Arbeitsunfähigkeiten im Rhein-Kreis Neuss Verwaltung liegt bei Krankheitstagen vorn

Rhein-Kreis · Die AOK Rheinland/Hamburg hat die Arbeitsunfähigkeitsdaten für den Kreis ausgewertet. Langzeiterkrankungen haben zugenommen.

 Grundlage für die Erhebung der AOK Rheinland/Hamburg sind Arbeitsunfähigkeitsdaten.

Grundlage für die Erhebung der AOK Rheinland/Hamburg sind Arbeitsunfähigkeitsdaten.

Foto: dpa

 Um mehr als 13 Prozent sind die Krankentage aufgrund von psychischen Erkrankungen im ersten Halbjahr 2019 im Rhein-Kreis Neuss gestiegen. Gleichzeitig verringerten sich die Fehltage wegen Atemwegserkrankungen um mehr als 20 Prozent, da es Anfang dieses Jahres keine so gravierende Erkältungswelle gab wie 2018. Das geht aus der statistischen Erhebung der AOK Rheinland/Hamburg hervor, die die Arbeitsunfähigkeitsdaten ihrer 44.556 Versicherten ausgewertet hat. Am Mittwoch wurden diese Daten vorgestellt.

Nahezu unverändert sei der Gesamtkrankenstand mit 5,98 Prozent, erklärte Gregor Mertens, stellvertretender Leiter des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Eine Auffälligkeit ergibt sich allerdings bei der Krankheitsdauer. Dazu muss man wissen: Während der ersten sechs Wochen der Arbeitsunfähigkeit zahlt der Arbeitgeber das Gehalt, ab dem 43. Tag die gesetzliche Krankenversicherung. Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die bis zu sechs Wochen krank waren, ist in den ersten sechs Monaten von 4,62 Prozent in 2018 auf 4,43 Prozent im Jahr 2019 zurückgegangen.

„Dagegen ist die Zahl der Langzeiterkrankungen gestiegen“, erklärt Regionaldirektorin Marion Schröder. Sie nimmt zugleich eine Einordnung vor. „Grundsätzlich gilt aber: Die Versicherten im Rhein-Kreis Neuss sind nicht gesünder oder kränker als in anderen Regionen“, sagt Schröder. An erster Stelle der Fehltageszeiten aufgeschlüsselt nach Branchen sind die Beschäftigten der allgemeinen öffentlichen Verwaltung gelistet. „Wer jetzt denkt: Ah, typisch Verwaltung, irrt“, klärt Schröder auf. Denn Beamte tauchen in diesen Daten nicht auf, da sie privatversichert sind. Es handelt sich vielmehr um Angestellte und Arbeiter in Straßenbaubetrieben, Kindertagesstätten oder Grünflächenämtern, erläutert Mertens. An zweiter Stelle des Gesamtkrankenstandes folgen Mitarbeiter aus den Bereichen Ver- und Entsorgung, an dritter Stelle Beschäftigte an Alten- und Pflegeheimen sowie im Bereich der ambulanten Pflege.

Im Rhein-Kreis Neuss stehen Beschäftigte aus der Pflegebranche nach jenen aus Mönchengladbach an zweithöchster Stelle bei den Fehltagen aufgrund von psychischen Erkrankungen. Die meisten krankheitsbedingten Fehltage erfolgen aufgrund von Muskel- und Skeletterkrankungen, an zweiter Stelle stehen bereits die psychischen Erkrankungen. Das BGF hat die Entwicklung der psychischen Erkrankungen für den Zeitraum 2003 bis 2018 verglichen. Danach hat sich die Zahl dieser Erkrankten mehr als verdoppelt. Drei Ursachen nennt Mertens: „Zum einen hat sich das Diagnose-Verhalten der Ärzte verändert und zum anderen gibt es eine Enttabuisierung dieser Krankheiten.“ Der dritte Grund mag noch gewichtiger sein: Die Belastungen in der Arbeitswelt sowie im gesamtgesellschaftlichen Kontext sind gestiegen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort