Chemiker Dr. Christian-Heinrich Wunderlich "Schnapsidee" als Vortrag

"Mehr Licht!" Goethes angeblich letzte Worte auf dem Totenbett könnten auch das Motto des Wissenschaftlers Dr. Christian-Heinrich Wunderlich sein. Schon als Kind hat ihn Feuer, mehr noch sein Schein, in den Bann gezogen. An sich wohl kaum etwas Besonderes, doch bei ihm hat sich die Begeisterung gehalten. Fasziniert vom Licht: Der Wissenwschaftler Dr. Christian-Heinrich Wunderlich mit einer orignalgetreu nachgebauten "Firmalampe".

"Mehr Licht!" Goethes angeblich letzte Worte auf dem Totenbett könnten auch das Motto des Wissenschaftlers Dr. Christian-Heinrich Wunderlich sein. Schon als Kind hat ihn Feuer, mehr noch sein Schein, in den Bann gezogen. An sich wohl kaum etwas Besonderes, doch bei ihm hat sich die Begeisterung gehalten. Fasziniert vom Licht: Der Wissenwschaftler Dr. Christian-Heinrich Wunderlich mit einer orignalgetreu nachgebauten "Firmalampe".

Waren es in jungen Jahren noch die Besuche im Römisch-Germanischen Museum in Köln, die ihn umtrieben und bewogen, im elterlichen Hause in Leverkusen Öllampen nachzumodellieren und zu brennen, so macht er es heute quasi amtlich. Der Chemiker Wunderlich arbeitet als Leiter der Abteilung Restaurierung beim Landesamt für Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle, und dort ist ihm als "Schnapsidee" anlässlich einer bevorstehenden "Langen Nacht im Museum" in den Sinn gekommen, römische Öllampen für die Beleuchtung zu verwenden.

Doch der Gang ins Fundmagazin war enttäuschend: Es gab keine Belege dafür, dass im Sachsen-Anhaltinischen jemals welche aufgetaucht sind. Das "Warum" ließ dem heute 40-Jährigen keine Ruhe, und so begann er mit der Licht-Erforschung, die sich zu einem regelrechten Fachgebiet ausgeweitet hat. Dabei interessierte ihn weniger die technische Entwicklung als vielmehr die ökonomische.

Dass die Menschen in Sachsen-Anhalt lieber das tierische oder pflanzliche Fett in ihre recht dürftige Ernährung steckten, als in Lampen zu verbrennen, war nur die erste Erkenntnis (mit dem lachend vollzogenen Fazit: "Der Begriff Dunkeldeutschland traf da tatsächlich zu."); die Feststellung, dass im mediterranen Raum Öllampen normal waren, weil hier das Olivenöl reichlich floss, eine weitere auf dem Weg zu einem Spezialisten, der heute mühelos in Vorträge von "Fettnäpfchen und Tranfunzeln" erzählen kann.

"Wenn man sich überlegt, wie stark wir positive Dinge mit Begriffen rund um das Licht verbinden", sagt Wunderlich, "kann man auch ermessen, wie wichtig es für die Menschheit ist". In allen Kulturen steht das Helle, Lichte für das Gute; in der Schöpfungsgeschichte erschafft Gott das Licht am siebten Tag und befindet es als das erste Ding, das er selbst für gut hält, sagt Wunderlich - eine Aufzählung, die sich beliebig mit geflügelten Wörtern wie "sein Licht nicht unter den Scheffel stellen" oder "ein Licht aufgehen lassen" ergänzen ließe, um die positive Bedeutung des Scheins zu unterstreichen.

Manchmal aber begründet die Form einer Lichtquelle gar erst eine Redensart: So lässt sich "Maulaffen feilhalten" auf einen im Mittelalter für brennende Späne gebräuchlichen Halter in Gestalt eines menschlichen Kopfes mit offenem Mund zurückführen - welcher wiederum als Lückenbüßer genutzt wurde, wenn man den Span aus verschiedenen Gründen nicht selbst im Mund halten konnte. All das wie auch die Geschichte des Lichts und seiner Quellen ist Gegenstand seines Vortrags, den Wunderlich morgen im Clemens-Sels-Museum hält. Launig präsentiert er edel wirkende Glasschalenlampen wie auch die urigen "Schnauzenlampen", erzählt von der "Firmalampe" (so genannt, weil sie einen Stempel des Töpfers eingebrannt hatte) und experimentiert gar mit ihnen herum. Helga Bittner

Am Obertor, Sonntag, 15 Uhr

(NGZ)
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