Telefonseelsorge im Rhein-Kreis Neuss Über 11.000 Anrufe in 2018

Rhein-Kreis · Im Rahmen der „Woche für das Leben“ ist am Freitag der Vortrag „Die Geschichte meines Selbstmords“. Im kommenden Jahr wird die Telefonseelsorge Neuss 50 Jahre alt.

 (Symbolbild)

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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Als sie 1970 gegründet wurde, meldeten sich im ersten Jahr 78 Anrufer. 2018 waren es genau 11.017 Menschen, wie die Leiterin der Einrichtung, Barbara Keßler, mitteilt, die dort Rat, Zuspruch und Hilfe gesucht haben. „27 Prozent davon, also mehr als ein Viertel, litten an diagnostizierten psychischen Erkrankungen“, fügt die Diplom-Psychologin hinzu. Die können dazu führen, dass Betroffene nicht mehr leben wollen. Mit der Suizidprävention beschäftigt sich in diesem Jahr auch die ökumenische „Woche für das Leben“, die gerade läuft und in deren Rahmen die Telefonseelsorge gemeinsam mit dem Familienforum Edith Stein einen erzählen lässt, der nicht mehr leben wollte und sich vor 30 Jahren vor einen Zug warf: Volker Staudt. Er überlebte, doch verlor beide Beine, schrieb das Buch: „Die Geschichte meines Selbstmords“. Darüber wird er am kommenden Freitag, 10. Mai, ab 18 Uhr im Edith-Stein-Haus, Schwannstraße 11, sprechen (Eintritt frei).

Seit fünf Jahren gehört Franz S. (Name geändert) zum Team der Neusser Telefonseelsorge. Den 63-Jährigen erschreckt vor allem die Zunahme an jungen Menschen, die psychische Erkrankungen haben. Und das Schlimmste: „Sie trauen sich oft nicht, sich einem anzuvertrauen, weder der Familie noch Freunden“, erzählt er. „Und wenn sie es machen und den nächsten Schritt in Richtung Therapie gehen möchten, dann fehlen entsprechende Plätze“, fährt er fort. 10.000 Menschen setzen in Deutschland pro Jahr ihrem Leben ein Ende, darunter knapp 40 Jugendliche, weiß Keßler. Suizid sei nach Unfall bei jungen Leuten die zweithäufigste Todesursache.

65 Mitarbeiter, 80 Prozent sind Frauen, zwischen 30 und 78 Jahren engagieren sich ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge. Das geht nur nach einer intensiven Ausbildung (Infos unter 02131 23575). Aktuell, sagt Keßler, werden zehn Mitarbeiter dazu ausgebildet, noch in diesem Jahr in die „Mailseelsorge“ einzusteigen.

(NGZ)
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