Startup aus Grevenbroich Neue Software hilft im Notfall mit Ortungsfunktion

Rhein-Kreis · Wenn ein Notruf eingeht, zählt für die Retter jede Sekunde. Dabei hilft im Rhein Kreis Neuss nun eine neue Anwendung: Sie sendet der Leitstelle den Unfallort zu und startet ein Live-Video. Entwickelt hat das ein Grevenbroicher Startup - Vodafone ist als Partner dabei.

 (Symbolbild)

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Foto: dpa/Jens Kalaene

Wer unterwegs Augenzeuge eines Unfalls wird oder sieht, wie ein Mensch nach einer Herz-Attacke zusammensackt, wählt die 112 – und zwar in der Regel mit dem Smartphone. Dabei geht es für die Retter um zwei Fragen: Einerseits müssen sie einschätzen, welche Hilfsmaßnahmen jetzt dringend erforderlich sind und den genauen Standort wissen. Denn so können die Rettungskräfte zielgenau ausrücken, ohne dabei wertvolle Zeit zu verlieren. Aber nicht immer können die Betroffene genau angeben, wo sie sich gerade befinden. Und genau an diesen Punkten knüpft die Software „EmergencyEye“ an. Entwickelt wurde sie in Mühlrath, einem kleinen Ort, der zur Stadt Grevenbroich gehört. 2015 hat sich dort das Unternehmen Corevas gegründet und die Notfallsoftware erarbeitet.

Und so funktioniert sie: Die Verbindung zwischen dem Smartphone des Notrufenden und „EmergencyEye“ wird über eine SMS hergestellt, die im Notfall von der Leitstelle an den Anrufer verschickt wird. Erlaubt er über den mitgeschickten Link den Zugriff, kann er nicht nur in Sekundenschnelle geortet werden. Nach Zustimmung kann auch die Smartphone-Kamera genutzt werden. Und das bietet gleich drei Vorteile. Erstens: Die Retter können die Situation genauer einschätzen. Zweitens: Sie können den Anrufer bei der Ersten Hilfe besser anleiten. Und drittens: Sie können noch gezielter Rettungskräfte entsenden.

 Sie setzen auf „EmergencyEye“ (v.l.): Elmar Eppels (Kreisleitstelle), Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter und Günter Huhle (Corevas).

Sie setzen auf „EmergencyEye“ (v.l.): Elmar Eppels (Kreisleitstelle), Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter und Günter Huhle (Corevas).

Foto: Vodafone

Bundesweit sind Rettungsleitstellen am „Notfallauge“, das im Rhein-Kreis bereits eingesetzt wird, interessiert. „Wir sind mit allen Leitstellen in NRW im Gespräch“, sagt Günter Huhle, Arzt und Gründer von Corevas. Auch Vodafone ist von der Software überzeugt und kooperiert jetzt mit Corevas.

Die Verbindung zwischen Smartphone und „EmergencyEye“ kann daher der Schlüssel sein, um Leben zu retten. „Dafür hat unser Partner Vodafone seinen schnellen SMS-Gateway zur Verfügung gestellt, der den Leitstellen und den Ersthelfern kostenfrei zur Verfügung steht“, erklärt Huhle. Das bringt Tempo. Mit dem sogenannten Zero-Rating ermöglicht Vodafone seinen Kunden in Deutschland zudem, dass die Hilfe per Video für betroffene Personen am Unfallort nicht nur keinerlei Datenvolumen verbraucht und kostenfrei ist, sondern auch dann genutzt werden kann, sollte das Datenvolumen des Anrufers schon beinahe aufgebraucht sein. „Es ist ein schöner Gedanke, wenn Technologie Menschenleben retten kann“, erklärt Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter.

Seit Oktober 2018 setzt die Kreisleitstelle im Rhein-Kreis „EmergencyEye“ ein. Weitere Leitstellen sollen folgen. Zurzeit profitieren laut Corevas rund eine Million Menschen. „Unser Ziel ist es, bis April bereits mehr als vier Millionen Menschen mit ,EmergencyEye’ zu versorgen“, erklärt Huhle.

Zum Tag des europäischen Notrufs 112, der am Montag begangen wurde, hat Corevas zudem die fünfteilige Animationsfilmreihe „Tapir Tapes“ vorgestellt, die das Wissen zur Ersten Hilfe beim Herzkreislaufstillstand vermittelt. Die Videos sind in eine Online-Lernplattform („Massive Open Online Course“) eingebettet und kostenfrei zugänglich. Sie finden sich unter www.emergencyeye.de im Internet.

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