Hospizbewegung in Meerbusch zählt 22 aktive Helfer Salzmann: Flexibilität ist das oberste Gebot

"Sagen Sie dem Kranken beim ersten Besuch, wer Sie sind? Wie fangen Sie Helfer auf, die die seelische Belastung nicht mehr ertragen?" Schon nach wenigen Minuten musste Irmgard Salzmann, die erste Vorsitzende der Hospizbewegung Meerbusch, von ihrem vorbereiteten Redekonzept ablassen, weil die Mitglieder des Sozialausschusses sie mit Fragen löcherten.

Die Hospizbewegung hat sich zum Ziel gesetzt, dem schwerkranken Menschen bis zuletzt möglichst viel Lebensqualität zu erhalten - dazu gehört auch ein weitgehend schmerzfreies Dasein. "Wir schließen die Lücke, die Mitarbeiter der Sozialstation nicht ausfüllen können", erklärte Irmgard Salzmann den Anwesenden. "Wir geben ihnen die menschliche Zuwendung, die die Pfleger aufgrund des engen Zeitplans nicht bieten können".

Tag und Nacht einsatzbereit

Die 22 Aktiven im Alter von 34 bis 74 Jahren sind Tag und Nacht einsatzbereit. "Flexibilität ist unser oberstes Gebot", versichert die Vereinsvorsitzende. Die Helfer suchen die Kranken zu Hause, im Stift oder im Krankenhaus auf. Die Begleitung kann sich auf einige Tage oder anderthalb Jahre erstrecken, sie kann dabei durchaus von wechselnden Personen geleistet werden. "Manche Patienten teilen uns entsprechend ihren Bedürfnissen ein." Und wenn sich etwa ein Schlaganfall-Patient nicht mehr artikulieren kann, versuchen die Helfer seine Sinne anzusprechen - zum Beispiel mit wohlriechenden Blumen oder Musik. Alles ist erlaubt, wenn es zu einem würdigen Lebensende beiträgt.

Selbstfindungskursus

Kein Wunder also, dass die Helfer ein Jahr lang auf diese schwierigen Aufgaben vorbereitet werden. "Erst dann kann ein Kandidat beurteilen, ob er seelisch gewappnet ist", so Irmgard Salzmann. In einem Selbstfindungskursus müssen sie sich mit dem eigenen Sterben befassen, um sich darüber klar zu werden, was der Verlust des Lebens und Abschiednehmen bedeutet. Außerdem lernen sie, wie sich bestimmte Krankheitsbilder auf das seelische Empfinden auswirken. "Wir sind schließlich Begleiter und müssen die Wünsche des Kranken ergründen können", sagt sie.

Den ersten Kontakt zwischen Angehörigen und Helfern stellt die Koordinatorin Kitti Bader, "die Seele des Geschäftes", her. "Die Angehörigen wünschen oft, dass wir uns zunächst nicht als Sterbebegleiter zu erkennen geben." Die Kranken selbst jedoch gingen mit dem Thema Tod oft viel souveräner um. Leider führten Stolz und Scheu der Angehörigen in einigen Fällen dazu, dass der Verein zu spät informiert werde.

Wie auch in Krankenhäusern üblich bietet die Hospizbewegungen ihren Mitarbeitern eine Supervision, "um den seelischen Ballast abwerfen zu können". Erst in zwei Fällen habe ein Mitarbeiter eine Begleitung niedergelegt, so Salzmann.

(NGZ)
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