerin Marlene Topp wurde im Schlaf von dem Erdbeben überrascht. "Ich habe mich wahnsinnig erschrocken", erinnerte sie sich. "Im ersten Moment dachte ich, dass ein schweres Fahrzeug wie ein großer Bagger auf unsere Auffahrt gefahren sei. Dann habe ich den Bademantel übergeworfen und bin rausgelaufen."

Edith Konnertz aus Korschenbroich dagegen kann sich noch gut an das Beben von 1992 erinnern, realisierte deshalb sofort, was die Erde so erbeben ließ. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass das Beben so stark sein würde, um Schäden am Haus zu verursachen, aber man weiß ja nie", meinte die Inhaberin eines Geschäftes für Haushaltswaren. Nach der ersten Aufregung schaute Edith Konnertz, ob die Ware im Geschäft an der Steinstraße das Beben unbeschädigt überstanden hatte. "Meine erste Sorge galt mir und meinen Söhnen, schließlich hat man sofort die Bilder verheerender Erdbeben aus dem Fernsehen vor Augen", schilderte Edith Konnertz ihre Gefühle bei dem großen Schreck in der Morgenstunde. Die jüngsten Erdbeben in der Türkei sind ein Beispiel, welche schlimmen Folgen ein Erdbeben haben kann.

Eine Katastrophe, die auch im Rheinland nie hundertprozentig ausgeschlossen werden kann. Dem ist sich auch Holger Gaensicke bewusst. Als Diplom-Physiker und Geologe analysiert er in der Erdbebenstation Bensberg das Risiko im Rheinland. "1992 war mit einer Stärke von 5,9 das Jahrhundertbeben im Rheinland", so der Experte. "Das Epizentrum lag damals in Roermond, gestern jedoch bei Alsdorf nordöstlich von Aachen." Das Hypozentrum, von dem aus das Erdbeben wirkt, lag rund 14 Kilometer tief in der Erde. "Eine todsichere Vorhersage von Erdbeben ist natürlich nicht möglich", meint Gaensicke. Beben wie das von Roermond kämen statistisch gesehen alle 80 bis 100 Jahre im Rheinland vor, sagte der Physiker. "Wir erwarten jedoch keine stärkeren Beben in der Niederrheinischen Bucht." Das Roermond-Beben war das bisher stärkste.

"Ein Beben mit einer Stärke von 7,0 und höher wie in der Türkei oder in Japan ist in dieser Region sehr, sehr unwahrscheinlich, lässt sich aber nie hundertprozentig ausschließen", beschreibt er das Risiko. Allein über 100 Beben in der Niederrheinischen Bucht registrierten die Mitarbeiter der Erdbebenstation in diesem Jahr. Der Großteil wird durch den Bergbau im Ruhrgebiet verursacht. "Es gibt aber auch tektonische Beben", sagt Gaensicke. Das seien jedoch meist sogenannte Mikrobeben mit einer Stärke von weniger als zwei auf der Richterskala. "Die sind so schwach, dass sie nicht bemerkt werden."

(NGZ)
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